«Der Bezug des PJZ ist ein Riesenprojekt für sich»

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Beim Bau des Polizei- und Justizzentrums Zürich (PJZ) ist 14 Monate nach der Grundsteinlegung bereits über die Hälfte des Rohbaus erstellt.

In Sachen Grösse und Kosten läuft dem PJZ auf dem Platz Zürich das Projekt «Circle» beim Flughafen den ersten Rang ab. Das künftige «Kompetenzzentrum für die Bekämpfung der Kriminalität» gilt aber laut den Projektverantwortlichen als komplexester Hochbau der Schweiz. Anfänglich durch Grundwasserprobleme zeitlich etwas zurückgeworfen, schreitet der Bau des sechsstöckigen, 280 Meter langen, 110 Meter breiten und rund 570 Millionen Franken teuren Gebäudes nun planmässig voran. Das Arbeitstempo sei sehr hoch, sagte Hans-Rudolf Blöchlinger, Projektdelegierter des Kantons, kürzlich bei einer Medienführung. 14 Monate nach der Grundsteinlegung steht der Rohbau bereits zu rund 60 Prozent. Zum Teil wird heute schon am vierten Stockwerk gebaut. Im Spätsommer 2019 soll der Rohbau fertig sein, für 2020 heisst die Vorgabe «Hülle dicht», 2021 folgen Spezialausbauten, Möblierung und betriebliche Tests, 2022 dann der gestaffelte Bezug.

Riesenprojekt innere Organisation

Im PJZ wird es rund 1800 Arbeitsplätze für Polizei und Justiz geben. Neben der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft werden hier die Polizeischule, das Forensische Institut und das Zwangsmassnahmengericht einziehen. Dazu kommt ein Polizei- und Untersuchungsgefängnis mit 300 Plätzen. Diese Zusammenlegung aller wesentlichen Einrichtungen der Strafverfolgung mit zum Teil abteilungsübergreifenden Raumnutzungen und die hohen Sicherheitsanforderungen machen den Bezug «zu einem Riesenprojekt für sich», wie Blöchlinger betonte. Zurzeit werden noch betriebliche Arbeitsabläufe abgeklärt. Dieser Grobprozess mit Fragen wie etwa «Wie viele Türen braucht es wo?», an dem alle Dienste der Justiz- und Sicherheitsdirektion beteiligt seien, dauere noch bis nächsten Frühling.

Gegen Steinwürfe und Ausbrüche

Ersten Sicherheitstest unterzogen wurde bereits die Aussenfassade: Auf dem Bauareal zeugen kaputte Fensterglasmodelle von «erfolgreichen» Testversuchen der Polizei mit gezielten Steinwürfen. Von selbst versteht sich, dass auch in den 150 Gefängniszellen Sicherheitsaspekte auf dem Prüfstand stehen. Um den bekannten Erfindergeist von Gefängnisinsassen mit Ausbruchs- und/oder Verletzungsabsichten im Keim zu ersticken, bestehen die Zellenwände aus besonders homogenem Beton ohne jegliche Ritzen und Fugen, in denen sich etwa Rasierklingen verstecken liessen. Aus dem gleichen Grund gibt es im Toilettenteil keine Wandplättli, zudem wurden die Türrahmen der Zellen im Beton verankert. Die Fenster der schmalen, hohen Zweier-Zellen seien durchschusssicher, erklärte ein Projektverantwortlicher, würden aber wahrscheinlich nicht vergittert. Weiter als in den ebenfalls gesicherten, mit einem Gitternetz überdachten Innenhof kämen allfällige Ausbrecher eh nicht.

Demnächst öffentlicher Inforaum

Der rasante Fortschritt des gigantischen Bauwerks lässt sich etwa vom Zug oder von der Hardbrücke aus gut beobachten. Die sichtbare Höhe täuscht allerdings, denn die Untergeschosse befinden sich zum Teil noch über dem Boden. Nach Geländeaufschüttungen wird der Haupteingang jedoch ebenerdig erreichbar sein. Für die interessierte Öffentlichkeit (und künftige Nutzer) wurde zudem ein Inforaum eingerichtet – mit Plakaten zur Entstehungsgeschichte des PJZ, Zahlen und Fakten rund um den Bau, einem Modell, einem Monitor mit wechselnden Baustellenfotos und Projektion von Drohnenaufnahmen im Endlos-Loop.

Dieser Inforaum befindet sich im letzten Überbleibsel des alten Güterbahnhofs (Hohlstrasse 256) und wird vorläufig jeden ersten Freitag im Monat, erstmals am 5. Oktober, von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet sein. (mai.)