Besser auf Grossereignisse vorbereitet

Erstellt von Daniel Jaggi |
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Zehn Meter lang und 1,3 Millionen Franken teuer: Das brandneue Einsatzleitfahrzeug von Schutz und Rettung Zürich ist ein Koloss auf Rädern. Das imposante Gefährt ist mit den modernsten Kommunikationsmitteln ausgerüstet. Ab diesem Sommer kommt es bei Grossereignissen zum Einsatz.

Wenns brennt, zählt jede Minute, heisst es. Besondere Bedeutung bekommt diese Binsenwahrheit bei Grossereignissen wie Bus-, Bahn- oder Flugzeugunfällen, Grossbränden oder Unwetter, aber auch bei Einsätzen mit biologischen oder chemischen Stoffen. Dann nämlich ist eine ­rasche Kommunikation der vielen beteiligten Rettungsorganisationen von zentraler Bedeutung. Schutz und Rettung Zürich (SRZ) ist nun bestens auf solche Grossereignisse vorbereitet. Nach fünfjähriger Planungsphase nimmt sie im Sommer ihr neues Einsatzleitfahrzeug in Betrieb. «Wir bringen mit dem Gefährt quasi unsere Einsatzzentrale auf den Schadenplatz», sagt Basil Brühlmann, Leiter Einsatzplanung und Konzeption und einer der «Väter» der neusten technischen Errungenschaft bei SRZ.

Der mit modernsten Kommunikations­mitteln ausgerüstete Lastwagen stellt der Einsatzleitung die notwendigen technischen Hilfsmittel und Systeme wie auch einen geschützten Führungsraum zur Verfügung. Das alte, deutlich kleinere, auf die Fussball-Europameisterschaft 2008 angeschaffte Fahrzeug soll ausgemustert werden. «Dieses Fahrzeug erlaubte uns beispielsweise keinen geschützten Führungsraum», sagt Brühlmann. «Da standen wir bei Wind und Wetter unter einer Markise im Freien eng zusammen.» Tempi passati. Das imposante,1,3 Millionen Franken teure und 10 Meter lange Gefährt kann den Rapportraum seitlich ausfahren und erreicht mit dem zusätzlichen Witterungsschutz eine Breite von stattlichen 7 Metern. So können am Rapport­tisch neben dem Schadenplatz-Kommandanten acht Einsatzleiter der verschiedenen Rettungsdienste Platz nehmen (Feuerwehr, Polizei, Sanität, Zivilschutz und weitere Partner wie SBB, Flughafen oder auch zivile Fachleute) und sogenannte Lage- und Absprache­rapporte vornehmen.

Geschätzt zwölf Einsätze pro Jahr

Technisch ist das Fahrzeug unmittelbar nach der Alarmierung einsatzbereit und kann während eines Tages autonom betrieben werden. Fehlt ein Stromanschluss, sorgen Batterien, später ein integrierter Generator für die nötige Energie. Betrieben wird das Fahrzeug von zwei Personen des Führungsunterstützungs-zugs, die in einem separaten Raum sitzen. Sie sorgen für alle nötigen Verbindungen und können ohne Zeitverzögerung verschiedene geschützte Informations- und Bild­quellen beziehen. Sie führen aber auch das Einsatzjournal, das über einen PC jederzeit auf den Grossbildschirm im Rapportraum übermittelt werden kann. Bislang wurden die einzelnen Einsatzschritte auf einem Flipchart aufge­schrieben, das gleiche Vorgehen galt auch für die Lagezeichnung. Heute kann eine fix installierte Drohne auf 47 Meter hochgefahren werden, um so einen Überblick über den Schadenplatz zu erhalten. Bilder können aber auch von der externen Drohne in das Fahrzeug übermittelt werden.

144 Netzwerkanschlüsse verbinden zudem die Einsatzsysteme mit der Einsatzleitzentrale und dem Tactical Operation Center von SRZ. Damit dies allerorts gewährleistet ist, kann eine breitbandige Satelliten- oder eine Richtstrahlverbindung aufgebaut werden. Ebenso verfügt das neue Fahrzeug über zweimal 500 Meter Glasfaserkabel. Einmalig ist aber nicht nur das Fahrzeug, ebenso einmalig ist das für den Betrieb bestehende Einsatzkonzept. Rund 20 Personen umfasst der Führungsunterstützungszug. Mit dabei sind neben Mitarbeitenden von SRZ auch Angehörige der Milizfeuerwehren von Bachenbülach-Winkel, Opfikon und Wallisellen. Im Alarmfall rücken vier von ihnen zum Operationscenter am Flughafen Zürich aus, wo das Fahrzeug stationiert ist, und fahren an den Einsatzort.

Stellt sich abschliessend die Frage, ob ein solches Fahrzeug überhaupt je zum Einsatz kommen wird. Basil Brühlmann hat da keine Bedenken, wie er betont. Er rechnet mit rund zwölf Einsätzen pro Jahr. «Dieses Jahr gab es bereits mehrere Chemieereignisse, bei denen es zum Einsatz gekommen wäre.» Vorbereitet ist man auch auf zukünftige Entwicklungen. «Technisch ist das Fahrzeug modular aufgebaut», sagt Christoph Hüsler, Projektleiter ICT bei SRZ. Komme ein neuer Entwicklungsschritt, müssten lediglich die entsprechenden Komponenten ausgewechselt werden. Hüsler: «Das ist mit wenigen Handgriffen möglich.»