Am Flughafen sollen Scanner, Kameras und Computer dafür sorgen, dass an der Passkontrolle weniger Warteschlangen entstehen.
Einen Teil des Prozederes kennt man vom Abflug: Nachdem man sich von den Daheimbleibenden verabschiedet hat, legt man am Drehkreuz seinen Boarding Pass auf einen Scanner und erhält Zugang zur «Luftseite», dem nicht öffentlichen oder Passagierbereich des Flughafens.
Ganz ähnlich läuft es – wenn man das möchte – künftig bei der Einreise in die Schweiz: Neben den üblichen Schaltern der Passkontrolle stehen acht neue Schleusen im «Chrom-gebürstet-Look», durch die man im Regelfall ohne menschlichen Kontakt einreisen kann: Pass auf den Scanner legen, warten, bis dieser erfasst ist, und durch das erste, sich öffnende Türchen schreiten. Vor dem zweiten, höheren, wartet man kurz, bis der Computer die Daten abgeglichen hat. Ist alles in Ordnung, öffnet sich auch die zweite Tür, man kann passieren und sieht die überwachenden Kantonspolizisten nur hinter ihrer Glasscheibe. Bewährt sich das System, könnte es später auch bei der Ausreise zum Einsatz kommen.
Ohne Nummer kein Bild
Im normalerweise nicht zugänglichen Kontrollbereich der Kantonspolizisten erklärt Nicole Gertsch, was in der Zwischenzeit passiert: «Mit dem Scan des Passes wird dessen Gültigkeit geprüft und die Nummer ausgelesen, welche überhaupt den Zugang zu den biometrischen Daten gewährt», so die Dienstchefin der 1. Kontrolllinie. «Gleichzeitig wird die Person mit allerlei internationalen Fahndungslisten der Polizei abgeglichen.» Schon während des Betretens der Schleuse macht eine Kamera bis zu zehn Bilder pro Sekunde vom Gesicht des Einreisenden. Sehhilfen müssen dabei nicht abgenommen werden. Auf dem Bildschirm der Polizisten erscheinen dann drei Fotos: Das aus dem Pass gescannte, das im Biometriechip hinterlegte und das Live-Bild, die sowohl der Computer als auch die Polizeibeamten überprüfen und im Zweifel auch eine Nachkontrolle veranlassen. Stimmen die Bilder aber überein und ergab der Listenabgleich keinen Treffer, öffnet sich auch die zweite Schleusentür und kann der Passagier passieren.
Rund 8 Millionen Franken wenden die Flughafen Zürich AG, der Kanton und der europäische Fonds für innere Sicherheit für die Erweiterung der Passkontrolle auf 3000 Quadratmeter auf; die eigentlichen Geräte bezahlt die Kantonspolizei, weil sie «ein innovatives Korps» sei, wie Ueli Zoelly, Chef der Flughafenpolizei, vor mehreren Kameras immer wieder betonte. Zum Thema Datenschutz wird versichert, dass nach dem Vorgang in der Schleuse keinerlei Personendaten gespeichert werden.
Für Kinder nicht geeignet
Es gibt drei Voraussetzung für die (freiwillige) Benutzung des Systems: Man muss einen maschinenlesbaren, biometrischen Pass aus einem EU- oder EWR-Staat besitzen und mindestens 18 Jahre alt sein.
Hintergrund dieses Ausbaus sind die Kapazitätsengpässe bei der Personenkontrolle, die an Schengen-Aussengrenzen (der Flughafen Zürich ist dabei die grösste und am meisten frequentierte der Schweiz) lückenlos durchgeführt werden müssen. Seit letzten Freitag erfolgt dies an 52 bedienten Schaltern sowie 8 automatisierten, dort innerhalb von 10 bis 20 Sekunden. «Insgesamt erhalten wir so 50 Prozent mehr Kapazität», sagte Stefan Conrad, Noch-COO der Flughafen Zürich AG (er wechselt in diesen Tagen nach Brasilien). An Spitzentagen wie in den Herbstferien passieren täglich 100 000 Personen die Halle.
Sicherheitsdirektor Mario Fehr war der erste, der die Anlage bei der Medienpräsentation vorführen durfte. «Ich gehe davon aus, dass Sie nicht gesucht werden», sagte der Kantonspolizist, der ihm (von den Medienschaffenden eifrig aufgezeichneten) Anweisungen gab. Fehr passierte die Schleuse problemlos – sogar dreimal, bis alle Kameraleute und Fotografen zufrieden waren. Somit wäre es amtlich: SP-Regierungsrat Mario Fehr hat offiziell keine Straftat begangen. (rs.)