Darum wird am Uetliberg gefällt

Zurück

2100 Bäume will Zürich am Denzlerweg fällen. Das sorgte bei einigen Bürgern und den Grünen für Empörung. Um sich zu erklären, lud die Stadt zu einer Medienführung vor Ort.

Kameras und Mikrofone waren alle auf Willy Spörri gerichtet. Der Revierförster und Fachbereichsleiter Waldrevier Uetliberg liess sich von den Journalistinnen und Journalisten aber nicht aus der Ruhe bringen. Er zeigte auf den Wald und sagte: «Kahlschlag wäre, wenn hinter mir keine Bäume mehr wären.» Auch um eine Rodung handle es sich nicht. Bei einer solchen wird das Wachsen von Waldbäumen dauernd oder während einer gewissen Zeit verhindert. Spörri: «Wir holzen diesen Wald nicht ab.»
Grün Stadt Zürich hatte zu einer Medienführung geladen. Und die Medien kamen zahlreich. Grund dafür war der Holzschlag am Uetliberg. Rund um den steilen Denzlerweg, der in der Nähe des Albisgüetli zum Uto-Kulm führt, fällt die Stadt aktuell etwa 2100 von insgesamt 10 500 Bäumen.

Grüne griffen Stadt an
Das Vorhaben sorgte bei einigen Zürcherinnen und Zürchern für Empörung. Im «Tages-Anzeiger» beschwerte sich eine Leserin, die Grüne Partei der Stadt Zürich nutzte die Gelegenheit für den Versand einer Medienmitteilung. «Kahlschlag am Uetliberg – das ist nicht nachhaltige Forstwirtschaft», titelten die Grünen. «Wir finden es unverantwortlich, dass gerade in einer solchen Zone Bäume aus wirtschaftlichen Gründen gefällt werden», warfen sie der Stadt vor. Der Verein Pro Uetliberg reichte gar eine Aufsichtsbeschwerde ein. Die Arbeiten sollten vorsorglich gestoppt werden.

Doch dazu wird es laut Stadtrat Richard Wolff (AL) nicht kommen. Die Beschwerde sei zurückgewiesen worden und habe keine aufschiebende Wirkung. Der Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements hatte quasi einen seiner ersten Ernsteinsätze. Unterstützt wurde er von Christine Bräm, Direktorin der zuständigen Dienstabteilung Grün Stadt Zürich. Bräm wehrte sich gegen die Vorwürfe: «Es ist befremdlich, wie viel geschrieben worden ist, ohne zu fragen, weshalb wir das machen.» Für Grün Stadt Zürich geht es unter anderem darum, instabile Bäume zu fällen und den beliebten Denzlerweg zu sichern (siehe Kasten). Bräm: «Wir rennen nicht einfach wild mit der Motorsäge herum.»
An verschiedenen Stellen entlang dem Denzlerweg, der wegen der Arbeiten für Wanderer bis Ende Jahr gesperrt ist, sind Bäume gelb markiert – darunter auch grosse und zumindest auf den ersten Blick starke Exemplare. Das betroffene Gebiet erstreckt sich über 29 Hektaren, etwa 40 Fussballfelder. Gefällt wird nicht konzentriert an einem Ort, weshalb das Ergebnis einem Laien kaum auffallen dürfte, wie ein Augenschein eines bereits bearbeiteten Hangs zeigte.

Nadelholzmarkt ist in Aufruhr

Das letzte Mal fanden hier 1978 Holzarbeiten statt. Weniger Bäume auf einen Schlag, dafür öfter fällen, zum Beispiel alle sechs Jahre, ist für Grün Stadt Zürich keine Option. «Wir müssen mit den Finanzmitteln haushälterisch umgehen», so Revierförster Spörri. Da das Gebiet am Denzlerweg schwer zugänglich ist, werden 18 temporäre Seilbahnen benutzt, um Stämme zu transportieren.
Grün Stadt Zürich betont, dass die Bäume nicht gefällt werden, um damit Geld zu verdienen. Der grösste Teil des gefällten Holzes wird im Heizkraftwerk Aubrugg zur Energiegewinnung verwendet, das Stammholz an verschiedene Abnehmer verkauft. Das Laubstammholz werde laut der Stadt zu einem grossen Teil nach China exportiert.

Das bestätigt auf Anfrage Beat Riget. «Das meiste Laubstammholz wird nach China oder in weitere asiatische Länder exportiert», erklärt der Geschäftsführer der Zürichholz AG. Die Firma gehört rund 340 privaten und öffentlichen Waldbesitzern. Laut Riget ist vor allem der Nadelholzmarkt in Aufruhr. Die Nachwirkungen der Januarstürme und der Borkenkäfer hätten ganz Europa mit Nadelrundholz überschwemmt. «Vor allem die schlechteren Qualitäten sind nur noch zu sehr schlechten Preisen abzusetzen», sagt Riget.
Für den Holzschlag am Denzlerweg hat Grün Stadt Zürich rund 200 000 Franken budgetiert. Da es sich um Schutzwald handelt, beteiligt sich der Kanton an den Kosten. (pw.)

Das sind die Ziele des Holzschlags

Wie Grün Stadt Zürich erklärt, geht es beim Holzschlag am Denzlerweg einerseits darum, die Schutzwaldfunktion zu sichern. Instabile Bäume entlang der Bäche und schwere Bäume, zur Entlastung der Hänge, werden entfernt. Durch das Gelände fliesst der Kolbenhofbach. Sollte er von umgestürzten Bäumen gestaut werden, habe dies Auswirkungen auf die ganze Stadt. Andererseits möchte die Stadt den Naturschutz und die Biodiversität fördern. Damit wieder mehr Licht bis zum Boden dringt, wird der Wald ausgelichtet. Ausserdem handelt es sich um einen beliebten Wanderweg. Um die Sicherheit der Benutzer nicht zu gefährden, müssten Bäume entlang des Weges gefällt werden. (pw.)