11 Fragen und Antworten zur Fussballstadion-Abstimmung

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Ein Stadion für 18 000 Zuschauer, dazu zwei Hochhäuser mit Gewerberäumlichkeiten und 570 Wohnungen als Renditeobjekte für den Investor Credit Suisse sowie eine genossenschaftliche Überbauung mit 174 Wohnungen. Dies sind die Eckpunkte des Projekts «Ensemble», über das Zürich am 25. November abstimmt. Die Vorlage polarisiert, es wurde bereits viel geschrieben und gesagt. Doch was passiert eigentlich mit dem «Letzi», wenn GC und der FCZ ausziehen? Würde es endlich für die Bevölkerung geöffnet? Obwohl dies ursprünglich versprochen wurde, liegen dazu bei der Stadt noch keine konkreten Pläne vor. Klar ist hingegen, dass im «Letzi» die fussballspezifischen Einheiten abgebaut würden. Mit einem neuen Stadion soll neben der Atmosphäre auch die öV-Anbindung besser werden. Das Stadion würde mit drei Tramlinien erschlossen, und Gästefans will man vom Bahnhof Altstetten über eine Passerelle ins Stadion führen. Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Clubs wären attraktiver, Einnahmen durch die Verpflegung würden z. B. neu in die Club-Kassen fliessen. Dies alles ist in unserem Stadion-Dossier im Detail ausgeführt. 

Was geschieht mit dem «Letzi» bei einem Auszug der beiden Fussballclubs?
Das Letzigrund würde nach dem Auszug von GC und dem FC Zürich bedeutend weniger genutzt, so viel ist klar. Gegner sprechen von der «grossen Leere». Befürworten meinen, dass das Letzigrund den Auszug gut «verkraften» könne. Laut dem Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich würden vermehrt und flexibler Events und Anlässe stattfinden. Dies könnten auch Breitensportanlässe sein, heisst es auf Anfrage. Zudem hätte das bestehende Trainingszentrum des Leichtathletik-Clubs Zürich bessere Bedingungen, weil es nicht mehr durch den Fussballbetrieb gestört würde. Weiterhin jährlich stattfinden würden das Leichtathletik Meeting und bis zu vier Open-Air-Konzerte. Alle drei Jahre ist ein fünftes Grosskonzert möglich. Gemäss der Stadt könnten auch vermehrt kleinere bis mittlere Anlässe durchgeführt werden.

(Im Letzigrundstadion wird künftig der Fussball keine wesentliche Rolle mehr spielen, wenn es am 25.11. ein Ja an der Urne gibt./ Foto: mai.)

Wird das «Letzi» bei einem Ja endlich «zum Spazieren und Verweilen» geöffnet?
Im Vorfeld der Abstimmung zum neuen Letzigrund-Stadion im Jahr 2005 hiess es, «das Quartier finde im neuen Letzigrund-Stadion Platz zum Spazieren und Verweilen». Diesbezüglich liegen bei der Stadt Zürich auch heute noch keine konkreten Pläne vor. Auf Anfrage heisst es lediglich, die bereits heute öffentlichen Bereiche (Nebenrasenplatz, Infrastrukturplatz, Passage Basler-/Badenerstrasse und das Restaurant Oval) sollen öffentlich zugänglich bleiben, so weit dies der Veranstaltungsbetrieb erlaube.

Bleibt der Letzigrund überhaupt «fussballtauglich»?
Wie das Schul- und Sportdepartement bestätigt, würden nach dem Umzug von FCZ und GC ins neue Fussballstadion die «fussballspezifischen Einbauten» im Letzigrund entfernt. Dabei handelt es sich um die Sektorentrennungen aus Glas und die Stahlzäune gegen das Spielfeld in den Sektoren B und D, die Stehplätze sowie um Netze zwischen Spielfeld und Fankurven. Diese Elemente würden teilweise auch heute schon für Veranstaltungen entfernt und anschliessend wieder eingerichtet. Die Stadt würde sie aber behalten. «So könnten diese verwendet werden, falls Fussballspiele wie etwa Länderspiele oder Cupfinals ins Letzigrund ausweichen würden», erklärt eine Sprecherin vom Sportamt.

