Ältere Menschen leben gerne in Seebach

Erstellt von Pia Meier |
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Umwelt und Gesundheit Zürich lud über 75-jährige Seebacherinnen und Seebacher ein, anlässlich einer Begehung im Quartier Anliegen in ihrem Umfeld anzubringen. Das Interesse war gross und die Anliegen waren vielfältig.

Erwartungsvoll sassen die Seniorinnen und Senioren im Mehrzwecksaal des Freibads Seebach. GLP-Stadtrat Andreas Hauri erläuterte ihnen kurz die Altersstrategie 2035 und die Gründe für die Quartier­begehung. «Sie sind die Experten», sagte Hauri. Umwelt und Gesundheit Zürich möchte die Lebensqualität der älteren Menschen verbessern und die Stadt noch altersfreundlicher gestalten. Ziel ist, dass die Seniorinnen und Senioren im Quartier bleiben können. Ein wichtiges Element der Strategie ist der Einbezug der alten Menschen. «Wir möchten direkt von der Bevölkerung hören, was sie bewegt und was ihnen in der Stadt gefällt beziehungsweise was die Stadt altersfreundlicher machen würde», so Hauri.

Bei Quartierbegehungen sollen die ­lokalen Bedürfnisse abgeholt werden. Im vergangenen Jahr wurde die erste wegen der Pandemie etwas kleinere Quartier­begehung in Wollishofen durchgeführt. Hauri ist überzeugt, dass je nach Quartier andere Bedürfnisse bestehen, auch wenn es Überlappungen gibt. Aufgrund der überaus zahlreichen Anmeldungen wird in Seebach wahrscheinlich im Frühling 2022 eine zweite Begehung durchgeführt.

Viele Themen angesprochen

Die ungefähr 70 Seebacherinnen und Seebacher spazierten in sieben Gruppen durchs Quartier. Eine Gruppe, die «Gemütlichgruppe», blieb vor Ort und eine Gruppe wurde von Hauri begleitet. Alle waren aufgefordert, den Moderatorinnen Verbesserungsmöglichkeiten in ihrem Umfeld mitzuteilen. «Nehmen Sie kein Blatt vor dem Mund und schauen Sie, dass Ihre Anliegen protokolliert werden», betonte Hauri. «Wir nehmen Ihre Anliegen ernst», versicherte er. Lösungen könne er aber nicht immer versprechen.

Allgemein leben die älteren Seebacherinnen und Seebacher sehr gerne in ihrem Quartier. Trotzdem führten sie einige «Mängel» auf. Ein Thema waren die Toiletten. Bemängelt wurde, dass es am Seebacherplatz keine gibt. Und seit die Migros ihr Restaurant geschlossen hat, kann man auch nicht mehr dorthin gehen. Zudem wurden die zu kurzen Grünphasen bei Fussgängerstreifen über die Glattalstrasse kritisiert. Ein weiteres Thema waren die Verkehrsbetriebe Zürich. Einige Seniorinnen und Senioren wünschten ein Seniorenticket für die Benutzung von Tram und Bus. Zudem wurde bemängelt, dass der Bus der Linie 75 nicht immer ans Trottoir fahre, weshalb das Ein- und Aussteigen schwierig sei.

Ein grosses Thema war, dass kein Bus mehr auf den Buhnhügel zur Kirche fährt. «Der Weg ist steil für ältere ­Menschen», war von Teilnehmenden zu hören. Weiter wurde kritisiert, dass es ­direkt bei der Haltestelle ­Ettenfeld keinen Fussgängerstreifen gibt.

Gemütliches Café wird vermisst

Andere bemängelten, dass man nicht wisse, was im Quartier laufe, wenn man keinen Zugang zum Internet habe. «Wie kommt man zu den Informationen?», fragten Teilnehmende. Es fehle eine Gesamtübersicht von allen Veranstaltungen auf Papier. Wer einen solchen Veranstaltungskalender machen soll, blieb offen. Aber auch über spezielle Angebote für ältere Menschen wisse man zu wenig Bescheid.

Die Anzahl Sitzbänke sorgte für Diskussionen. Lobend wurde erwähnt, dass die Bankaktion diverser Organisationen 2020 viel gebracht habe. Doch an einigen Orten werden Bänke vermisst. Zudem wurde festgehalten, dass Randständige die Bänke belegen. Vermisst wird in Seebach laut den Teilnehmenden ein gemütliches Café, wo man sitzen, einen Kaffee trinken und sich unterhalten kann. Ein solches «Kafi» könnten sich die älteren Menschen bei der Endhaltestelle vorstellen.

Allerdings fühlen sich bei der End­station vor allem in der Dunkelheit nicht alle wohl. Sonst war Sicherheit aber kein Thema. «Wir fühlen uns in Seebach ­sicher», wurde betont. Kein grosses Thema waren altersgerechte Wohnungen. Allerdings wurde die Frage gestellt, ob es im Alterszentrum Eichrain für die Seebacherinnen und Seebacher noch Platz habe, wenn die Obersträssler infolge Sanierung ihres Alterszentrums dorthin dislozieren. Auch die von Stadtrat Hauri kommunizierte und später wieder verschobene Aufhebung der Warteliste für Alterswohnungen wurde kritisiert. Ein weiteres Thema war die Coronapandemie. Einige ältere Menschen fühlen sich zu Hause einsam.

Hauri zeigte sich zufrieden mit der Begehung. Er fand, dass die ­anwesenden Personen repräsentativ seien fürs Quartier, allerdings seien die Ausländerinnen und Ausländer untervertreten. Die Quartierbegehungen werden ­weitergeführt.