Auf vielfältige Weise behandelten vergangene Woche gegen 100 angehende Maturandinnen und Maturanden der Kanti Freudenberg das Thema Sicherheit.
Die Staatsbürgerliche Projektwoche der Kantonsschule Freudenberg («Stabü») war dieses Jahr dem Thema «Sicherheit-Unsicherheit» gewidmet. Annähernd 100 angehende Maturandinnen und Maturanden erhielten in Workshops, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion Einblick in die Komplexität dieser Thematik und verfassten in Gruppen Papers zu 33 verschiedenen Unterthemen. Ab Wochenmitte bereiteten die Schülerinnen und Schüler 10 Strategien zur Verbesserung der Sicherheit in der Schweiz vor und diskutierten diese in der Schlussdiskussion am Freitag.
Aktuelle Konfliktherde
Zur Einführung in die aussenpolitische Bedeutung der Sicherheitspolitik wählte Christian Nünlist vom Center for Security Studies (ETH) mit den Problemfeldern Ukraine/Russland und Dschihad/Terror zwei spannende Brennpunkte. Nünlist erklärte zum einen die aktuelle Situation und beschrieb zum anderen, inwiefern es bei Konflikten gefährlich ist, in ein Schwarz-Weiss-Denken zu verfallen. Zum Thema Dschihad und zu den Hintergründen dschihadistischer Radikalisierung in der Schweiz präsentierte ausserdem Burim Luzha am Dienstag eine aktuelle Studie der ZHAW.
Schwerpunkt Migration
Einen Schwerpunkt bildete ausserdem das Thema Migration: Es begann mit einem Workshop zum Thema «Asyl und Rückkehr». Fiona Eisenhut vom Staatssekretariat für Migration (SEM) erklärte den Schülerinnen und Schülern, wie ein Asylverfahren abläuft, wie man Asyl beantragt, wie und wo man während des Asylverfahrens lebt, wie entschieden wird, wer warum bleiben darf, und was es bedeutet, bleiben zu dürfen, abgewiesen zu werden oder vorläufig aufgenommen zu werden. Ihre Präsentation war angereichert mit Videos und verschiedenen Übungen.
Spannend waren die Einblicke, die Thomas Gerber und Philippe Buschor in eine etwas andere Seite der Polizeiarbeit vermittelten, indem sie die «Fachstelle Brückenbauer» der KaPo Zürich vorstellten. Ihre Aufgabe besteht darin, eine Brücke zwischen der Polizei und Menschen aus fremden Kulturkreisen zu errichten. Die beiden Brückenköpfe werden dadurch gefestigt, dass einerseits Asylbewerber über die Funktion der Polizei in der Schweiz aufgeklärt werden. Andererseits sollen Polizistinnen und Polizisten über kulturelle Hintergründe der Herkunftsländer informiert werden. Dank der Vermittlungsarbeit des SAH Schaffhausen konnte diese Thematik am Mittwoch praktisch vertieft werden, indem wir uns in Gruppen mit über 60 Asylsuchenden trafen und dabei selber Brücken bauten. Für viele waren diese Treffen der Höhepunkt der Woche: Es wurde zu Musik aus den verschiedenen Ländern getanzt, Übungen zur Kommunikation gemacht und Ausdrücke aus verschiedenen Sprachen gelernt. Nach zwei Stunden hatten alle ein Bild von einem Menschen hinter dem Begriff «Asylsuchender».
Wie soll die Armee aussehen?
Auch die militärische Landesverteidigung durfte bei einer Woche rund um das Thema Sicherheit nicht fehlen. Traditionsgemäss findet in der «Stabü» eine Podiumsdiskussion statt, bei der Experten und Politiker eingeladen werden. Dieses Jahr wurden Lewin Lempert von der GSoA, Joel W. Gieringer, Präsident der Offiziersgesellschaft des Kantons Zürich, und Markus M. Müller von der Gruppe Giardino eingeladen. Sie diskutierten Fragen wie die Grösse des Truppenbestands, die Neutralität der Schweiz und die Rolle der Frau beim Militär. Die Diskussion wurde durch viele Fragen und Kommentare seitens der Schülerschaft angereichert.
Am Ende der Woche hielt Beatrix Bock von der Zürich Business School ein Referat zum Thema «Soziale Sicherheit in der Schweiz». Sie verstand es, ein für viele (noch) weit entferntes und deshalb eher «trockenes» Thema sehr lebhaft vorzustellen.
Parallel zu alledem verfassten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen Papers im Umfang von zirka vier Seiten, formulierten in Grossgruppen Strategien zur Verbesserung der Sicherheit in der Schweiz und präsentierten diese am Freitag im Plenum. Dabei entwickelten sich zum Teil heftige Diskussionen, bei denen gewisse Strategien scharf kritisiert wurden und andere grossen Zuspruch fanden. Am Ende wurde gut schweizerisch über alle Strategien einzeln abgestimmt.
Direkter Kontakt war prägend
Am Freitag um halb fünf endete die «Stabü» – Herbstferien! Es war eine ungewöhnliche Woche gewesen, in der die Schülerinnen und Schüler viele neue Erfahrungen sammeln konnten, so zum Beispiel, was es heisst, zweieinhalb Stunden einem Vortrag zu lauschen, aber auch, was es bedeutet, direkt mit einem Asylsuchenden zu sprechen, – ganz zu schweigen vom vielen Wissen über «Sicherheit», das wir uns während dieser Woche aneignen konnten. (Helen Schiesser *)
*) Helen Schiesser besucht die Klasse 6a in der Kantonsschule Freudenberg.