«Das Echo war überwältigend»

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Am Wochenende wird das letzte Streaming-Konzert aus Küsnacht mit Marc Sway übertragen. Die Initiantin Astrid Leutwyler, selber Musikerin und Mitorganisatorin des Klassikfestivals Küsnacht, zieht Bilanz.

Astrid Leutwyler, wie sind die «digitalen» Konzerte beim Publikum angekommen?

Das Echo war überwältigend. Mich haben viele dankbare, herzliche Nachrichten erreicht und zahlreiche Gratulationen zur Idee und schnellen Umsetzung meines Projektes.

Hat den Musikern das Publikum im leeren «Seehof» Küsnacht sehr gefehlt?

Die Musiker haben die digitale Konzertbühne MusicStage.ch enorm geschätzt. Sie waren dankbar, dass sie wieder spielen und auftreten konnten, wenn auch ohne Publikum. Aber diese Corona-Zeit hinterlässt bei jedem Künstler Spuren. Das Publikum hat uns enorm gefehlt, die Interaktion mit dem Publikum während des Konzertes ist sehr wichtig.

Wie viele Leute haben die Konzerte live – und auch später online – angeschaut?

Mittlerweile haben fast 10 000 Menschen die Konzerte verfolgt. Und das ist nur die Anzahl Aufrufe, denn hinter dem Computer oder TV sitzen ja meistens mehrere Personen. Dass die Plattform kostenlos war und die Konzerte auch im Nachhinein noch angeschaut werden konnte, wurde sehr geschätzt. Bei den meisten Konzerten haben sich die Anzahl Aufrufe laufend erhöht.

Wie ist die Kooperation zwischen Ihnen und der Kulturkommission Küsnacht zustande gekommen?

Ich habe der Kulturkommission Küsnacht und Küsnachts Gemeindepräsidenten Markus Ernst den finalen Projektplan meiner digitalen Bühne MusicStage.ch vorgelegt und konnte sie damit sofort begeistern. Nach der Zustimmung der Gemeinde Küsnacht habe ich die Plattform MusicStage.ch gegründet. Dazu gehörten der technische Aufbau der Webseite, die technische Umsetzung mit Ton und Kamera, die Finanzierung und die Programmgestaltung sowie das künstlerische Management.

Wer waren die Sponsoren?

Es freut mich sehr, dass praktisch alle Gemeinden des rechten Seeufers sich bei MusicStage.ch beteiligt haben. Nach den Lockerungen vom 8. Juni habe ich keine weiteren Konzerte für den Sommer mehr geplant. Wir freuen uns schliesslich alle wieder auf Live-Begegnungen, welche nun teilweise wieder möglich sind. Aus den Spenden von diversen Privatpersonen konnten wir zwei Konzerte finanzieren.

Wie lange kann man sich diese Konzerte nun noch online anhören?

Die Konzerte werden vorerst aufgeschaltet bleiben. Sicherlich noch über den Sommer.

Wie konnten Sie den «Star» Marc Sway für das letzte Konzert vom kommenden Sonntag gewinnen?

Ich kenne Marc Sway von Projekten mit dem Zürcher Kammerorchester. Marc Sway ist ein fantastischer Musiker und sehr offen für solche Begegnungen wie bei MusicStage.ch. Marc Sway sucht Projekte sehr wählerisch aus, konnte sich aber für meine Anfrage und die Idee sofort begeistern. Auch bei ihm sind zahlreiche Auftritte ausgefallen.

Wie viel Arbeit haben Sie in das Projekt gesteckt?

Sehr viel, aber es hat mir unglaublich Spass gemacht. Auch die Zusammenarbeit mit der Kulturkommission und Markus Ernst. Dieses Projekt hat mir geholfen, diese wirklich sehr trübe Zeit seelisch gut zu überstehen. Es tat gut, helfen zu können. Noch immer ist ein normaler Konzertbetrieb in weiter Ferne. Zahlreiche Künstler sind ohne Aufträge und Einkommen. Die geleistete Finanzhilfe ist in keinster Weise ausreichend und angemessen. Trotzdem gilt es, nach vorne zu schauen, neue Formate zu schaffen und die Hoffnung auf bessere Zeiten in Aussicht zu haben.

Sind in der Zukunft weitere Konzerte via Live-Streaming denkbar?

MusicStage.ch hätte sicher eine Zukunft, denn die Konzerte zu Hause im Wohnzimmer haben gerade bei Familien grossen Anklang gefunden. Für mich war aber von Anfang an klar, dass MusicStage.ch ein Corona-bedingtes Ausnahmeprojekt ist. Livekonzerte können nicht ersetzt werden, dies war nie meine Absicht.

Was passiert mit Ihrem anderen "Kind", dem Klassikfestival Küsnacht?

Wir haben letzte Woche entschieden, dass wir es in diesem September durchführen. Die Konzerte zusätzlich zu den echten Konzerten auch als Livestream mit MusicStage.ch zu übertragen, schliesse ich nicht aus. Dies ist aber stark von der Entwicklung der Fallzahlen abhängig. Das Positive an einem eigenen Projekt wie diesem ist, dass die Plattform aufgebaut ist und jederzeit wieder aktiviert und benutzt werden kann. (Interview: Manuela Moser)