Computerfestival: Anfassen ist erwünscht

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Das Vintage Computer Festival zeigt in der Roten Fabrik faszinierende Unikate. Besucher erhalten einen Einblick in die Geschichte der Rechenmaschinen.

Dem Fortschritt in der Technologie ist es zu verdanken, dass heutige Computer selbstverständlich und beinahe unsichtbar geworden sind. Wie viel Elektronik in prinzipiell alltäglichen Geräten steckt, gerät dabei schnell mal in Vergessenheit. Deshalb möchte das Vintage Computer Festival (VCFe), die Entwicklung längst vergessener Modelle aufzeigen und den Besuchern offenlegen, wie die moderne Informationstechnologie überhaupt erst möglich wurde. Zu sehen gibt es Geräte aus verschiedenen Anwendungsbereichen, darunter Heimcomputer der 80er-Jahre sowie umfangreiche Originalteile und moderne Nachbauten der Grossrechner aus den 50er- und 60er-Jahren.

Computer-Pioniere im Fokus
Ein Highlight des diesjährigen Festivals in Zürich ist sicher die Olivetti Programma 101 von 1965. Dabei handelt es sich um den ersten Desktop-Computer im Sinne einer programmierbaren Rechenmaschine für den Schreibtisch. Produziert hat ihn die italienische Firma «Olivetti», die einst als Pionierin in der Computerherstellung galt. «Die Eingabe erfolgte über eine Tastatur, die Ausgabe über einen eingebauten Drucker. Diese Maschinen wurden verkauft, bevor das Silicon Valley existierte, die meisten davon in die USA», erklärt Daniel Savi, Mediensprecher des Festivals. Präsentiert werden die Olivetti-Modelle durch den Verein Esocop – European Society for Computer Preservation, eine Gruppe von Computerenthusiasten aus dem Tessin. Nebst der Programma 101 verfügt der Verein unter anderem über eine Olivetti M22, von der gerade mal fünf Prototypen gebaut wurden. «Die Besucher können direkt am Stand alles über die Olivetti erfahren und sie auch in Aktion sehen», so Savi. Weitere Höhepunkte bilden originale IBM-PCs, Spielkonsolen sowie ein Nachbau des Apple I von 1976, der von Apple-Mitgründer Steve Wozniak entwickelt wurde und als erster Personal Computer gilt.

Spiel, Spass und Emotionen
«Das VCFe soll die rasante Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung der letzten fünfzig Jahre aufzeigen und erlebbar machen. «Wir wollen ein lebendes Museum sein und die Computer nicht als unantastbare Modelle hinter Vitrinen verschliessen. Deshalb sind alle Rechner eingeschaltet und können vor Ort von den Besuchern ausprobiert werden», erklärt Daniel Savi. «Maschinen werden restauriert, funktionsfähige Nachbauten erstellt und neue Hard- und Software für alte Heimcomputer entwickelt. Es ist uns wichtig, zu zeigen, dass Computergeschichte durchaus ein aktives Hobby ist», fügt er hinzu.

Vom diesjährigen Projekt versprechen sich die Veranstalter wiederum einen regen Austausch und eine familiäre Stimmung. Savi sagt «Wir hatten letztes Jahr über 1000 Besucher, es war ein fröhliches Durcheinander, und darauf hoffen wir auch dieses Jahr wieder. Nebst echten Computer-Enthusiasten waren beim letzten Mal auch viele Familien dabei. Typischerweise zeigten dann die Eltern ihren Kindern aus der Handygeneration, wie ihre ersten Computer ausgesehen haben.» Die Alterskategorie reicht demnach von Kindern im Vorschulalter bis hin zu Rentnern. Beim Frauenanteil sieht das Ganze etwas anders aus. Im letzten Jahr lag dieser bei etwa einem Drittel aller Besucher. «Letztes Jahr kamen auch viele in Begleitung ihrer Partner, um dann das kindliche Leuchten in deren Augen beobachten zu können, nachdem sie gerade den Computer ihrer Jugendtage entdeckt hatten», so Savi.

Mit blinkenden Lichtern und Klippschaltern die Geschichte der Computer aktiv erleben, so lautet die Devise auch in diesem Jahr. Oder wie Steve Wozniak einst scherzte: «Traue niemals einem Computer, den du nicht aus dem Fenster werfen kannst.» (Sarah Koller)

Sa, 18. November, 10 bis 18 Uhr, So, 19. November, 10 bis 17 Uhr. Rote Fabrik, Seestrasse 395, 8038 Zürich. Eintritt 5 Franken, für Kinder bis 12 Jahre gratis.