Gebrauchtes an neuem Standort

Erstellt von Rahel Köppel |
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Nach intensiver Suche nach neuen Räumen konnte die Brockenstube Erlenbach im März in die Zivilschutzanlage beim Sportplatz Allmendli einziehen. Der Eröffnungstag war ein voller Erfolg.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die neue Location der Brockenstube Erlenbach schon – der Eingang befindet sich unterirdisch. Die Getränke und die Häppchen, die auf einem Tisch angerichtet sind, machen die Lokalität aber etwas einladender. Der Verein «Brocki Erlenbach» musste aufgrund einer Sanierung seinen alten Standort, das Dienerhaus gleich beim Bahnhof Erlenbach, Ende Februar nach über 25 Jahren räumen. Nach intensiver Suche durfte die Brocki dann im März in die Räume der Zivilschutzanlage Allmendli einziehen, wo sie nun am 9. Mai die Eröffnung feierte. Viele Leute haben im vergangenen Monat ihre Waren abgegeben. Das Sortiment musste aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse verkleinert werden; Möbel können nicht mehr angeboten werden. Auch im Allmendli kann man aber wie bisher gut erhaltene Kleider, Schuhe, Spielsachen und viele Haushaltsartikel günstig erwerben.

Knapp eine Million gespendet

Auf die Eröffnung wird im Beisein von Gemeindepräsident Philippe Zehnder, Gesellschaftsvorsteherin Maya Suter sowie zahlreichen Mitarbeiterinnen und Helfern des Brocki-Vereins Erlenbach mit Süssmost angestossen. Die Vereinspräsidentin Theresia Matthei erinnert in ihrer kurzen Ansprache daran, dass seit der Gründung der Brockenstube am 1. April 1971 der Erlös aus dem Verkauf stets gespendet wurde. So dürfte über die Jahre hinweg insgesamt ein Betrag von etwa 800 000 Franken zusammengekommen sein, der an gemeinnützige Institutionen gespendet wurde. Dies alles aus dem Verkauf von Gegenständen, welche ansonsten entsorgt worden wären.

Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt hat die Brockenstube aber auch eine soziale Bedeutung. Asylanten und Sozialhilfebezüger dürfen sich in der Anfangsphase gratis einkleiden und für ihren Haushalt fehlende Gegenstände beziehen.

Eventuell zurück ins Dienerhaus

Gemeindepräsident Philippe Zehnder gratuliert dem Verein für die gelungene Neueröffnung am heutigen Standort. Die Frage, ob die Brockenstube nach zwei Jahren wieder ins Dienerhaus ziehen könne, könne er nicht beantworten, meint er. Zu viele Unsicherheiten seien im Moment  noch vorhanden, und es gelte abzuwarten, wie es mit dem Dienerhaus weitergehen wird. Er verweist auf die wichtige Funktion der Brockenstube, soziale Kontakte zu ermöglichen, und wünscht der  Brocki Erlenbach für die Zukunft alles Gute. Trotz des neuen Standorts, der von der Lage her sicherlich ungünstiger ist als das Dienerhaus, ist die Brockenstube am Eröffnungstag vom 9. Mai gut besucht. Viele fragen sich jedoch schon, ob und wann die Brocki wieder in das alte Gebäude einziehen darf. «Ich finde die Luft hier etwas drückend», gibt eine Besucherin zu Protokoll. Auch etwas eng fände sie es am neuen Ort.

Theresia Matthaei sieht diese Punkte auch. «Wir müssen noch herausfinden, wie wir die Räume am besten einrichten und nutzen», sagt sie. Falls es jemals einen Notfall gibt, muss der Verein die Brockenstube innerhalb eines Tages freiräumen. Auch Matthaei hofft, dass die Brocki irgendwann wieder näher ins Dorf ziehen kann, bestenfalls zurück in das Dienerhaus.

Zwei Jahre lang dauert der Vertrag für diesen Standort nun – mit Möglichkeit auf Verlängerung. Ein grosser Vorteil hier ist, dass der Verein keine Miete zahlen muss. Auf grossen Profit ist die «Brocki Erlenbach» nämlich nicht aus. «Wir wollen unsere Waren weiterhin günstig anbieten können, und an die, die es brauchen, auch gratis abgeben.» Eine Besucherin an diesem Tag sei vor vielen Jahren in die Schweiz eingewandert und habe sich durch die Brockenstube viel besser hier integrieren können.

Auch bei anderen Besucherinnen und Besuchern merkt man, dass ihnen die Brockenstube am Herzen liegt. Weshalb ist «Second Hand» so im Trend? «Ich denke, Nachhaltigkeit hat einfach einen grossen Stellenwert in der heutigen Zeit», so Matthaei. «Die Leute werden sich wohl dessen bewusst, dass es so nicht weitergehen kann.» Es müsse nicht immer alles neu sein. «So viel wird in den Müll geworfen, was sehr schade ist. Da gibt man es lieber an einen Ort ab, wo andere Leute wieder Freude daran haben können.»

Öffnungszeiten: Dienstag: 16 bis 18 Uhr; Mittwoch erster und letzter im Monat: 14 bis 17 Uhr, Samstag: 10 bis 13 Uhr; geschlossen während der Sommerferien. www.brocki-erlenbach.ch; info@brocki-erlenbach.ch.