Das Labitzke-Areal im Zeitraffer

Erstellt von Laura Hohler |
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Kulturwissenschaftlerin Diana Bärmann hat die Geschichte des Labitzke-Areals in Altstetten aufgearbeitet. Das Buch konnte sie beim renommierten Architekturverlag Hochparterre veröffentlichen.

Im Sommer 2014 hatte die Räumung des besetzten Labitzke-Areals für Schlagzeilen gesorgt. Das ehemalige Fabrikgelände an der Hohlstrasse, das während 25 Jahren zwischengenutzt und vermietet wurde, musste Neubauten der Immobiliengesellschaft Mobimo weichen, die auf dem Areal 277 Wohnungen bauen liess. Im Jahr 2018 zogen bereits die ersten Mieterinnen und Mieter ein. Doch das Areal hat eine über 100-jährige Geschichte, die nun aufgearbeitet wurde.

Multikultureller Mikrokosmos mit Moschee, Club und WGs

Die ehemalige ZHdK-Studentin Diana Bärmann, die 2017 ihren Master in Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen hat, widmet sich in ihrer Abschlussarbeit «Labitzke Farben. Archäologische Untersuchung einer Stadtutopie» der vielseitigen Vergangenheit dieses Ortes. Ende 2020 veröffentlichte der Zürcher Hochparterre Verlag ihre Abschlussarbeit als gebundenes Buch. «Das Thema hat sich angeboten, da ich von 2009 bis 2014 selbst in einer WG des Labitzke-Areals gewohnt und vieles dokumentiert habe», so Bärmann. Mit der Dokumentation des Lebens auf dem Areal habe sie 2013 angefangen. «Ich habe fotografiert, aber auch die Leute dort interviewt», so Bärmann.

Der Ort sei eine Art «Stadt in der Stadt» gewesen – ein Mikrokosmos, in welchem die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen aufeinandergetroffen sind. Gewerbe, eine Moschee, ein Club und Wohngemeinschaften – an der Hohlstrasse lebte man während Jahren mehrheitlich friedlich zusammen auf engem Raum. Dass diese Stadtutopie nun der Vergangenheit angehört und die ehemaligen ­Bewohnerinnen und Bewohner sich neue Bleiben suchen mussten, bedauert Diana Bärmann sehr. «Es war ein wirklich besonderer Ort.»

Archäologische Untersuchung einer Stadtutopie

Auf mehr als 300 Seiten und mit einem aufwändig gestalteten Faltplan dokumentiert Diana Bärmanns Buch «Labitzke Farben» einen wichtigen Teil der Zürcher Stadtgeschichte. Mit zahlreichen Foto­grafien, Interviewcollagen, Zeichnungen und Hintergrunddossiers lässt einen die Autorin in diesen multikulturell geprägten Ort eintauchen. So spricht Bärmann unter anderem mit einer Historikerin und einem Ethnologen, die 2014 beide auf dem Areal ­gewohnt haben. In einem weiteren Gespräch interviewt sie den Imam der Al-Hidaya-Moschee. Aber auch Zeitzeugen, wie der Betreiber des schwulen Nachtclubs Aera, der ebenfalls dort gelebt hat, kommen in ihrem Buch zu Wort.

«Labitzke Farben» von Diana Bärmann ist im Buchhandel erhältlich.
Radio-Feature «Kulturen am Rand: ­Zürich-Labitzke» von Francesca Nussio und Thomas
Niederberger, die zusammen mit der Autorin auf dem Areal gewohnt haben, auf:
www.freie-radios.net/50535