Einfälle und Zufälle – eine Werkschau 

Erstellt von Manuela Moser |
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Vor beinahe 50 Jahren hat Susi Bleuler die Galerie im Höchhuus in Küsnacht gegründet. Heute zeigt die Künstlerin dort ihr langjähriges, vielseitiges Schaffen. Die Finissage der international tätigen 86-jährigen Künstlerin findet dann am 2. Oktober statt.

«Viele meiner Arbeiten sind aus Farbe, Form und meiner Intuition heraus entstanden. Eine Entdeckung am Strassenrand, ein zufälliger Moment im Atelier gaben dem kreativen Schaffen neue Impulse. Zufälle sind in der Kunst enorm wichtig», erklärt Susi Bleuler und unterstreicht damit den Sinn ihres Ausstellungsthemas «Einfälle und Zufälle». Die 86-jährige Küsnachterin hat sich als Malerin, Objektgestalterin und Fotografin im In- und Ausland einen Namen gemacht. In Küsnacht ist sie zudem bekannt als Gründerin der Galerie Höchhuus im Jahr 1974. Für Susi Bleuler war es daher klar, an diesem Ort einmal eine Rückschau auf ihr langjähriges Schaffen zu geben. Nun ist es so weit. Sie zeigt Ausschnitte unterschiedlicher Schaffensphasen in Malerei und Objektgestaltung sowie ihre neuesten Arbeiten mit Fotografie.

Ausdruck durch Farben

Aufgewachsen in Rüschlikon und Zürich in einer Künstlerfamilie – die Mutter war Konzertpianistin, der Vater ein begabter Plastiker und Dichter –, beschäftigte sich Susi Bleuler schon als Kind mit Zeichnen, Basteln und Modellieren. Zum eigenen intensiven Kunstschaffen kam sie jedoch erst mit rund 30 Jahren, als sie nebst ihren Pflichten als Mutter von zwei kleinen Kindern Zeit für Collage-Arbeiten fand. 

Der spätere Bezug eines Ateliers in ­einer ehemaligen Druckerei in Erlenbach inspirierte Susi Bleuler dazu, mit Acrylfarben und Pinsel, aber auch mit den Händen oder mit Schwämmen zu arbeiten. Der Ausbruch des Bosnienkriegs 1992 liess sie figürlicher werden. Angst, Flucht, Trauer gingen ihr durch den Kopf, als sie die Farben zu Figuren und Gesichtern zusammenschmelzen liess. In solchen Momenten verarbeitete sie jedoch auch den frühen Tod ihrer Mutter und somit ihre eigene Vergangenheit. «Leider gibt es wieder Krieg in Europa, weshalb ich ein paar frühere Bilder im Höchhuus ausstelle», erklärt Susi Bleuler.

Anfang 2000 wurden ihre Gemälde heller, grosszügiger und wieder ungegenständlich. «Meine Bilder entstanden aus dem Nichts, ohne Skizzen, Entwürfe und Thema. Ich trug Farbe in dünnen Schichten auf, es bildeten sich Linien, Spuren, Formen, die ich aufnahm und weiterentwickelte», erklärt Susi Bleuler, die nebst dem Malen auch immer wieder Objekte schuf. Meist basierend auf Fundstücken aus Metall, Holz oder Blei.

Fotoarbeiten kamen dazu

Nach dem Umzug in eine Wohnung ohne Atelier entdeckte Susi Bleuler die Fotografie. Scheinbar unbedeutende Details wie Eierschalen in der Küche, ein Wasserglas, einen abgebrochenen Ast, einen einsamen Metallring fotografiert sie meist mit dem Handy und verwandelt diese Objekte auf ihrem Computer zu sinnlichen, beinahe verträumten Fotografien oder zu Montagen, die zum Nachdenken anregen. Beispielsweise ihre aktuellsten Arbeiten, auf denen Augen oder Hände zu erkennen sind. Dass Sehen und Augenlicht keine Selbstverständlichkeit ist, hat sie immer wieder selbst erfahren. Keine Selbstverständlichkeit sei es auch, dass sie ihre Hände noch immer für kreative Arbeiten einsetzen dürfe. (e.)

Vernissage: Donnerstag, 15. September, 17  bis 19 Uhr, 17.30 Uhr Einführung durch Enkel Fabio Bleuler. Öffnungszeiten: 16. September bis 2. Oktober; Donnerstag und Freitag, 17 bis 19 Uhr; Samstag und Sonntag, 13 bis 15 Uhr; Finissage: Sonntag, 2. Oktober, 13 bis 15 Uhr. Galerie im Höchhuus, Seestrasse 123, 8700 Küsnacht