«Bombardier liefert Flexity-Trams schneller»

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Bombardier, der Hersteller des neuen Züri-Trams, soll ab nächstem Monat alle fünf anstatt wie ursprünglich vorgesehen alle sieben Wochen ein neues Tram liefern. So haben sich die Stadt Zürich und der Lieferant aus Wien geeinigt.

Läuft alles nach Plan, ist es am 15. November endlich da: das erste blau-weisse Flexity-Tram von Bombardier. Auf die Schiene kommt das erste neue Tram aber erst Mitte 2020, nach umfangreichen Tests und der Abnahme durch das Bundesamt für Verkehr. Dabei drängt die Zeit. Das «Flexity» mit der flachen Nase soll die über 40-jährige Tram-2000-Generation ablösen. Die Trams 2000 sind laut Auskunft der VBZ «am Ende ihres Lebenszyklus». «So gibt es», wie die VBZ auf Anfrage festhalten, «überproportional mehr Ausfälle und somit mehr Instandhaltungsaufwand.» Momentan sind laut den VBZ 30 Fahrzeuge in Revision und ausser Gefecht. Nun forcieren die VBZ die Auslieferung des neuen Flexity-Trams. «Wir haben mit Bombardier vereinbart, dass man die Lieferkadenz erhöhen kann», sagt Stadtrat Michael Baumer (FDP) zu dieser Zeitung. Neu soll ab nächstem Monat ungefähr alle fünf anstatt wie ursprünglich vorgesehen alle sieben Wochen ein Flexity-Tram in Zürich eintreffen. Diese schnellere Auslieferung ist vor allem in den Anfangsmonaten entscheidend, denn momentan fehlen den VBZ fünf Trams. Reservetrams gibts kein einziges, trotz des Einsatzes von zwei
Museumstrams des Typs Mirage von 1966.

Ende 2020 zehn Fahrzeuge
Die VBZ bestätigen, dass «bis Ende 2020 zehn Fahrzeuge in Zürich sein werden». Danach werde aus dem Produktionswerk Wien sogar jeden Monat ein neues Tram geliefert. «Bis Ende 2021 werden es voraussichtlich 25 Fahrzeuge sein», so die VBZ. Sie hoffen damit, die Einschränkungen beim Tramfahrplan auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2020 zu minimieren.
Denn ab dem 25. November und bis mindestens in einem Jahr fährt die Linie 15 von Montag bis Samstag nur noch im 15-Minuten-Takt, die Linie 17 entfällt und wird durch die anders geführten Linie 6 und 10 ersetzt. Das Flexity-Tram ist – im Gegensatz zum Cobra-Tram – ein Modell von der Stange. Fast typgleiche Fahrzeuge sind beispielsweise in Basel, Berlin, Wien und Marseille unterwegs. Zürich hat 70 Flexity-Trams bestellt, mit Option auf weitere 70 Trams. Total verfügt das Tram über 91 Sitzplätze und 188 Stehplätze. Damit hat es 20 Prozent mehr Transportkapazität als das Cobra-Tram und gar 40 Prozent mehr Kapazität als das Tram 2000. Nach einer Fahrgastumfrage entschieden sich die VBZ, die neuen Trams mit Holzsitzen auszustatten wie die alten Mirage-Trams. Damit soll laut VBZ «Altbekanntes mit modernem Purismus» verbunden werden.

Mit oder ohne Nase
«Flexity» heisst das Tram deshalb, weil es nach Kundenwunsch individuell ausgestattet wird. So hat es je nachdem eine markante Nase (Berlin) oder gar keine – wie dereinst in Zürich. Ob und wie das neue Züri-Tram zum dringend benötigten VBZ-Sympathieträger wird, ist noch offen. Ebenso, ob es einen Übernamen bekommt: vielleicht «Boxer» wegen der eingedrückten Nase oder «Schiffli» wegen der Form.

Pascal Wiederkehr/ Lorenz Steinmann