Snack-Automat wird zum Zankapfel

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Eine «hässliche Verschandelung» des Römerhofs oder ein «Kundenbedürfnis»? Der Quartierverein Hottingen will den neuen Selecta-Automaten weghaben, die VBZ und der Stadtrat sehen vorerst keinen Handlungsbedarf.

Über 21 Millionen Franken liess sich die Stadt die vor wenigen Monaten abgeschlossene Neugestaltung des Römerhofs kosten. Die VBZ-Haltestellen in der Asylstrasse stadteinwärts und jene in der ­Klosbachstrasse bergwärts sind seither  Kap-Haltestellen, die Autos müssen also hinter den Trams warten. Und weil es künftig mit den Cobra- und den Flexity-Trams keine kurzen Trams (für die Linien 8 und 15) mehr geben wird, wurden  die Haltekanten in der Klosbachstrasse verlängert. Neu gibt es zudem bei den Haltestellen in der Asylstrasse stadtauswärts und in der Klosbachstrasse talwärts überdachte Wartehäuschen. Zusammenfassend sind nun «die verkehrlichen Gegebenheiten so angepasst, dass die Verkehrssicherheit im Allgemeinen und die Schulwegsicherheit im Speziellen erhöht werden. Auch die Funktion des Römerhof-Platzes als Quartierzentrum wird aufgewertet», heisst es im Projektbeschrieb der Stadt.

Doch diese vermeintliche Aufwertung sorgt nun für Aufruhr im Quartier. Die Platzierung eines Selecta-Automaten durch die VBZ ziemlich zentral auf dem Römerhof war eines der am heissesten diskutierten Themen an der Mitgliederversammlung des Quartiervereins. Fazit: Der Automat scheint für zahlreiche Bewohner von Hottingen eine ästhetische Beleidigung darzustellen. Die Rede ist von «Monstrum», «Scheusal», «Unding». Auch der Elternrat der Schule Ilgen stört sich am Gerät. Denn er steht just in der verlängerten Linie des Fussgängerstreifens. Stichwort Verkehrssicherheit. Dazu kommt, dass die angebotenen Dinge mehrheitlich kalorienreiche Schleckereien sind, was sich nicht mit der vom Stadtrat propagierten Ernährungsstrategie verträgt. Schon aktiv wurde wegen des Selecta-Automaten die Politik. Mischa Schiwow (AL) und Ann-Catherine Nabholz (GLP) haben zusammen mit Urs Helfenstein (SP) als Mitunterzeichner eine schriftliche Anfrage im Gemeinderat zur Bewilligung und zur Platzierung des ­Automaten eingereicht.

Warum nicht im Wartehäuschen?

Der am 30. März erfolgte Beschluss des Stadtrats zum Thema war fürs Quartier aber eher ernüchternd. Alles habe seine Richtigkeit, und das Angebot entspreche «den Bedürfnissen von Kundinnen und Kunden auf ihrer Reise mit den VBZ».  Doch irgendwie scheint auch dem Stadtrat die VBZ-Lösung nicht ganz geheuer zu sein. «Aktuell überprüft das Tiefbauamt den Standort aus gesamträumlicher Sicht und im Hinblick auf eine allfällige ­Beeinträchtigung der Fussgängerwunschlinien sowie mit dem Amt für Städtebau stadträumliche Fragen betreffend die qualitative Einordnung», heisst es auf Amtsdeutsch in der Antwort.

Unter dem Dach des Wartehäuschens hätte es problemlos Platz für den Automaten, zumal die VBZ beim Teil Richtung Kunsthaus auf Wartebänke verzichtet haben. Sollte die Stadt nicht einlenken, ist sogar von einer Unterschriftensammlung die Rede. Und alles «nur» wegen eines Snack-Automaten.