Bäcker Stefan Winter hört auf. Ausschlaggebend sind die roten Zahlen. Trotzdem bleibt die Bäckerei Winter in Adliswil bestehen.
Die Bäckerei Winter kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die ersten Brote wurden 1967 vom damaligen Gründer Norbert Winter gebacken. Vor dem Jahrhundertwechsel hat sein Sohn Stefan Winter die Schürze von seinem Vater angezogen und den Betrieb übernommen.
Nach 20 Jahren geht die Zeit von Stefan Winter als Backchef nun zu Ende. Er verlässt die Bäckerei Winter gegen Ende Dezember. Adliswiler Brotliebhaber können jedoch aufatmen. Auch fortan werden hier Brote gebacken. «Anfangs lief es finanziell gut, mittlerweile mache ich kontinuierlich Minus», erklärt Stefan Winter. Laut Winter liegt dies vor allem am Überangebot an Backwaren. «Man kann sein Brot – für den halben Preis – an jeder Tankstelle kaufen», sagt Winter. Er könne schlichtweg nicht mit den Preisen mithalten und dabei die Lohnkosten decken. Auch die Grossaufträge seien massiv zurückgegangen. «Die Grossunternehmen liefern für Spottpreise den Altersheimen und Restaurants Brote», sagt der Bäcker.
«Kleinbetriebe sind chancenlos»
Dazu kommt, dass sich das Ernährungsverhalten in der Gesellschaft geändert habe. «Die einen haben Weizenallergie, andere machen Diät und verzichten auf Kohlenhydrate», sagt Winter. Immer weniger Kundinnen und Kunden würden die Bäckerei an der Kronenstrasse besuchen.
Generell sieht Winter schwere Zeiten auf die kleinen Detaillisten zukommen. «Der Onlinehandel bietet eine riesen Bandbreite an Waren an», so der Adliswiler Bäcker. Die kleinen Betriebe könnten nur existieren, wenn sie «sich spezialisieren würden». Winter appelliert deshalb an die Leute: «Sie haben es in der Hand, die kleinen Detaillisten am Leben zu erhalten.» Dass viele nicht so denken, sehe Winter bei seinen Söhnen: «Ob Kleider, Schuhe oder elektronische Geräte, die kaufen alles übers Internet», sagt er. Der Adliswiler könne sie aus verschiedensten Gründen verstehen, aber für Kleinbetriebe sei dieses Einkaufsverhalten natürlich nicht förderlich.
Stefan Winter wird noch bis zum 22. Dezember mit Herzblut, wie er sagt, weiterbacken. Danach übergibt er seinem ehemaligen Lehrling Milovan Illic und seiner Familie die Schlüssel. Dieser wird am 2. Januar den Betrieb – unter dem gleichen Namen – wiedereröffnen. In den ersten Monaten bekommt der neue Backchef Unterstützung von Norbert Winter. Wie es mit der Bäckerei weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Winter: «Ich wünsche Milovan Illic das Beste und vor allem viele neue Stammkunden.» (ts.)