Für eine Tasse Zucker den Nachbarn fragen

Erstellt von Lorenz von Meiss |
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Eine von Martha und Roy Franke aus Albisrieden aufgebaute Onlineplattform ermöglicht, dass sich Menschen aus der Nachbarschaft gegenseitigaushelfen können. Die Entwickler möchten mit der Plattform den Zusammenhalt und die Interaktion innerhalb der Nachbarschaft fördern.

Beim Nachbarn mal eben die Bohrmaschine ausleihen, Menschen in nächster Umgebung auf einen Anlass im Quartier aufmerksam machen oder das gefundene Trottinett dem Eigentümer zurückgeben. Die kostenlose Nachbarschaftsplattform www.sugarcup.ch soll all dies ermöglichen.Die im November 2021 live gegangene Website will dabei helfen, die Menschen aus der gleichen Nachbarschaft einander näherzubringen. Dabei zeigt die Nachbarschaftsplattform Inhalte anderer ­Benutzer an, die im Umkreis von rund einem Kilometer wohnen. Die Anzahl aktiver Nutzer steigt seit dem Website-Launch stetig an: «Bis jetzt haben sich 352  Benutzer vorwiegend aus Albisrieden und Altstetten auf der Seite registriert», sagt Roy Franke.

In einem nächsten Schritt soll die Nachbarschaftsplattform auf andere Stadtkreise ausgeweitet werden. Interessierte können selber kostenlos mit Sugar Cup ihre digitale Nach­barschaft starten und erhalten auch ­Unterstützung in der Umsetzung. Die drei Hauptbereiche der Website sind ein Marktplatz, auf dem gebrauchte Gegenstände verkauft, ausgeliehen oder verschenkt werden können, eine Quartier-Agenda mit einer Übersicht von Veranstaltungen in der Umgebung und eine Plattform, auf welcher die Benutzer ­Unterstützung jeglicher Art anbieten können oder andere Nutzer um Unterstützung bei einer Sache fragen können: «Gerade gestern suchte eine Nutzerin nach einem Dolmetscher, der ihr bei ­einem wichtigen Telefonat übersetzen könnte», sagt Martha Franke.

Die Idee, eine solche Website zu starten, kam ihr, nachdem die zweifache Mutter zu klein gewordene Kindersachen weitergeben wollte, und dies am besten an eine Familie aus der Nachbarschaft: «So entsteht ein Zusammenhalt innerhalb des Quartiers und die Menschen lernen sich besser kennen», sagt sie. Um für die Plattform Werbung zu machen, ­haben lokale Vereine wie das Gemeinschaftszentrum Bachwiesen, die Nachbarschaftshilfe Zürich und der Quartierverein Albisrieden in ihren Newslettern über die neue Website berichtet. Roy und Martha Franke stecken neben ihrer beruflichen Tätigkeit fast ihre ganze Freizeit in die nicht gewinnorientierte ­Website und haben als Ziel, eines Tages ­vollberuflich nur für die Website tätig zu sein. Hierfür müsste das lokale Gewerbe einen Platz auf der Plattform finden. Aktuell arbeitet er nebenbei als Berufsbildner und Innovationsberater und seine Frau als Dozentin an zwei Fachhochschulen. Noch ist die Website aber nicht gross genug, um den Lebensunterhalt der Familie sicherstellen zu können.

Hexenkostüm für die Fasnacht

Christian Winterberger aus Albisrieden hat die neue Website schon für sich entdeckt. Auf sugarcup.ch hat der Projekt­leiter einer Versicherung für seine Tochter ein Hexenkostüm für die Fasnacht ­gesucht – und gefunden: «Nicht einmal ­einen Tag musste ich warten, bis mir jemand aus der Nachbarschaft geschrieben hat und ein entsprechendes Kostüm kostenlos abzugeben hatte.» Als Benutzer von «Sugar Cup» schätzt Christian Winterberger neben der Marktplatzfunktion die Auflistung von Quartieranlässen: «Von vielen Veranstaltungen in meiner Nachbarschaft würde ich ansonsten gar nichts mitbekommen», sagt er. Die Tatsache, dass die Mitteilungen nur Benutzern im Umkreis von einem Kilometer angezeigt werden, macht die Seite für ihn, dank der lokalen Verankerung, umso interessanter.

Auch Karin Ostermeier aus Albisrieden schätzt die Möglichkeiten auf der Nachbarschaftsplattform sehr. Über ­einen Flyer im Briefkasten ist sie auf die Website gestossen. Aus Neugier hat sie sich registriert und konnte den lokalen Marktplatz seither schon für sich nutzen, etwa für Spielsachen für ihre Enkel­kinder. Die Albisriederin schätzt den nach­haltigen Gedanken der Plattform, gebrauchte Dinge nicht wegzuwerfen, sondern weiterzugeben: «Dies gibt mir ein gutes Gefühl und spart viel Wegzeit, da die anderen Nutzer immer in der Nähe wohnen», sagt Karin Ostermeier. Bis im Juni sollen nun weitere Nachbarschaftsgemeinschaften der Stadt für die Plattform gewonnen werden, um auch dort den Zusammenhalt und die Interaktion innerhalb des Quartiers zu steigern.


Danke sagen mit der ­Tag-der-Nachbarn-Box

Am Freitag, 20. Mai, ist Tag der Nachbarn. Der Tag soll dazu da sein, seine Nachbarn besser kennen zu lernen oder auf gute Nachbarschaft anzustossen. Der Verein Nachbarschaftshilfe Zürich möchte im Vorfeld alle unterstützen, die ihren Nachbarn an diesem Tag Danke sagen möchten. Eine Tag-der-Nachbarn-Box mit Einladungskarten, Girlanden und Plakaten sollen diesen Tag ganz besonders machen. Die Box kann auf tagdernachbarn.ch kostenlos bestellt werden oder in den Pestalozzi-Biblio­theken der Stadt Zürich abgeholt werden.