Beobachtend und spielend auf Zeitreise

Erstellt von Elke Baumann |
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Die Menschen wussten sich bei gesundheitlichen Problemen schon vor Jahrtausenden zu helfen: Das Kulturama zeigt eine interaktive Schau über die Geschichte der Medizin von der Steinzeit bis heute. Das Museum liegt mit der Ausstellung «Gesundheit – 7000 Jahre Heilkunst» voll im Trend.

Schon in der Urgeschichte wussten sich die Menschen bei gesundheitlichen Problemen zu helfen. Was sie alles über Heilkunst kannten, lässt manchen von uns staunen. Behandlungsmethoden und Medikamente der Gegenwart waren damals zwar unbekannt, aber sie wussten, dass gegen viele Beschwerden und Leiden ein Mittel vor der Haustür wächst. Zum Beispiel Holzäpfel bei Verdauungsbeschwerden, Pfirsiche oder Kirschen als äusserliches Mittel gegen Brustschmerzen und Arthrose, Lilien bei Menstruationsbeschwerden und Verbrennungen oder Johanniskraut für und gegen alles.

Der Glaube war ebenfalls eine hoffnungsvolle Medizin. Und Operationen eine Erfindung der Neuzeit? Das ist ein Irrtum. Es gibt Beweise, dass man schon in der Steinzeit Patienten operierte, sogar Amputationen wurden durchgeführt. An den ausgestellten Beinknochen zweier Männer erkennt man, dass eine Fussamputation erfolgreich war – der Mann hat überlebt, die andere OP ging daneben – der Mann starb.

Fäkalien geben Aufschluss

Der Rundgang durch die Ausstellung «Gesundheit – 7000 Jahre Heilkunst» im Kulturama, Museum des Menschen, in Zürich ist voller Überraschungen. Hier ein Stück Birkenteer mit Zahnabdruck, der als einer der ersten Kaugummis gilt – vermutlich um Zahnfleischbeschwerden zu lindern –, dort Schlafmohnsamen, ein wirkungsvolles Mittel gegen Schmerzen.

Auffallend sind etwa jungsteinzeitliche Fäkalien. Diese Funde sind zwar unappetitlich, aber informativ. In einem Stück Kot konnten Eier des Fischbandwurms nachgewiesen werden. Dieser Parasit befällt den menschlichen Darm, erreicht eine Länge von bis zu zwölf Metern und verursacht fürchterliche Schmerzen und Verdauungsprobleme. WC-Papier, wie wir es kennen, hat es in der Steinzeit noch nicht gegeben. Was haben die Menschen aber benutzt? Moos – superweich, saugkräftig und vielseitig verwendbar. Es wurde auch als Füllmaterial für Wand­fugen benutzt und als wärmende Sohle in Schuhe eingelegt. Aus der römischen Zeit werden Funde gezeigt, die die Römer als heilende Mittel in die Schweiz brachten. So werden Walnüsse gegen Ohrenschmerzen, Bandwürmer und spärlichen Haarwuchs empfohlen.

Im 16. Jahrhundert wird Tabak aus Amerika nach Europa eingeführt. Das Kraut soll geraucht, geschnupft, gekaut oder getrunken bei Husten und Schnupfen, Müdigkeit, Geschwüren, Migräne, Blindheit, Zahn- und Magenschmerzen helfen. Kurz um, ein Mittel gegen alles.

Knochenfunde mit Schädelverletzungen, zahnloser Unterkiefer, medizinische Hilfsmittel, Blütenpollen, verkohlte Pflanzenteile und Kurioses geben Auskunft darüber, an welchen Krankheiten und Verletzungen die Pfahlbauer, die Menschen der römischen Epoche und dem Mittelalter bis in unsere Zeit litten und leiden.

Bei besonderen medizinischen Problemen setzt man auf göttliche Hilfe. Im 17. Jahrhundert konnte man im Kloster Einsiedeln «Schabmadonnen» aus Ton kaufen. Man schabte etwas Ton ab und streute es übers Essen von kranken Menschen oder Tieren. Oder man gab dem Patienten kleine «Schluckbildchen» mit dem Aufdruck von Heiligen oder Aposteln zum Verspeisen.
Auch die Jüngsten haben Spass

Ein Bereich für Kinder darf in einer solchen Ausstellung nicht fehlen. Eine Puppenstube mit zwei kleinen Patienten lädt zum Spielen ein. «Leben als Steinzeitkind», «Fang das Virus», «Bau eine römische Therme» und weitere Spiele sorgen garantiert für Spass und Spannung. Sie machen die Ausstellung im Kulturama für die ganze Familie zu einer faszinierenden Reise durch 7000 Jahre Heilkunst.

Ausstellung bis 30. April 2022: www.kulturama.ch