Wird die öV-Erschliessung beim neuen Stadion besser als beim «Letzi»?
Das neue Fussballstadion soll gemäss Hans Klaus, Sprecher der Projekt-Initiatoren, durch drei Tramlinien erschlossen werden. Bereits heute zur Tramstation Hardturm verkehren die Linien 8 und 17. Die 4er-Linie passiert bei der Station Aargauerstrasse ebenfalls bereits heute das Hardturmareal, zum reibungslosen Ein- und Aussteigen der Fans müsste die Station also einzig durch eine Wendeschlaufe erweitert werden. Gästefans sollten laut Klaus vom SBB-Bahnhof Altstetten via einer Passerelle zum Stadion geleitet werden. Diese Passerelle ist ein fixer Bestandteil des Stadionprojekts und ist gemäss Klaus bereits mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) abgesprochen. Die Verkehrsanbindung soll also besser werden und die strikte Trennung der Fussballfans die Sicherheit erhöhen.

(Die Öv-Anbindung im neuen Stadion wäre durch drei und nicht nur durch eine Tramlinie gewährleistet. Foto: pw.)

Wie viele Kabinen gibt es im neuen Fussballstadion?
Im Stadionprojekt «Ensemble» sind drei Garderoben vorgesehen: eine für den Grasshopper Club, eine für den FC Zürich und eine für die jeweilige Gästemannschaft. Gegenüber dem Letzi wäre dies für die Zürcher Clubs eine Verbesserung. GC und FCZ müssen dort nach Spielschluss die Kabine jeweils komplett räumen.

Gibt es in beiden Fankurven Stehplätze?
Gemäss aktuellem Projektstand soll mindestens die Kurve des jeweiligen Heimteams mit Stehplätzen ausgerüstet werden. Laut «Ensemble»-Sprecher Klaus ist es aber ein erklärtes Ziel der Projektgruppe, auf beiden Seiten gleichzeitig Stehplätze installieren zu können. Dazu laufen allerdings noch Abklärungen bezüglich den feuerpolizeilichen Vorschriften.

Welche Kurve gehört den GC-, welche den FCZ-Fans?
Die Südkurve gehört traditionsgemäss den FCZ-Fans, die Nordkurve wäre die Heimat der GC Fans. In der Kurve des jeweiligen Heimteams hat es gemäss heutigem Projektstand 4400 Stehplätze und 850 Sitzplätze.

Wer organisiert die Verpflegung im neuen Stadion?
Ein Dauerthema im Letzigrund ist das Catering durch den ZFV Service. Zu langsam, zu klein die Auswahl, so die Kritik. Wer im neuen Stadion für die Verpflegung zuständig wäre, ist noch nicht bestimmt. Das Vergaberecht würde bei den Fussballclubs liegen. Die beiden Vereine könnten dann von den Einnahmen durch das Catering profitieren, während sie in der heutigen Situation als Mieter im Letzigrund daran nicht beteiligt sind. Allgemein wären die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Clubs deutlich besser: Nebst den Ticketeinnahmen werden auch Erträge aus der Vergabe von Namensrechten oder aus dem Biervertrag möglich.

(Das neue Stadion soll für Spieler und Fans Verbesserungen bringen. Visualisierung: zvg.)

Wie ist das genau mit dem Rückkaufsrecht der CS?
Die Baufelder A und B, auf denen die ABZ-Siedlung und das Stadion entstehen sollen, hat die Stadt im Jahr 2010 der Credit Suisse für 50 Millionen Franken abgekauft. Für diese Landfläche von insgesamt 39 000 m2 besitzt die CS bis 2035 ein Rückkaufsrecht, falls kein Stadionprojekt umgesetzt wird. Lediglich das Baufeld C im äussersten Westen mit einer Fläche von 16 000 qm ist seit 1976 im Besitz der Stadt Zürich und vom Rückkaufsrecht nicht betroffen.

Kommen künftig mehr Fans an die Spiele?
Unbestritten ist das Fussballerlebnis in einem Stadion ohne Tartanbahn grösser. Aktuell hat der FCZ offiziell einen Zuschauerschnitt von 11 000, GC einen von 6300, der aber ohne das Derby mit 16 000 Zuschauern deutlich tiefer liegen würde. Die Clubs hoffen, dass die Zuschauerzahlen bedeutend steigen werden. Wobei: Im alten Hardturm hatte GC nur in einer einzigen Saison einen Schnitt von über 10 000.

(Situation auf der jetzigen Hardturmbrache. Foto: mai.)

Bedrohen Rekurse das Projekt?
Vor allem das Höngger Komitee hat angekündigt, das Projekt juristisch zu bekämpfen, wenn es an der Urne angenommen wird. Dies kann schnell zwei bis drei Jahre dauern. Beim Bauprojekt «Ringling» dauerte die Auseinandersetzung zehn Jahre. Der Bauherr zog das Projekt zurück.

Annia Just/ Lorenz Steinmann