Hörausstellung über die «illegale Pfarrerin»

Zurück

Greti Caprez-Roffler (1906–1994) war die erste vollamtliche Gemeindepfarrerin der Schweiz. Ihre Enkelin Christina Caprez erzählt jetzt ihre Geschichte – in einem Buch, einem Film und einer Hörausstellung, die vom 1. bis 22. Juli in der reformierten Kirche Zürich Enge gastiert.

Am 13. September 1931 wagt das Bergdorf Furna im Prättigau einen Schritt, den zuvor noch keine Gemeinde der Schweiz getan hat: Es wählt eine Frau zur Pfarrerin – gegen die herrschenden Gesetze. Greti Caprez-Roffler ist damals 25-jährig, frisch gebackene Theologin und Mutter. Sie zieht mit ihrem Baby nach Furna, ihr Mann bleibt als Ingenieur in Pontresina. Die kantonalen Behörden konfiszieren das Kirchgemeindevermögen, doch die Pfarrerin arbeitet weiter, für «Gottes Lohn». Erst 1963 wird Greti Caprez-Roffler ordiniert – zusammen mit elf weiteren Theologinnen im Grossmünster in Zürich.

Jahrzehnte später macht sich die Enkelin auf Spurensuche. Sie stösst auf die aussergewöhnliche Emanzipationsgeschichte einer Frau, die im Dorf Skihosen für Mädchen einführte und ihren Söhnen das Stricken beibrachte. Die ihren Mann zum Studium der Theologie inspirierte und mit ihm das Pfarramt im Jobsharing ausübte, lange bevor der Begriff existierte. Die für sich in Anspruch nahm, was damals für viele undenkbar war: ihrer Berufung nachzugehen und Mutter zu sein, eine glückliche Liebe und eine erfüllte Sexualität zu leben. Eine Frau, deren Mut einen hohen Preis hatte – nicht nur für sie.

Die Soziologin und Journalistin Christina Caprez hat über ihre Grossmutter ein Buch, eine Ausstellung und einen Film geschaffen. Die Hörausstellung gastiert vom 1. bis 22. Juli in der reformierten Kirche Zürich Enge und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sie besteht aus sechs in der Kirche verteilten Guckkästen mit Hörgeschichten, Fotos und Alltagsobjekten aus dem Leben der Pfarrerin. Ein attraktives Rahmenprogramm stellt Bezüge zum Hier und Jetzt her:

• Vernissage mit Bildern und Gespräch mit Autorin Christina Caprez und Sozialdiakonin Heidi Stäheli, Dienstag, 30. Juni, 18.30 Uhr.

• Lesung mit Christina Caprez aus der Biografie «Die illegale Pfarrerin»: Donnerstag, 9. Juli, 18.30 Uhr.

• Führung durch die Ausstellung mit Heidi Stäheli: Dienstag, 21. Juli, 16 Uhr.

Es ist möglich, sich die Hörgeschichten aufs eigene Handy zu laden und sie in der Ausstellung mit den eigenen mitgebrachten Handykopfhörern zu hören. (e.)

Alle Informationen zum Projekt unter www.dieillegalepfarrerin.ch