Das neue Schulhaus nimmt Gestalt an

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Es wird ein kleines Bijou: Letzte Woche gewährte die Schule Küsnacht Einblick in das neue Schulhaus Goldbach. Dieses ist für die Anforderungen an den modernen Schulbetrieb gerüstet, viel mehr Schulraum schafft der Neubau jedoch nicht.

Viel Oberlicht, grosse Fensterfronten und eine offene Architektur werden den Neubau prägen. Der soeben fertiggestellte Rohbau des Schulhauses Goldbach wurde letzte Woche Anwohnern, Lehrern und Medien präsentiert. Das Interesse war gross, als der Projektleiter und für die Infrastruktur zuständige Schulpfleger Jörg Müller (parteilos) zusammen mit Architekt Hartmut Göhler vom Büro GBM Architekten über die Baustelle führte.

Flexible Raumunterteilung
Müller schaute kurz zurück, wie das 23,8 Millionen-Franken-Bauprojekt in den letzten Monaten vorangekommen ist: «Wir sind gut im Plan.» Der Aushub wurde fertiggestellt, dann eine erdbebensichere Platte hineingelegt und darauf das rund 6000 Tonnen schwere und dreistöckige Gebäude erstellt. «Das Gebäude soll nun zwei Generationen überleben», so Müller zur Lebensdauer eines solchen Baus.
Der Rundgang führte über den Pausenplatz, der zwischen dem neuen Kindergarten-Gebäude und dem Primarschulhaus liegt und über eine breite Treppe von der Bühlstrasse aus zugänglich ist, in die überdachte Pausenhalle. «Wir stellen es uns als sehr warmes und helles Haus vor», erläuterte Müller, als die rund 50-köpfige Gruppe im Herzen des Gebäudes ankam. Rund um die Pausenhalle im Erdgeschoss des Gebäudes sind Lehrer- und Schulleiterzimmer, eine Aula, eine Schul-Bibliothek sowie je ein Handarbeits- und Werkzimmer angeordnet, darunter liegt die Turnhalle. Diese ist sowohl vom Schulhaus als auch von aussen zugänglich, damit sie auch abends von Vereinen genutzt werden kann. Umgeben wird das Schulhaus von einer öffentlichen Parkanlage südlich zur Zürichstrasse.
Das Innere des Schulhausgebäudes besticht durch eine ausgeklügelte, durchlässige Architektur. «Es gibt immer einen visuellen Bezug zwischen den Geschossen, man kann sich also gut orientieren», meinte Müller. Mit grossen, halbmondförmigen Glaseinsätzen im Dach wird erreicht, dass auch ins Innere des Gebäudes natürliches Licht einfällt. Dies kommt den beiden verglasten Halbklassenräumen zugute, die als Ergänzung für die umliegenden insgesamt sieben Klassenzimmer dienen.
Jedem der über 70 Quadratmeter grossen Klassenzimmer ist zudem ein abtrennbarer Gruppenraum von mehr als 30 Quadratmetern angegliedert. Die Klassenzimmer sind je zwei seeseitig und bergseitig auf dem ersten und zweiten Stockwerk angesiedelt und können auf jeder Seite auch als durchgehender Raum geöffnet werden. Die oberen seegewandten Zimmer bezeichnete Müller als Prunkstück: Sie bieten einen herrlichen Weitblick über den See. «Da hätte ich wohl den ganzen Tag über zum Fenster hinaus aus geschaut», meinte einer der Besucher lachend.

Grenzabstände ausgereizt
Die multifunktionale Raumunterteilung, eine «Lernlandschaft mit flexibler Nutzung» wie Architekt Göhler sagte, muss man sich momentan noch vorstellen, denn die mobilen Trennwände werden erst eingebaut. Architekt Göhler und Schulpfleger Müller legten in ihren Ausführungen aber grossen Wert auf die Erläuterung dieser Funktionen. Mit den neueren Strukturen der Schule, die insbesondere mit dem Lehrplan21 nochmals ausgeprägter werden, sei eine solche Bauweise ein absolutes Must. Müller: «Es werden andere Unterrichtsformen gefordert sein.» In alten Schulhäusern sehe man oft Schüler auf dem Gang arbeiten, weil sie Gruppenarbeiten erledigen müssen. «Das wird dann hier nicht mehr nötig sein», hielt er fest. Doch bis es so weit ist, dauert es noch gut ein Jahr. Im November 2018 sollen die Goldbacher Schüler vom Schulhaus Erb in ihr neues Heim zügeln können. Der Zeitplan ist sportlich, wie auch Müller einräumt. «Aber wir haben Zeitdruck, weil danach das Schulhaus Erb wieder als Dependance genutzt wird», so der für die Infrastruktur verantwortliche Schulpfleger. Vor dem Hintergrund, dass die Schule Küsnacht aktuell an verschiedensten Standorten zu wenig Platz hat, erscheint der Neubau des Schulhauses Goldbach mit nur einem Klassenzimmer und zwei Halbklassenzimmern mehr als im alten Schulhaus eher klein. «Wir haben die Grenzabstände komplett ausgereizt», hält Müller diesbezüglich fest. Auch in der Höhe war kein Spielraum: Das Bauprojekt musste aufgrund von Einsprachen während des Bewilligungsverfahrens bereits um 2,5 Meter tiefergelegt werden. «Ich hätte natürlich gerne einen Stock mehr, aber schliesslich muss das Projekt auch quartierverträglich sein», so Müller.
Quartierverträglich, das ist das kleine Bijou nun – dies zeigen die vielen wohlwollenden Kommentare an der Besichtigung. «Es passt sich auch wirklich gut in die Umgebung ein und sieht aus wie der grosse Bruder von diesen Häusern», meint eine Besucherin und zeigt auf drei danebenliegende Wohnhäuser. (aj.)