2010 waren die Helvetia-Versicherungen mit einem grossen Wohnbauprojekt am Bellariarain gescheitert. Jetzt sind die Bagger nach jahrelangem Seilziehen doch noch aufgefahren. Online kann man schon Mietwünsche für die total 172 Wohnungen angeben.
Es ist eine der schönsten Lagen weitherum. See- und Alpensicht, keinerlei Durchgangsverkehr, dennoch zentral gelegen. Die Rede ist von der Bella-
riastrasse und dem Bellariarain in Wollishofen. Um 1900 stand an diesem Ort noch eine riesige Villa mit einem ausufernden Park, wie die «NZZ» vor einigen Jahren schrieb. In den Vierzigerjahren musste das Anwesen dann der Siedlung Bellariapark weichen. Der berühmte Gartenarchitekt Gustav Ammann sorgte dafür, dass die Neubauten dem alten Baumbestand angepasst wurden.
Fast drei mal mehr Wohnungen
Tempi passati! Jetzt sind Bagger aufgefahren, es gibt eine Grossüberbauung mit total 172 Wohnungen, also fast dreimal mehr als bisher. Allen bisherigen Mietern wurde schon vor Längerem gekündigt. Die Wohnungen standen zum Teil jahrelang leer, es gab aber auch Zwischennutzungen. Besetzt wurden die Häuser aber nie. Überhaupt hielt sich die öffentliche Diskussion in den letzten Jahren in Grenzen. Das war 2009 noch komplett anders. Damals wurden über 1000 Unterschriften gegen das erste Bauprojekt gesammelt und der Protest mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit der IG Bellariarain begleitet. Tatsächlich scheiterte die Helvetia Versicherungen als Besitzerin 2010 mit ihrem damaligen Bauprojekt. Das Projekt beinhaltete unter anderem drei gläserne, dreiflüglige und weitherum sichtbare Bauten mit einer Bauhöhe von fast 25 Metern. Die ein Jahr vorher gegründete IG Bellariarain erwirkte im Prinzip erfolgreich, dass das Projekt begraben wurde. Denn im März 2010 lehnte die Bausektion des Stadtrats das Projekt ab. Eine Randnotiz: Dem Gremium gehörte auch die damalige Stadträtin Ruth Genner mit Wohnsitz unweit des Bellariarains an.
Einschränkungen wegen BZO
Im Herbst darauf wurde auch der Rekurs abgelehnt, sodass die Bauherrin auf das unwillkommene Projekt verzichtete. Der zweite Anlauf war dann offensichtlich besser aufgegleist – zusammen mit der Stadt Zürich und mit Quartiervertretern. Weil aber seit 2016 eine revidierte städtische Bau- und Zonenordnung in Kraft war, durfte die Helvetia Versicherung nicht mehr sieben, sondern nur noch vier Vollgeschosse bauen, aber mit zusätzlichem Attika-Geschoss. Die Bauten werden damit rund elf Meter hoch. Auf Anfrage heisst es vom Hauptsitz der Helvetia Versicherungen in St. Gallen, man rechne mit dem Fertigstellen der Überbauung bis Winter 2020. Es gebe künftig 172 Wohnungen von «einfachem» und «gehobenem» Ausbaustandard mit 2,5 bis 4,5 Zimmern. Aber: «Über den Mietzins können wir erst zu einem späteren Zeitpunkt Auskunft geben. Voraussichtlich 2019 mit dem Beginn der Erstvermietungen», so eine Sprecherin. Das Vermietungsprozedere läuft über die H&B Real Estate AG in Zürich. Schon jetzt kann man über ein Kontaktformular Wünsche zur Wohnungsmiete anbringen. «Sobald die Vermietung beginnt, werden wir Sie per E-Mail kontaktieren. So können Sie sich frühzeitig ein passendes Objekt aussuchen», steht auf der Website bellaria-zuerich.ch geschrieben. (ls./ Archivfoto: zvg.)