IG Hörnli nimmt Heft selber in die Hand

Erstellt von Manuela Moser |
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Das Areal Hörnli, auch als Pflegheim am See bekannt, wird zwischengenutzt. Der Gemeinderat hat der Bevölkerung ein Mitwirkungsverfahren versprochen. Das war vor zwei Jahren. Nun will die neu gegründete IG Hörnli nicht mehr länger warten und organisiert das Ideenforum an zwei moderierten Abenden.

Eine Toplage ist es unbestritten, das Areal Hörnli in Küsnacht, mit dem direkten Seeanstoss und dem schönen Garten. Alle Gebäude sind im Eigentum der Gemeinde, sie wurden in der Vergangenheit als Pflegeheim genutzt. Seit Herbst 2021 vermietet Küsnacht die sanierungsbedürftigen Liegenschaften an die «Projekt Interim AG» für die Zwischennutzung. Die Gemeinde stellte den Vertrag bis 2026 aus, mit einer Option auf fünf Jahre Verlängerung. Man würde also meinen, es bestünde genügend Zeit, um sich über die künftige Nutzung des Areals Gedanken zu machen.

Lange Vorgeschichte

Doch man darf nicht vergessen, dass die Umnutzung des Areals schon seit bald 20 Jahren ein Thema ist in Küsnacht. Kommt dazu, dass die Vorstellungen darüber weit auseinander gehen und das Areal gelinde gesagt ein «heisses Eisen» ist. Kurz zusammengefasst: Der Gemeinderat wollte zu einem früheren Zeitpunkt Alterswohnungen im oberen und obersten Preissegment anbieten und liebäugelte damit, den Betrieb der Liegenschaften an Dritte zu übergeben oder gar zu verkaufen.

Das passte einigen Küsnachterinnen und Küsnachtern aber gar nicht; sie setzten sich schon seit dem Alterskonzept 2005 – und nachher 2014 – dafür ein, dass Wohnen im Alter für alle Einkommenssegmente in Küsnacht möglich sein sollte. Mittels der sogenannten «Alters­initiative» wehrte sich dann allen voran Beatrice Rinderknecht aus der Gruppierung RotGrünPlus gegen eine mögliche «Luxusresidenz für alte Menschen» und erzielte im Frühling 2021 an der Urne ­einen Achtungserfolg.

Im Herbst 2021 äusserte der Gemeinderat – damals noch mit Liegenschaftenvorsteher Ueli Schlumpf (SVP) – die Idee, die Bevölkerung an der Planung des Areals teilnehmen zu lassen. Als drei Initianten, darunter wiederum Beatrice Rinderknecht, im März 2022 eine Einzelinitiative für ein Konzept für Alterswohnungen mit Service in verschiedenen Ausbau- und Preissegmenten einreichten, stellte der Gemeinderat umgehend ein Mitwirkungsverfahren in Aussicht. Und strich den entsprechenden Passus zu den Luxusresidenzen im Alterskonzept. Laut der Gemeinde ging es darum, «ein möglichst breites Spektrum an Vorschlägen, Nutzungsmöglichkeiten und Ideen zu sammeln und dann ein Konzept für das Areal Hörnli weiterzuentwickeln, das auf möglichst breite Zustimmung in der Bevölkerung stösst».

Die Initianten zogen ihre Initiative daraufhin zurück, um dem Mitwirkungsverfahren den Vorzug zu geben. Im selben Frühling 2022 lagen bereits die Ergebnisse einer Potenzialstudie vor, die der Gemeinderat in Auftrag gegeben hatte.

Zwei weitere Jahre sind genug

Doch danach passierte zwei Jahre lang trotzdem nichts. Nun hat eine Handvoll Küsnachterinnen und Küsnachter genug. Lilly Otth (die einst für die SVP für den Küsnachter Gemeinderat kandidierte), Manuel Häusermann, Rosa Hess, Renate Egli und Beatrice Rinderknecht wollen nicht länger warten und haben kurzerhand die IG Hörnli gegründet, die das Ideenforum über die künftige Nutzung des Areals nun selber an die Hand nimmt. «Der Gemeinderat motiviert die Bevölkerung immer wieder und fordert sie auf, sich aktiv mit Ideen einzubringen. Wir machen es», so die Begründung der Interessengemeinschaft IG Hörnli.

