Artenförderung in den Familiengärten

Erstellt von Jessica Käser |
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Artenförderung im Siedlungsraum? Das mag im ersten Moment erstaunen. Allerdings bietet der Siedlungsraum mittlerweile häufig mehr Arten einen Lebensraum als das ausgeräumte und intensiv genutzte Kulturland. Mit gezielten Aufwertungen können auch gefährdete Arten gefördert werden.

Besonders wertvoll sind grössere, extensiv genutzte Grünräume mit einem hohen Anteil an einheimischen Pflanzen und einem grossen Blütenangebot, dazu zählen auch Familiengartenareale. Die Familiengartenareale Wehrenbach und Eierbrecht sind wahre Biodiversitätshotspots in der Stadt, und etliche gefährdete Arten kommen hier noch vor. Um diesen Reichtum zu erhalten, hat der Verein ­Natur im Siedlungsraum ein Projekt in diesen Familiengartenarealen im Wehrenbachtobel lanciert.

Gelbbauchunken und Wildbienen

Mit dem Ziel, die spezialisierten Arten gezielt zu fördern, hat der Verein Natur im Siedlungsraum im März 2022 einen Ak­tionstag im Familiengartenareal Eierbrecht organisiert. Der Fokus des Aktionstages lag bei den Gelbbauchunken, den Zauneidechsen und den Wildbienen. Von den Aufwertungen profitieren aber auch etliche andere Arten.

Entlang des Wehrenbachs liegt eine der nur noch drei Gelbbauchunkenpopulationen in der Stadt Zürich. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen sogar in und um die Familiengärten Wehrenbach und Eierbrecht. Diese Amphibienart wird auf der roten Liste in der Schweiz als «stark gefährdet» eingestuft und braucht deshalb dringend Fördermassnahmen. Ausgewachsene Tiere, gut zu erkennen an ihrem gelben Bauch und dem warzigen Rücken, leben gerne in sehr unterschiedlichen Gewässern. Man findet sie sogar in Brunnentrögen in den Familiengärten!

Für die Fortpflanzung respektive um sich aus dem Laich zu einer Kaulquappe und später zu erwachsenen Tieren zu entwickeln, benötigen sie aber seichte, gut besonnte Gewässer. Solche Kleingewässer kann man gut in den Familiengärten schaffen. Beim Aktionstag im März wurden dazu Unkenwannen verteilt und auf verschiedenen Parzellen in den Boden eingelassen. Damit die Unkenwannen erfolgreich sind, sind eine Ausstiegshilfe und etwas Versteckmöglichkeiten durch Steine oder Holz willkommen. Ebenso ist es gut, wenn die Wannen im Herbst geleert werden, damit keine räuberischen Larven von Libellen darin überleben.

Ebenfalls kommen in den Familiengärten die seltenen Zauneidechsen vor. Diese Art wird auf der roten Liste als verletzlich eingestuft. Die als Männchen grüne Eidechse nutzt gerne Holzstrukturen wie zum Beispiel Asttristen. Das ist ein Unterschied zu den häufigeren, kleineren Mauereidechsen. Diese nutzen lieber steinige Strukturen. Einige neue Strukturen für die Zauneidechsen konnten ebenfalls geschaffen werden. Ein Fokus liegt bei der Förderung von Wildbienen. Philipp Heller hat für seine Bachelorarbeit an der ZHAW Wädenswil 2019 untersucht, welche Wildbienen im Familiengartenareal Wehrenbach vorkommen. Es sind beeindruckende 111 Arten. Weiss man, dass insgesamt 200 Arten im ganzen Stadtgebiet Zürich vorkommen und 600 in der ganzen Schweiz, ist das eine enorme Vielfalt, die in diesem kleinen Kosmos der Familiengärten entlang dem Wehrenbach vorkommt.

Erfolgreicher Aktionstag

Insgesamt wurden am Aktionstag 286 einheimische Blütenpflanzen für Bienen gepflanzt. Davon profitieren auch andere Tiere, etwa Schmetterlinge. 50 neue Gehölze sind dabei, im Familiengartenareal Wurzeln zu schlagen. Etwa 15 neue Unkengewässer wurden erstellt. Je ein Kubikmeter Wandkies und Wildbienensand wurde eingebaut und bietet neue Nistmöglichkeiten für Waldbienen.