Andalusische Tanzkultur aus dem Kreis 2

Erstellt von Jeannette Gerber |
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Die Wollishoferin Ladina Bucher begann ihre Karriere in Zürich, bildete sich bei Flamenco-Stars weiter, sucht aber im Kreis 2 seit Jahren vergebens einen Raum für ihren Tanzunterricht.

Ladina Bucher, in Wollishofen geboren und aufgewachsen, entdeckte mit 14 Jahren ihre Leidenschaft für den in Andalusien beheimateten Flamenco. In ihrer Schulzeit an der Rudolf-Steiner-Schule Sihl­au in Adliswil war das Fach Eurythmie – anthroposophische Bewegungskunst – ein Bestandteil des Lehrplans. «Nach dem Besuch einer Aufführung der Kompagnie Flamencos en route an der Rudolf-Steiner-Schule Wetzikon war mir klar, was für ­einen beruflichen Weg ich wählen werde: Flamenco-Tänzerin», schwärmt sie.

Ihre Tanzausbildung begann bei Eva Maria Gomez in Zürich, die sie schon bald auf die Bühne holte. «Ein grosses Glück», wie Ladina Bucher betonte. «Nachdem ich die höchste Stufe der Ausbildung bei Gomez erreicht hatte, wechselte ich zu Elena Vicimi, die mir zeigte, was es heisst, professionell zu tanzen.»

Viele namhafte Persönlichkeiten der Flamenco-Szene spielten in ihrer Tanzausbildung eine massgebende Rolle. «Nina Corti, Brigitta Luisa Merki und Anet Fröhlicher sind drei Tänzerinnen und Choreografinnen, die mit dem Flamenco-Tanz sehr Grosses erreicht haben in diesem Land, und die ich immer als Vorbilder bewundert habe», erklärt Bucher.

Schweizer Verband gegründet

Buchers tänzerische Entwicklung prägte der Unterricht und die Zusammenarbeit mit der internationalen Tänzerin Selene Muñoz. «Muñoz, als Mentorin, brachte mich in meinem eigenen Stil weiter, begleitete und motivierte mich. Ihre Mutter, eine Schneiderin, näht noch heute meine Kostüme», so Bucher. 2016 initiierte und organisierte Ladina Bucher gemeinsam mit Nadine Philipp das Flamenco-Festival Arte reunido im Theater Stok in Zürich. Nebenbei schloss sie zwei Ausbildungen ab: den Bachelor in Theater- und Tanzwissenschaft an der Universität Bern und das Diplom in Naturheilkunde TEN in Zürich. Momentan ist sie mit dem Masterstudium an den Universitäten Luzern und Bern beschäftigt.

2019 tanzte Ladina Bucher an der Seite von Selene Muñoz in der Produktion «De dos en dos», was so viel heisst wie zu zweit. Ein weiterer Auftritt folgte in «Canto nómada», einem Kurzstück von Brigitta Luisa Merki für das Festival Kulturerbe Tanz, gefördert vom Bundesamt für Kultur. Weiter choreografierte und tanzte sie zu Musik von Michael Finger im Cirque-de-Loin-Jubiläumskonzert und gründete 2018 die Flamenco-Laiencompagnie Flamenco palante, in der sie gemeinsam mit dem Tango-Tänzer Daniel Aranda ein abendfüllendes Programm am Planen ist.

Dieses Jahr gründete Ladina Bucher den Verband für Flamenco Schweiz, Flamenco encuentro. Durch ein Netzwerk sollen die Schweizer Flamenco-Bewegung regional und national gefördert und Projekte realisiert werden.
Heute lebt sie vom Flamenco-Tanzunterricht, tritt aber regelmässig in verschiedenen Formationen auf, so auch im letzten Juni mit dem Stadtorchester Solothurn. Ladina Bucher gibt Kurse für Kinder und Erwachsene in Bern, Schaffhausen, Zürich und Winterthur, in lokalen Tanzschulen, in die sie sich einmietet. Auf die Frage, wie sie die Tanzstunden mit Kindern erlebe, meinte sie, dass diese anhand von Märchen und Geschichten einen Zugang zum Tanz fänden. «Mit einfachen Schrittmustern werden die Kinder auf spielerische Weise auf den Flamenco vorbereitet. Die Kinder lernen Hände, Arme und Fussbewegungen gleichzeitig einzusetzen.» Auf die zweite Frage, ob sie auch Buben unterrichte, erklärte sie, dass in der Schweiz kaum ein Jugendlicher Interesse an diesem Tanz hätte. Deshalb gäbe es leider praktisch keine Männer in ihren Kursen. Ganz anders als in Spanien.

Seit drei Jahren auf der Suche

Für ihren Tanzunterricht bräuchte die Wollishoferin in Zürich einen fixen Raum, wo sie ihre Kurse vorbereiten und ausführen kann. Seit drei Jahren sei sie auf der Suche nach einem geeigneten Übungsraum, einem Atelier, wo sie auch Kostüme, Bühnenlicht, Theatervorhänge und andere Requisiten aufbewahren könne. ­Einen Raum von 30 Quadratmetern in Wollishofen, in der Enge, in Adliswil oder Leimbach. Bis jetzt leider ohne Erfolg, meist scheiterte es an der Lärmemission.

Nächster Auftritt am Sonntag, 25. Juli, in den Manegg-Industriehallen «Recomposed by Max Richter: Vivaldi – The Four Seasons» als multimediales Solo-Tanzstück.
www.ladinabucher.com, Tel. 076 575 75 86, info@ladinabucher.com