Das Baugesuch für die Neuüberbauung des Engemer Bürgli-Areals ist eingereicht. Nächste Woche nun wollen Bauherrschaft und Architekten ihr Projekt für 124 Wohnungen und Gewerbeflächen im Quartier vorstellen.
Quasi über Nacht ist am Fuss des Bürglihügels ein neuer Wald gewachsen: Dutzende von Bauprofilen zeigen zurzeit die beachtlichen Dimensionen des Bauprojekts auf dem Bürgli-Areal an. Entlang der Bederstrasse soll ein Ensemble von Wohnbauten mit sechs Geschossen plus Attikas entstehen. Die heutigen Liegenschaften Bederstrasse 65, 67, 77, 77a, 81 und 85 sind dem Abriss geweiht. Auf dem frei werdenden Areal will die Bauherrschaft, die Swisscanto Invest, im Auftrag der Zürcher Kantonalbank insgesamt 124 Wohnungen mit mehrheitlich 2½ und 3½ Zimmern erstellen. Im Erdgeschoss sind zudem rund 2200 Quadratmeter Gewerbeflächen geplant. Gemäss Projektbeschreibung eignen sich diese wegen der nahen Tram- und Bushaltestellen insbesondere auch für Angebote der Nahversorgung.
Höher, aber durchlässig
Das städtebaulich anspruchsvolle Projekt an prominenter Lage zwischen Innenstadt und Sihlcity stammt aus der Feder des Zürcher Architektenbüros Graber Pulver. Es ging 2012 aus einem Architekturwettbewerb hervor, an dem auch das Amt für Städtebau beteiligt war. Drei Jahre später erwarb dann die Swisscanto-Anlagestiftung die Liegenschaften an der Bederstrasse und entwickelte das Projekt bis zur Baureife weiter: Anfang Februar fand die Baueingabe statt, und in diesen Tagen soll die öffentliche Planauflage folgen. Bezugsbereit werden die Neubauten frühestens Mitte 2021 sein.
Die architektonischen Grundzüge des Projekts «Im Bürgli» sehen folgendermassen aus: Während der eingeschossige Sockelbau mit den Gewerbenutzungen der Strassenflucht folgt, sind die Wohngeschosse und die Hauseingänge um 60 Grad gegenüber der Strassenlinie abgewinkelt. Diese Drehung, so erklären die Projektverantwortlichen, ermögliche es, lauter helle Wohnungen in Nord-Süd-Ausrichtung mit reizvollen Ausblicken anzubieten. Die Schlafzimmer orientieren sich dabei alle gegen den ruhigen Bürglihügel. Die Bauten werden höher als das «Landolt-Haus» sein. Ab dem 5. Obergeschoss wird die Fassade jedoch zurückgestaffelt und in Einzelvolumen aufgelöst, wodurch sich immerhin Durchblicke ergeben.
Infoabend fürs Quartier
Bevor die Rekursfrist abläuft, wollen Swisscanto und Architekten auf Einladung des Quartiervereins Enge das Projekt nun nächste Woche öffentlich vorstellen. Dann wird sich wohl auch klarer abzeichnen, wie viel Opposition dem Projekt aus dem Quartier erwächst. Gerüchteweise durchgedrungene Botschaften aus dem Quartier sind widersprüchlich. Fest steht jedoch: Den Nachbarn auf der gegenüberliegenden Strassenseite wird die Überbauung die Sicht auf den idyllischen Bürglihügel vergällen. (mai.)
Infoabend: Mittwoch, 7. März, 19 Uhr, Kirchgemeindehaus Enge, Bederstr. 25.
Frist verlängert
Prominentester Mieter in den abrissgeweihten Liegenschaften ist die Landolt Weine AG. Der alteingesessene Betrieb, der erst 2011 an die Bederstrasse gezogen war, erhielt die Kündigung ursprünglich auf Ende März 2018. Diese Frist wurde inzwischen verlängert. «Vorläufig sind wir noch hier», sagt Geschäftsleiter Marc Landolt auf Anfrage. Falls Rekurse kommen, rechnet er mit weiteren Verlängerungen. Neue Lokalitäten für sein Weingeschäft hat der Weinhändler, der unbedingt in der Enge bleiben will, noch nicht gefunden. Nicht auszuschliessen ist, dass er dereinst in den Neubau an der Bederstrasse zurückzieht. Näheres kann Landolt dazu nicht sagen. Nur so viel: «Ich stehe mit Swisscanto in gutem Kontakt.» (mai.)