Berufsmesse Zürich: Traditionelle Berufe erfinden sich neu

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Die Berufsmesse Zürich 2019 ist eröffnet. Schon früh fanden sich
gestern am Morgen Hunderte von Schulklassen in den Messehallen ein. An der
Eröffnungsfeier sprachen Regierungsrätin Silvia Steiner sowie Dieter
Kläy, Kantonsratspräsident Zürich und Präsident der
Berufsbildungskommission des KGV, vom Wert der Berufsbildung. Und
zwei Teilnehmerinnen der World Skills in Kasan erzählten von ihren
Erlebnissen.

Die 15. Berufsmesse Zürich zog Tausende
Oberstufenschülerinnen und -schüler, aber auch viele Eltern und
Lehrpersonen an. Zürich werde während fünf Tagen zum Berufs-Hotspot,
freute sich Regierungsrätin Silvia Steiner, die auch die
Erziehungsdirektorenkonferenz präsidiert. Von rund 55 000 erwarteten
Besuchern kämen allein 20 000 aus umliegenden Kantonen. «Die
Arbeitswelt entwickelt sich rasant, daran muss sich auch die
Berufswelt permanent anpassen», erklärte die Zürcher
Bildungsdirektorin. Eine weitere Herausforderung «Rund 10'000
Lernende mehr brauchen in naher Zukunft eine Ausbildungsstelle.» Ein
Höhepunkt für sie: Der Wettkampf um die kantonale Meisterschaft der
Fachkräfte Gesundheit (FaGe), bei der live vor Publikum in einer
Spitalsituation eine Patientin gepflegt und versorgt wird. Kantonal
stelle sich die Herausforderung, innert zehn Jahren 10 000
Lehrstellen mehr für die nachrückenden geburtenstarken Jahrgänge zu
stellen. Sie sieht die Veränderungen vor allem als Chance, zu denen
sie auch - im Sinne der Optimierung - die Bildung von kantonalen
Kompetenzzentren aus den bisherigen 29 Berufsfachschulen zählt.

Wie Steiner, wies auch Thomas Hess, Geschäftsführer des KMU- und
Gewerbeverbandes Kanton Zürich (KGV) auf den technologischen Wandel
hin, der zur Flexibilität zwinge, um alte Berufsbilder stets neu zu
interpretieren. «Unsere KMU sind Integrationsmaschinen», sagte Hess
vom KGV, der gemeinsam mit der MCH Messe Zürich die Berufsmesse
veranstaltet. Doch es sei den Berufsverbänden zu verdanken, dass sie
die Ausbildungen und mithin die Berufsbilder den Bedürfnissen einer
sich rasant wandelnden Gesellschaft anpassten und aktuell blieben. In
einer Zeit, in der die Globalisierung, Digitalisierung und
Automatisierung die Wirtschaft fest im Griff habe, sei eine gute
Ausbildung alternativlos.

Diesen Faden nahm auch Dieter Kläy auf, Präsident der
Bildungskommission des KGV. Die Berufsmesse Zürich als einer der
wichtigsten Ausbildungsanlässe der Schweiz gebe einen Überblick über
die Berufswelt, in der vor allem eines konstant ist: Der Wandel.
Immer mehr Anforderungen hätten junge Berufsleute in der Lehre zu
verarbeiten, immer mehr werde entsprechend in die Ausbildungen
gepackt. Zwei- bis dreimal werden die angehenden Lehrlinge in Zukunft
ihren Beruf wechseln, rechnete er vor, und viele Berufe seien in 20,
30 Jahren nicht mehr dieselben. Eine wichtige Rolle komme der
frühzeitigen Berufswahlvorbereitung zu, welcher der Lehrplan 21 schon
mit Modulen ab der 2. Sekundarklasse gerecht werde. Im Zuge der
Digitalisierung, Automatisierung in Industrie und Gewerbe fallen zwar
viele Berufe weg. Doch nehme im gleichen Zuge der Stellenwert von
sozialen und Selbstkompetenzen zu.

Zwei Teilnehmerinnen der Berufs-WM berichten
Von beiden und von einem guten Selbstvertrauen zeugten an der
Eröffnung die beiden Teilnehmerinnen aus dem Kanton Zürich an den
World Skills in Kasan (RU): Die Kosmetikerin EFZ Vanessa Tschümperlin
(22) und die Bäckerin-Konditorin Rahel Weber (21). Auch wenn Webers
künstlerische Zuckerkreation an der Messe etwas unglücklich in sich
zusammenfiel, galt dies nicht für ihre Hoffnungen für die Zukunft -
in 20 könne sie sich vorstellen, im selben Beruf tätig zu sein.
Gefragt, was sie jungen Berufsleuten auf den Weg geben würden, meinte
Tschümperlin im Interview mit Werner Scherrer: «So viel wie möglich
schnuppern. Und vielleicht bei der Berufswahl nicht immer auf Vater
und Mutter hören.» Auch Weber riet, das zu erlernen, was man gern
tut. Im Anschluss ehrten Scherrer und Regierungsrätin Silvia Steiner
die beiden jungen Frauen als Vorbilder für die Jugend mit
Einkaufsgutschein und Blumenstrauss.

«Die 15. Auflage der Berufsmesse Zürich hat es in sich.» Mit diesen
Worten begrüsste Encarnación Maria Dellai, Direktorin MCH Messe
Zürich, die gut 100 Gäste bei der Eröffnung. Obwohl die die
Handwerksberufe beliebt seien, blieben viele Lehrstellen unbesetzt.
Daher sei die diesjährige Berufsmesse so wichtig für Aussteller der
traditionellen Berufe: Sie könnten auf attraktive Weise vermitteln,
dass klassische Handwerksberufe nicht alt seien, sondern mit der Zeit
gingen. Flexibilität, Kreativität und Offenheit gegenüber Neuem ist
gefragter denn je - und der technologische Wandel verändere auch
klassische Handwerksberufe zusehends.

Wichtige Partner
Organisiert wird die Berufsmesse Zürich vom KMU- und Gewerbeverband
Kanton Zürich (KGV) und der MCH Messe Zürich. Als grösstem
Arbeitgeberverband des Kantons Zürich ist dem KGV die Berufslehre ein
besonderes Anliegen, um die Bedingungen für die KMU-Lehrbetriebe, die
80 Prozent der Lernenden ausbilden, permanent zu verbessern. (pd.)

Die Berufsmesse läuft noch bis Samstag, 23. November 2019, in der Messe Zürich (Hallen 1 und 2),  Öffnungszeiten Di bis Fr von 8.30 bis 17 Uhr,  Sa von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Mehr Infos unter www.berufsmessezuerich.ch