Blind Date bei «Jazz im Seefeld»

Erstellt von Nicole Seipp-Isele |
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Was lange währt, wird endlich gut: Musste das Konzert des «Matthias Spillmann Trio feat. Bill McHenry» coronabedingt bereits dreimal verschoben werden, soll die Welturauf-führung nun im Rahmen einer Tournee über die Bühne gehen. Höhepunkt wird das Konzert am 27. April im GZ Riesbach sein.

Der Trompeter Matthias Spillmann sitzt vor seinem Espresso und lässt die vergangenen zwei Jahre Revue passieren. Eigentlich wollten wir über das anstehende Konzert sprechen. Doch zunächst ist ihm die Reflexion der Coronakrise und was diese für seine Branche bedeutete ein Anliegen. «‹Bleiben Sie zu Hause!›, mit dem Aufruf vom Bundesamt für Gesundheit wurde zu Beginn der Pandemie das Gegenteil von dem verlangt, was das Dasein eines Musikers ausmacht.

Unser Selbstverständnis wurde untergraben», so Spillmann. «Das mussten wir – und ich glaube, da spreche ich vielen Kollegen aus dem Herzen – erst mal psychisch verarbeiten.» Er sei viel spazieren gegangen, habe nachgedacht und gleichzeitig eine seiner intensivsten Schaffensphasen überhaupt erlebt. Dem amerikanischen Saxofonist Bill McHenry widerfuhr Ähnliches. Er liess Spillmann kürzlich wissen: «I am glad, because I have much more to offer.» Zwischen den beiden ist in den letzten zwei Jahren eine solide Fernbeziehung entstanden, ohne dass sie sich jemals getroffen hätten. Und durch die gebündelt gelebte Kreativität auf beiden Seiten und den virtuellen verbalen und musikalischen Austausch entstand aus einem geplanten Konzert gleich eine ganze Tour durch die Schweiz und Deutschland, deren Krönung die Einspielung einiger Songs sein wird.

Der Abend im GZ wird ein Potpourri geballter Schaffenskraft sein: Sowohl Stücke von Bill McHenry als auch Stücke von Matthias Spillmann, ausgehend vom Jazz Ende der 1960er-Jahre, werden den Sound bestimmen. Und: Es wird ein Abend voller Spontaneität. Der Klang der Band ist roh und direkt, da es kein Harmonieinstrument gibt. Dies bietet den Freiraum, Strukturen festzulegen oder eben nicht und so eine Plattform für spontane Interaktionen zu schaffen. Gemeinsam forscht das Trio der DNA ihrer Musik nach: Kompositionen von Monk, Mingus, Ornette und vielen mehr werden mit Hingabe und Mut zum Risiko neu interpretiert.

McHenry wiederum gelingt das Kunststück, mit einer durchaus traditionsverbundenen Spielform auf musikalische Klischees zu verzichten.

Bilden die Trompete und das Saxofon die instrumentale Jazz-Kombination schlechthin, funktioniert ihr Zusammenspiel wie ein Gespräch. Was sich am 27.  April also im GZ Riesbach abspielen wird, ist so etwas wie ein Blind Date, bei dem sicher ist, dass es ein Perfect Match sein wird.

27. 4. –19.30 Uhr: «Matthias Spillmann Trio feat. Bill McHenry»; Matthias Spillmann – Trompete, Flügelhorn; Bill McHenry – Tenorsaxofon; Andreas Lang – Bass; Moritz Baumgärtner – Schlagzeug; Eintritt 10 Franken & Kollekte. GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93, 8008 Zürich; www.jazzimseefeld.ch