Den Regenwald ins Zentrum gerückt

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Die einzigartige Artenvielfalt und Schönheit des tropischen Regenwaldes, aber auch dessen akute Bedrohung gibt es derzeit mitten in Zürich zu sehen. Das Museum der Anthropologie und der Botanische Garten der Universität Zürich zeigen knapp 50 Exponate renommierter Naturfotografen.

Als einer von 35 Biodiversitäts-Hotspots der Erde präsentiert sich der Regenwald Indonesiens als Naturspektakel. «Doch seine Zerstörung schreitet voran und hat massive Auswirkungen auf das Weltklima sowie zahlreiche endemische Arten, die akut vom Aussterben bedroht sind», wie es in einer Mitteilung heisst.

Darunter würden auch die letzten Orang-Utans leiden, deren Lebensraum bereits zu 80 Prozent zerstört ist. Sie stehen im Mittelpunkt der Foto-Ausstellung «We are the forest», die seit Kurzem im Museum der Anthropologie sowie ab ­April mit zusätzlichen Exponaten im Botanischen Garten der Universität Zürich (UZH) gastiert.

In der von Borneo Orangutan Survival (BOS) Schweiz konzipierten Ausstellung bringen elf international renommierte und grösstenteils preisgekrönte Fotografen Besucherinnen und Besuchern Leben und Lebensraum der bedrohten Primaten näher.

Verwandtschaft ins Bild gesetzt

Die 19 Fotografien, die im Museum der Anthropologie zu sehen sind, fokussieren die genetische Verwandtschaft zwischen Mensch und Orang-Utan. «Unsere Erbinformation ist zu 97 Prozent identisch», hält Sophia Benz, Geschäftsführerin von BOS Schweiz, fest. «Nicht vergebens bedeutet der aus dem Malaiischen stammende Name Orang-Utan auch Waldmensch.»

Eindrücklich visualisiert wird dies anhand von Porträts bekannter Persönlichkeiten, die mit Aufnahmen von Orang-Utans verschmelzen. Zu sehen sind hier etwa Schauspieler Sven Schelker, der für seine Rolle als Bruno Manser mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde, UZH-Primatologin Maria van Noordwijk oder UZH-Emeritus Carel van Schaik, der über 40 Jahre lang die Ökologie der Regenwälder Indonesiens, das ­Verhalten und die kognitiven Fähigkeiten von Affen studiert und die entsprechende Forschung an der Universität Zürich massgeblich geprägt hat. «Erkenntnisse über Orang-Utans helfen uns, besser zu verstehen, wer wir selbst sind», so Benz.
Der zweite Teil der Ausstellung, der ab April in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens der Universität Zürich zu sehen ist, umfasst insgesamt 29 Exponate. Sie zeigen neben Orang-Utans, die als «Gärtner des Waldes» eine Schlüsselrolle in ihrem Habitat spielen, Insekten, Amphibien und die Vegetation von Borneos einzigartigem Ökosystem. Diverse in Indonesien heimische Pflanzenarten können die Besucherinnen und Besucher gleich auch in natura bewundern. Unter den Exponaten findet sich auch das Foto eines Tapanuli-Orang-Utans. Diese extrem seltene und erst 2018 entdeckte dritte Orang-Utan-Art wurde von Forschenden der Universität Zürich erstmals beschrieben und ist, kaum aufgespürt, bereits vom Aussterben bedroht.

Gefährdet, gerettet, ausgewildert

Die Faktoren, die das Überleben aller drei Orang-Utan-Arten gefährden, greift die Ausstellung ebenfalls visuell auf: Plantagenwirtschaft und Abholzung gehören ebenso dazu wie Waldbrände, Wilderei und Wildtier-Tourismus. Besucherinnen und Besucher blicken etwa in die traurigen Augen eines als Boxer verkleideten Orang-Utans und damit in eine noch heute währende Realität: Tiere werden illegal gehandelt und zur Belustigung von Touristinnen und Touristen in Shows ­vorgeführt. Für sein eindrückliches Bild wurde Aaron Gekoski 2019 mit dem Publikumspreis des Wildlife Photographer of the Year ausgezeichnet.

Nicht zuletzt gibt die Ausstellung ­gemäss Mitteilung einen Einblick in die Rettungsstation der BOS Foundation auf Borneo und damit ins weltweit grösste Primatenschutz-Programm. In 30 Jahren rettete die Stiftung rund 3000 Orang-Utans und konnte knapp 500 Tiere in geschützten und teils selbstverwalteten Waldgebieten auswildern: «Damit die Auswilderungen und die bis zu zehn Jahre lange Vorbereitung der Tiere auf ein Leben im Regenwald erfolgreich sind, sind weitere Kenntnisse über das natürliche Habitat und das Verhalten wilder Populationen dringend nötig», sagt ­Sophia Benz. «Doch die Zeit läuft uns ­davon.» Mit «We are the forest» möchte die Organisation deshalb gemeinsam mit ihren Partnern ein starkes Zeichen für den Arten- und Klimaschutz setzen. (pd.)

Fotoausstellung «We are the forest»: Bis 30. September im Museum der Anthropologie der Universität Zürich sowie bis zum 30. Juni im Botanischen Garten.