Casa del Mas: Ein Blick hinter die Kulissen

Erstellt von Manuela Moser |
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Die spanischen Orangen von der Casa del Mas, einem Küsnachter Familienunternehmen, sind beliebt und bekannt. Gepflückt und nach Zürich geliefert innert zwei Tagen, spenden sie während der kalten Monate viel Vitamin C. Etwas weniger bekannt sind die Ferien auf der Küsnachter Orangenfinca. 

«Der Sauerklee blüht jetzt wunderschön gelb und es ist ein einziges Summen, wenn man durch die Felder läuft, von den tausend Bienen, die da herumfliegen, von Blüte zu Blüte. Es ist herrlich, auch wenn es nachts noch ziemlich frisch wird.» Das sagt Boris Jost, eben zurückgekehrt aus Spanien. Der Küsnachter Unternehmer verbrachte gerade ein paar Tage auf seiner Plantage Casa del Mas in Canals, einer Provinz in Valencia. Der 50-Jährige führt sie bereits seit 20 Jahren und in vierter Generation; inzwischen liefert er auch preisstabiles Olivenöl und andere Zitrusfrüchte wie Zitronen oder Kumquats in die Schweiz – und das immer frisch, garantiert innert zwei Tagen nach Pflücktag, ohne Pestizide und ganz Bio, bevor es Bio gab. Angefangen hatte alles im Jahr 1929, als sein Urgrossvater Ernst Baumann in der valencianischen Provinz 50 Hektar Land erwarb. 

Paco und Nieves sind das Herz

Daran und an vieles mehr erinnern sich Paco und seine Mutter Nieves (85) – Paco, so nennt sich der einheimische Tausendsassa auf der Casa del Mas. Er empfängt die Gäste aus der Schweiz und führt sie nach Wunsch auf der weitläufigen Plantage herum, obwohl er nur Spanisch spricht. Trotzdem findet er den Draht sofort, mit Humor, Kommunikationsfreude und einer natürlichen Liebe zu den Menschen. Pacos Mutter Nieves kannte den Gründer Ernst Baumann als Kind noch persönlich; ihr Vater hatte für ihn, also Josts Urgrossvater, gearbeitet. 

Heute muss Paco der betagten Mutter etwas auf die Sprünge helfen. Er sagt: «Mama, ihr habt doch zusammen in ­einem Arbeiterhaus auf der Casa del Mas gewohnt.» Und schon erhellt sich ihr Gesicht. Ja natürlich, sie erinnert sich jetzt an die Zeit in der «Casa Garrido», welche heute leer steht; das Haus befindet sich nicht mehr direkt auf dem Land der Casa del Mas, aber gleich nebenan. «Mama, lass uns weitergehen.» Paco hackt bei seiner Mutter ein, er lacht. Auch sie ist hier sichtlich glücklich.

Fruchtbares Land

Der Blick schweift nochmals über das fruchtbare Land – früher bewässerte man es mittels der Überflutungsmethode, heute wendet man die ökologische Tröpfchenbewässerung an. «17 000 Bäume stehen auf der Plantage», erzählt Paco bei der Weiterfahrt mit dem Auto, «und ein ausgewachsener Baum wirft jährlich etwa 40 bis 50 Kilogramm Früchte ab.» Sieben bis acht Festangestellte und in der Pflück-Hochsaison im Winter bis zu zwölf Arbeiterinnen und Arbeiter – das ist die Casa-del-Mas-Familie. Beim «almuerzo»  (einem langen Znüni) mit einem «bocadillo» (Sandwich, welches Paco am liebsten mit Tintenfisch mag) kommt der ­Valencianer ins Erzählen. 

Nämlich wie die Ernte erst im November beginnt, wenn die Früchte ihre wahre Reife erreicht haben, weil sie keinen einzigen Tag ins Lager wandern, sondern direkt in die Verteilerkartons Richtung Schweiz; wie der Gründervater Ernst Baumann das Geschäft einst mit der Leder- und Wollproduktion begonnen hatte, und die Orangen nur als Give-aways für seine Kunden dienten. Und wie das 23 Meter breite Bewässerungsbecken, das einst als Wasserspeicher diente, vor wenigen Jahren zum Naturpool umfunktioniert wurde. Das Konzept ist, dass man einen See nachahmt, in dem die Pflanzen das Wasser reinigen, ganz ohne Chlor oder Salz. Mit einem ausgeklügelten Pumpsystem wird das Wasser konstant umgewälzt, durch die bepflanzte Zone geführt, und so strömt es schliesslich durch den Schwimmbereich. Wundersam werden – unsichtbar für das Auge der Badenden, nämlich unter dem Holzdeck – die Algen und andere schwebende organischen Elemente herausgefiltert. «Es ist eine arbeitsintensive Sache, einen solchen Pool sauber zu halten», so der Besitzer Boris Jost. Denn je höher die Temperaturen sind und je mehr Menschen drinnen baden, desto schneller bilden sich Algen. «Wir finden aber, der Aufwand lohnt sich, denn alle lieben den Pool und sagen, dass er prima in die Landschaft passt, inmitten der Pinien und der Bio-Orangen-Haine.» In Spanien gebe es zudem nicht viele so grosse Schwimmteiche, die meisten seien im Norden des Landes oder auf den Balearen angesiedelt. «In unserer Gegend ist er laut Aussage des Poolbauers einzigartig», meint Jost stolz.

Und tatsächlich ist der Naturpool ein ganz besonderer Genuss. Und zwar für alle, auch für Gäste. Denn – das die gute Nachricht: Man kann hier im verborgenen Paradies auch Ferien machen.

Neu sechs Ferienwohnungen

«Das alte Farmhaus stand zuerst lange leer», erzählt Boris Jost. «Da haben wir ­einen Teil in Ferienwohnungen umgebaut.» Mehrere Kunden hätten nämlich schon vor einigen Jahren gewünscht, vor Ort und mit eigenen Augen zu sehen, wie die Küsnachter Orangen und Grapefruits der Casa del Mas angebaut werden. «Damit war eine weitere Idee geboren.» Erst vor kurzem wurde die letzte Umbauphase in Angriff genommen. «Nebst den bestehenden drei Ferienwohnungen können wir bald insgesamt sechs Einheiten anbieten», erzählt der Küsnachter weiter. Dabei wurden die Dächer mit natürlichen Dämmstoffen aus Holzfasern isoliert. «Da immer mehr Leute auch im Winter zu uns kommen, werden wir die Wohnungen zusätzlich mit einer mit Photovoltaik betriebenen Wärmepumpe ausstatten.» Seit 2020 kämen auch immer mehr «Workation»-Gäste dazu (das Wort setzt sich aus «work» und «vacation» zusammen). Also Menschen, die es sich aussuchen können, wo sie arbeiten wollen. «Hier können sie dann den milden, trockenen Winter geniessen.» 

Die Wärmepumpe wird im Sommer gleichzeitig auch kühlen, weiss Jost. «Auch das ist notwendig heutzutage, bei Höchsttemperaturen von mehr als 40 Grad im Hochsommer.» Die heisser werdenden Sommer machen dem Land zunehmend zu schaffen. Hier im kühlen Schatten der einzelnen Ferienwohnungen auf der Casa del Mas finden in der Zukunft bis zu 30 Gäste Platz.

Interessierte können eine Führung durch die Plantage buchen – und dann werden auch sie in den Genuss von Pacos Gesellschaft – und mit etwas Glück seiner Mutter – kommen. Ob auf Spanisch oder nicht: Die Geste der Gastfreundschaft und Herzlichkeit wird nicht fehlen.

Mehr Infos: casadelmas.ch