Ausländische Bevölkerung in der Stadt Zürich vertreten

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Der Ausländerinnen- und Ausländerbeirat der Stadt Zürich besteht aus 25 Mitgliedern verschiedener Länder. Er vertritt die Zürcherinnen und Zürcher ohne Schweizer Pass und vermittelt dem Stadtrat deren Anliegen und Bedürfnisse.

Die Lokalinfo sprach mit Chantico Ledesma und mit Shara Hofmann über die Gründe für ihr Engagement im Ausländerinnen- und Ausländerbeirat und ihre persönlichen Erfolge.

Seit wann seid Ihr in der Schweiz?

Chantico Ledesma: Ich komme aus Mexiko und bin seit September 2009 in der Schweiz.
Shara Hofmann: Ich bin in Kolumbien geboren und in Schweden aufgewachsen. Ich bin seit August 2015 in der Schweiz.
Warum sind Sie im Ausländerinnen- und Ausländerbeirat in der Stadt Zürich?
Chantico Ledesma: Im Ausländerinnen- und Ausländerbeirat zu sein, ist für mich eine gute Gelegenheit, mit meinem sozialen Engagement einen Beitrag für ein noch besseres Zusammenleben in der Stadt Zürich zu leisten.
Shara Hofmann: Mir ist es sehr wichtig, dass alle Stadtbewohnerinnen und -bewohner ohne Schweizer Pass sich angehört fühlen und die Motivation finden, sich bei der Entwicklung unserer Stadt zu engagieren. Es gibt wichtige Themen, wie Einstieg in die Arbeitswelt, Ausbildung und Integration, die mir am Herzen liegen.
Für was seid Ihr im Ausländerinnen- und Ausländerbeirat zuständig?
Chantico Ledesma: Ich bin Mitglied des Vorstands. Ich analysiere gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen die verschiedenen Themen, die von den Arbeitsgruppen vorgeschlagen werden. Wir bereiten die Plenarsitzungen vor und erarbeiten die Strategien für den Beirat. Ich bin auch Mitglied von zwei Arbeitsgruppen: «Schule und Elternhaus» sowie «Berufs- und Arbeitsleben». Ich bin zuständig für einen kreativen und offenen Dialog, für die Bearbeitung unserer gemeinsamen Vorschläge und für die Vorbereitung von verschiedenen Informationsanlässen für Migrantinnen und Migranten.
Shara Hofmann: Ich bin die Koordinatorin der neu gegründeten Arbeitsgruppe «Berufs- und Arbeitsleben».
Was macht Ihr konkret?
Chantico Ledesma: Der Ausländerinnen- und Ausländerbeirat ist eine beratende Kommission für den Stadtrat. Wir versuchen, eine Brücke zu bilden zwischen den Zürcherinnen und Zürchern ohne politische Rechte und der Stadtverwaltung und -regierung. Wir wollen über unsere Kontakte, Netzwerke, Migrantenorganisationen und durch unsere eigene Erfahrung herauszufinden, wo die wichtigsten Bedürfnisse und Anliegen der Migrantinnen und Migranten in Zürich sind, reflektieren darüber und versuchen, neue Vorschläge für Lösungen gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren zu gestalten. Pro Jahr haben wir sechs Plenar- und sechs Vorstandssitzungen. Einmal pro Jahr treffen wir uns zudem mit dem Stadtrat zu einer Arbeitssitzung. Weiter finden rund jeden zweiten Monat Arbeitsgruppensitzungen statt. Alle diese Sitzungen haben eigene Ziele und Strategien. Jede Arbeitsgruppe versucht, Kontakt mit den jeweiligen Fachpersonen aus der Stadtverwaltung zu knüpfen. So trifft sich zum Beispiel die AG Schule und Elternhaus zirka drei Mal mit der Fachspezialistin Integration des Schulamts.
Shara Hofmann: Ich diskutiere mit meinen Beiratskolleginnen und -kollegen über diverse Themen, die den Interessen der ausländischen Bevölkerung entsprechen, und suche nach weiteren Themen sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren, insbesondere mit dem Stadtrat.
Stört Euch, dass der Ausländerinnen- und Ausländerbeirat nur eine beratende Funktion hat?
Chantico Ledesma: Ja und nein. Sicher wäre es gut, ein bisschen mehr Aktivitäten und Partizipation zu erleben. Aber eine solche Partizipation braucht zum Beispiel eine demokratische Wahl durch alle Migrantinnen und Migranten, damit ihre Anliegen legitim vertreten werden könnten. Das ist aber im Moment rechtlich wegen des höheren kantonalen Rechts nicht möglich.
Shara Hofmann: Es stört mich nicht, wenn es nur ein temporärer Zustand ist. Im Moment schätze ich es hoch ein, dass wir in der Schweiz die Möglichkeit haben, uns mit dem Thema der politischen Partizipation der Menschen ohne Schweizer Pass zu beschäftigen.
Was sind Ihre persönlichen Erfolge?
Chantico Ledesma: Für unsere Arbeitsgruppe war es sehr interessant, das Schulamt beim Aufbau eines Monitorings gegen den strukturellen Rassismus in der Schule zu unterstützen. Die Arbeit muss noch weiterentwickelt werden, aber die Möglichkeit, einen offenen Dialog zu haben, ist sehr wichtig für mich. Auch auf die Unterstützung, die ich, als Mitglied des Ausländerinnen- und Ausländerbeirats während der letzten Legislatur, beim Vorschlag für eine Zürich City Card für die Sans Papiers geben konnte, bin ich stolz. Ebenso auf die Durchführung der Treffen für die Migrantenorganisationen.
Shara Hofmann: Dass ich mich erfolgreich bewerben konnte und jetzt ein Mitglied bin. Aber das soll nur der Anfang sein.
Warum ist der Beirat wichtig?
Chantico Ledesma: Der Ausländerinnen- und Ausländerbeirat ist ein wichtiges Organ. Es ist eine aktive und engagierte Gruppe von Leuten, die ohne spezifische politische Interessen dem Stadtrat die Stimme und Perspektiven der Migrantinnen und Migranten näherbringt und eine bessere Partizipation in der Stadt Zürich aufbauen will.
Shara Hofmann: Weil ein gutes Drittel der Zürcherinnen und Zürcher keinen Schweizer Pass hat, das heisst, dass mit dem Ausländerinnen- und Ausländerbeirat die Perspektive der ausländischen Stadtbevölkerung einigermassen vertreten ist. (Text: Pia Meier/ Fotos: zvg.)

Ausländerbeirat: Der 25-köpfige Ausländerinnen- und Ausländerbeirat der Stadt Zürich vermittelt dem Stadtrat Anliegen und Bedürfnisse der ausländischen Bevölkerung der Stadt Zürich. Er leistet Beiträge zugunsten der Integration sowie für ein gutes Zusammenleben und unterstützt den Stadtrat sowie die städtische Verwaltung bei integrationspolitischen Fragen. (pd.)