Biodiversität unter Druck

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Eingeschleppte Tiere und Pflanzen gefährden die Artenvielfalt. Zudem können sie die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen sowie erhebliche Schäden und Kosten verursachen. Der Klimawandel verschärft das Problem. Ein frühzeitiges Eingreifen ist wichtig. Die Baudirektion führt mit dem neuen Massnahmenplan Neobiota die bewährte Strategie fort, setzt aber auch auf neue Ansätze.

Es ist ein ungewohntes Bild, doch wir begegnen ihm immer öfter: Palmen spriessen in Zürcher Wäldern. Die chinesische Hanfpalme, fälschlicherweise auch «Tessinerpalme» genannt, breitet sich in Folge des Klimawandels mittlerweile auch auf der Alpennordseite aus privaten Gärten in der Natur aus und übersteht dort den Winter. Sie ist Teil eines Problems unter dem Begriff «invasive Neobiota». Diese Pflanzen und Tiere aus anderen Weltgegenden gelangen immer häufiger durch den Handel oder auch unbeabsichtigt als blinde Passagiere im Frachtgut von Schiffen, Flugzeugen und Lastwagen zu uns. Manche dieser Arten breiten sich stark aus, da sie hier nicht auf natürliche Feinde treffen. Für die Biodiversität hat dies schwerwiegende Folgen. Invasive Neobiota verdrängen die einheimischen Arten und lassen damit oft auch seltene Spezialisten wie zum Beispiel Insekten verschwinden, die mit einer verdrängten Art in Symbiose leben. Ausserdem können invasive Neobiota auch die Gesundheit von Menschen und Haustieren beeinträchtigen oder mit ihren Wurzeln erhebliche Schäden an Brücken und Strassen anrichten. Je stärker sich invasive Neobiota ausbreiten, desto höhere Kosten entstehen bei den Unterhaltsdiensten. Der Klimawandel verschärft die Problematik, weil sich viele eingeschleppte Arten in warmem, trockenem Klima gut behaupten können.

Frühzeitiges und entschlossenes Handeln wichtig

Seit 2009 geht der Kanton Zürich mit Massnahmenplänen frühzeitig und entschlossen gegen invasive Neobiota vor und sorgt für ein koordiniertes Vorgehen aller betroffenen Akteure. Der neue Massnahmenplan Neobiota 2022–2025 beschreibt die Handlungsfelder, Ziele und Massnahmen, mit denen der Kanton seine Vorbildfunktion im Umgang mit invasiven Neobiota wahrnimmt. Dabei sind die Erkenntnisse aus zwei Pilotprojekten am Pfäffikersee und im Reppischtal eingeflossen. Hauptziel bleibt zu verhindern, dass Neobiota wichtige Schutzgüter wie beispielsweise die Gesundheit von Mensch und Tier oder die Vielfalt von Arten und Lebensräumen übermässig beeinträchtigen. Der Kanton Zürich setzt dabei wegen ihrer hohen Kosten-Nutzen-Effizienz nach wie vor schwergewichtig auf präventive Massnahmen.

Neue Doppelstrategie

Bei invasiven Pflanzenarten sieht der Massnahmenplan neu eine Doppelstrategie vor: Einerseits sollen ökologisch besonders wertvolle sowie noch weitgehend Neophyten-freie Flächen prioritär von invasiven Neophyten freigehalten werden. Damit können die vorhandenen Mittel möglichst wirkungsvoll eingesetzt und künftige, hohe Kostenfolgen vermieden werden. Andererseits kommen für besonders schädliche sowie neue invasive Neophyten, so genannte Fokusarten, jeweils artspezifische Strategien zur Anwendung. Diese Strategie hat sich aus den Erkenntnissen des Reppischtal-Projekts herauskristallisiert.

Eingeschleppte Tiere: Prävention einzige Chance

Bei invasiven Tierarten sind präventive Massnahmen wie die Sensibilisierung der Akteure besonders vordringlich. Denn sind invasive Tierarten erst einmal da, breiten sie sich selbständig teilweise über weite Strecken aus. Eine Tilgung von grösseren Beständen ist dann fast nicht mehr möglich. Es ist daher wichtig, die Verbreitungswege von invasiven Tieren und auch Pflanzen zu kennen.

Bauen als Verbreitungsquelle

Eine wesentliche Verbreitungsquelle von invasiven Neobiota ist das Bauen, sei es durch den Einbau von belastetem Material oder die Verschleppung mit verunreinigten Fahrzeugen und Maschinen. Der Massnahmenplan Neobiota legt deshalb hier einen Schwerpunkt.

Gemeinden sind wichtige Partner

Wichtige Partner bei der Umsetzung von Massnahmen gegen invasive Neobiota sind die Gemeinden. Sie stehen in ständigem Kontakt mit Privatpersonen, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft und kennen die Gegebenheiten vor Ort am besten. Der Kanton Zürich stellt den Gemeinden fachliche Beratung, Anleitungen und Vorlagen zur Verfügung. Zudem verfügt jede Gemeinde über eine Neobiota-Kontaktperson als erste Anlaufstelle für Privatpersonen. Der Kanton unterstützt diese durch jährliche Schulungen, regelmässige aktuelle Informationen, Infomaterial und Fachberatung vor Ort. (pd.)