Mit einem Schreiben haben die fünf Initianten den Gemeinderat direkt über ihr Vorhaben informiert: An zwei Abenden (siehe Box) laden sie die Küsnachter Bevölkerung zum Gedankenaustausch ein. Unter der Moderation von Kommunikationsexperte Thomas Maag sollen die Ideen und Vorschläge gesammelt werden. «Die einzelnen Mitglieder des Gemeinderats sind auch herzlich willkommen», sagt Beatrice Rinderknecht auf Anfrage, «wir setzten jedoch bei der Basis, nämlich den Bedürfnissen der Einwohnenden an und sammeln deren Nutzungsideen und Anliegen. So, wie es im von der Gemeinde geplanten Mitwirkungsverfahren sehr wahrscheinlich auch stattgefunden hätte.»

Die jetzige IG Hörnli sei nur eine Startgruppe, die an den Ideenforen erweitert werden soll. Man habe sich mehr oder weniger «zufällig» aus verschiedenen Kreisen getroffen. «Gemeinsam ist uns, dass uns das wunderschöne Areal und seine Zukunft am Herzen liegt», so Rinderknecht weiter. «Persönlich bin von den Alterswohnungen abgekommen», sagt die engagierte Küsnachterin, denn es sei viel wichtiger, was die Allgemeinheit auf diesem Areal möchte. «Ich bevorzuge inzwischen Mehrgenerationenprojekte, von denen alle profitieren können.» Dazu brauche es kein grosses, langwieriges und teueres Neubauprojekt, findet sie. Fest stehe aber, dass man jetzt anfangen müsse zu planen, damit die Gemeinde nach der Zwischennutzung bereit sei, das Areal selber zu nutzen. «Wir wollen nicht nochmals weitere Generationen warten lassen», betont Rinderknecht.

Andere Priorisierung

Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg (SVP) zeigt sich etwas überrascht über den Vorstoss. «Wir waren ja stets im Austausch mit den besagten Vertreterinnen und Vertretern der IG und haben ihnen den Start unseres Mitwirkungsverfahrens in Aussicht gestellt.» Grundsätzlich spreche aber nichts dagegen, wenn sich Bürgerinnen und Bürger im Vorfeld des Mitwirkungsverfahrens der Gemeinde schon einmal Gedanken machen würden.

Als Grund für die Verzögerung gibt von Burg die nötige Priorisierung an. «Das Ressort Liegenschaften ist stark absorbiert mit verschieden grossen Projekten.» Das Feuerwehrgebäude und die KEK-Sanierung seien zwei solche Grossprojekte, die erfolgreich beendet werden konnten. Zurzeit sind zudem der Nebau des Wohnhauses Freihofstrasse, die ­Umsetzung der Schulraumplanung mit mehreren Teilprojekten, zahlreiche aufwendige Sanierungen sowie die Über­arbeitung der Liegenschaftenstrategie in Ausführung oder Vorbereitung. «Dazu kommen die Initiative für den Masterplan Fallacher, welcher ein partizipatives Vorgehen vorsieht, sowie die Initiative zum Parkplatz alte Landstrasse.»

Demgegenüber sei die Dringlichkeit beim Hörnli-Areal weniger gross. Auf ­einen persönlichen Wunsch für das Areal möchte sich von Burg noch nicht festlegen. Und auch ob er teilnimmt an den zwei Abenden oder wie der Gedankenaustausch der IG Hörnli dereinst verwertet wird. «Wir werden das im Gemeinderat aber besprechen», so der Liegenschaftenvorsteher. Fest steht, dass in der Potenzialstudie des Gemeinderats vier zusätzliche Varianten aufbereitet sind, welche das Areal volumenmässig unterschiedlich nutzen und die planungsrelevanten und denkmalpflegerischen Rahmenbedingungen berücksichtigen.