Ein Stückchen Ferien vor der Haustüre

Erstellt von Manuela Moser |
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Es hat etwas Verwegenes, die Koffer zu packen und am eigenen Ort einzuchecken – in meinem Fall für eine Nacht in der Seeloft im Seehaus in Herrliberg. Der Abend, die Nacht und der Morgen boten alles, was man sich für Kurzferien nur wünschen kann. Und dazu eine Überraschung.

Prominenz erwartet man an solchen Orten immer -– an Orten, in denen die Nacht ihren Preis hat: Stolze 490 Franken kostet die Seeloft in Herrliberg. Man kriegt dafür aber auch einiges geboten, nämlich den ganzen oberen Stock des Restaurants Seehaus – ein 52 Quadratmeter grosser Raum, ausgerüstet mit vier Schlafgelegenheiten (ein äusserst bequemes Doppelboxspringbett und zwei grosszügige Couchbetten), einer kleinen Küche inklusive Kühlschrank und Mikrowelle. Dazu gehört auch eine private Terrasse mit Blick auf das Wasser. Das Seehaus hat ­direkten Seeanstoss. Mit seinen roten Schirmen, der Pergola und dem weissen Anstrich ist es schon von weitem zu sehen – besonders entzückend, wenn man mit dem Schiff anreist. 

Hier also dürfen wir eine Nacht verbringen, im exklusiven Zimmer, das es auf die Liste der weltweiten feinen Sharp-Boutique-Hotels geschafft hat. Weil sich die Fensterfront über die ganze Loft erstreckt, können wir beim Einschlafen, beim Aufwachen, ja sogar beim Zähneputzen in einem Radius von 180 Grad stets über den See ans andere Ufer blicken. Der Sonnenuntergang ist an diesem Abend betörend, die Nacht voller glitzernder Lichter, der Morgenanblick mild und sanft. Auch hübsch: Bei offenen Fenstern hört man die ganze Nacht das Plätschern der Wellen, das Quaken der Entchen in angenehmer Entfernung – von der Seestrasse ist zum Glück dank der günstigen Ausrichtung der Loft nur ganz wenig zu hören.

Rot und Grün geben den Ton an

Zum Essen erwartet mich und meine Begleitung der freundliche Restaurantleiter Thierry Schnyder, erst seit Frühling ist er Teil des Teams. Das Interieur ist hier unten wie oben im Loft von Sue Rohrer im eklektischen Stil entworfen. Heisst: Die Zürcher Innenarchitektin kombiniert verschiedene Dinge, die dann ein harmonisches Ganzes bilden. Korbstühle stehen gegenüber einer Wand voller Spiegel, die Schatten spendenden Markisen sind grün-weiss gestreift, sonst dominiert die Farbe Rot – besonders hübsch auf dem vorgelagerten schwimmenden Steg, der bei gutem Wetter bestuhlt ist und quasi eine eigene Bühne bildet. Im Loft oben gibt ein dunkles Grün den Ton an, die Streifung des Bettes und der Kissen ist in Weiss-Schwarz gehalten. 

Auch lernen wir den noch jungen Koch kennen, Patrick Fischbacher. Dank dem Tagesfisch auf der Karte kann der kreative Liebhaber der frischen Küche jeden Tag ein neues Gericht erfinden. Daneben gibts Klassiker wie Wienerschnitzel, Fischknusperli (weitum die einzigen, die von Hand durch den Backteig gezogen werden), Tatar («die Zürcher mögen Tatar») und – den exotischen Fleck im Menü – Sushi. Das hat Fischbacher eigens in der Küche einer Sushi-Chefin gelernt.

Sushi steht wegen des Hausherrn auf der Karte, er mag es – der 54-jährige Mike Gut. Ihn treffe ich am Morgen, nach einem erfrischenden Bad im See, vom Privatsteg aus, gleich nach dem Frühstück, das im Korb auf dem Zimmer serviert wird. Gut pachtet das Seehaus seit 2019,  zuvor war er in der Zürcher Bar 0815 und in der Fischstube (auch direkt am See), heute betreibt er in seiner neuen Rolle als Gastrounternehmer gleichzeitig das «Razzia» im Zürcher Seefeld.

«Ahoi statt Chichi» ist Guts Devise im Seehaus. Trotz exklusiver Lage soll jeder Gast willkommen sein. Dass am Wasser eigene Gesetze gelten, weiss er längst. «Ich habe gelernt, die Wolken zu deuten und blitzschnell zu reagieren, falls ein Sturm aufzieht», sagt er. Sonst könnten einem selbst die gut verankerten Schirme «um die Ohren fliegen». «Manchmal glauben mir die Gäste nicht, wie schnell ein Sturm gefährlich werden kann.» Privat wohnt Mike Gut weit weg vom Wasser, in Bassersdorf. Mit Blick auf den See meint er: Hier an diesem Arbeitsort sei es aber immer ein bisschen wie Ferien. Und dann fällt doch noch ein prominenter Name, der von Rainer E. Gut, dem bekannten Schweizer Bankmanager, dem Vater von Mike Gut. Dieser ist sehr gern zu Gast in diesem Paradies.

 

Übernachtung zu gewinnen

Der «Küsnachter» testet für Sie Angebote in der Region, die «ferientauglich» sind. Wer eine Übernachtung für zwei Personen mit Frühstückskorb (ohne Nachtessen) im Seeloft Herrliberg gewinnen will, melde sich unter der E-Mail kuesnachter@lokalinfo.ch. Einsendeschluss: 30. August. Es wird keine Korrespondenz über den Wettbewerb geführt. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinnerin bzw. der Gewinner wird durch die Redaktion benachrichtigt.