Pflanzenkisten, Sonnenschirme und Sitzbänke: Dank dem Engagement eines Architekturbüros ist die AOZ-Wohnsiedlung an der Flüelastrasse wohnlicher geworden.
Annina Just
Ein karger Kiesplatz mit drei blauen Containerreihen – so präsentierte sich die temporäre Wohnsiedlung der Fachorganisation AOZ (ehemals Asylorganisation Zürich) an der Flüelastrasse in Altstetten bis im letzten Frühling. Auf den ersten Blick sieht das Zuhause von 36 Asylbewerberinnen und -bewerbern auch heute noch so aus. Schaut man jedoch genauer hin, entdeckt man nun verschiedene Elemente, die dem Ort etwas Wohnlichkeit verleihen: Grosse Hochbeete mit Pflanzen und Gemüse, mehrere Sonnenschirme, verschiedene Sitzelemente und Festbänke sowie ein Pingpong-Tisch – sie sind das Ergebnis eines Aufwertungsprojekts, welches das Architekturbüro Dachtler Partner AG aus Zürich Wiedikon initiierte und finanziert hat.
«Im Nachgang zum akuten Anstieg der Asylbewerberzahlen 2015 haben wir nach einem sozialen Engagement in diesem Bereich gesucht», erzählt Domenik Prandini von Dachtler Partner AG. In Zusammenarbeit mit der AOZ habe man sich für die Aufwertung der Containersiedlung an der Flüelastrasse entschieden, da dort der grösste Handlungsbedarf bestand, ergänzt seine Kollegin Katrin Suter.
«Leben gebracht»
Völlig frei austoben konnten sich die Architekten allerdings nicht. «Wir hätten zum Beispiel gerne die Container miteinander verbunden und so Schattenplätze und eine wohnlichere Atmosphäre geschaffen», erzählt Suter. Seitens der AOZ bestand jedoch die Auflage, keine Bauten zu erstellen. «Wie bei allen Bauvorhaben müssen auch bei temporären Containersiedlungen die behördlichen Vorgaben eingehalten werden», führt Thomas Schmutz, Leiter Kommuniaktion bei der AOZ, aus. So war schnell klar, dass sich das Architektenteam auf eine Aufwertung mit mobilen Elementen im Aussenraum zu beschränken hat. In Gesprächen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern haben die Architekten dann drei zentrale Bedürfnisse ausgemacht: «Im Freien mehr Aufenthaltsmöglichkeiten, geringere Einsichtigkeit von aussen sowie Spielmöglichkeiten für die Jugendlichen», fasst Prandini die Ziele des Aufwertungsprojekts zusammen.
Mit farbigen Sitzelementen und grossen Blumenkisten kam man den ersten beiden Wünschen nach, mit einem Pingpongtisch, der von einer anderen Siedlung übernommen werden konnte, dem Wunsch nach einer Spielgelegenheit. Eine Bewohnerin hat sich ausserdem einen Gemüsegarten gewünscht – eine Idee, die ebenfalls umgesetzt wurde und nun nicht nur ihr, sondern auch anderen Bewohnern und Bewohnerinnen zugutekommt. Bei einem Besuch vor Ort bestaunen nämlich auch zwei junge Männer Gurken, Tomaten und Physalis-Früchte, die in den Kisten spriessen. Zusammen mit ihnen freut sich Architektin Suter über den guten Zustand der Pflanzen. «Ihr habt den Pflanzen wirklich gut geschaut während diesen Hitzetagen», meint sie anerkennend. Doch noch schöner als die Grünpracht dürfte für sie die Aussage von Bewohnerin Afërdite Omri sein, die beim Abschied meint: «You brought a little life to this place.»
Auch Thomas Schmutz von der AOZ bezeichnet die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro als «vorbildlich». «Als Architekten kennen sie das Geschäft von materiellen Aufwertungsmassnahmen», lobt er. Von den Bewohnern sei es sehr geschätzt worden, dass das Architektenteam stark auf ihre Wünsche eingegangen sei.
«Kein Einzellfall»
Die AOZ spricht bei dieser Art von Hilfe von «zivilgesellschaftlichem Engagement». Dieses bringe in der Regel allen Beteiligten etwas und werde von der Stadt Zürich wie auch von der AOZ aktiv gefördert, führt Schmutz aus.
Das Projekt an der Flüelastrasse sei kein Einzelfall, betont er. So gebe es zum Beispiel den Verein «Zusammenleben Kolbenacker», der die temporäre Wohnsiedlung (TWS) in Seebach mit verschiedenen Interventionen unterstütze, oder eine Gruppierung aus dem Basislager in Altstetten, die bei der TWS Aargauerstrasse einen attraktiven Spielplatz gebaut habe. Schmutz: «Dies führt für die TWS-Bewohner zu einer bemerkenswerten Verbesserung der Lebensqualität, die wir als AOZ mit unseren Möglichkeiten alleine so nicht bewirken könnten.»