Velodemo mit Nebengeräuschen

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Wenn heute Tausende von Velofahrer mit politischen Forderungen durch Zürich kurven, hat das eine besondere Vorgeschichte.

Heute, am 22. September, findet mit Start und Ziel am Helvetiaplatz unter dem Motto «Ride for your rights» eine Velorundfahrt statt. Laut einem Bericht im «Tages-Anzeiger» werden 10’000 Velofahrende erwartet. Sie fordern mehr Sicherheit, mehr Velowege und klimafreundliche Mobilität.

Was nicht im Bericht steht: Die Demonstration geht indirekt zurück auf den seit 1999 europaweit organisierten Aktionstag «In die Stadt - ohne mein Auto». Vor 21 Jahren, im Jahr 2000, begann auch die Stadt Zürich, daran teilzunehmen - mit dem Aktionstag «Zürich multimobil». Einiges, durchaus kontroverses Medienecho erzielte die damalige probeweise Sperrung des Limmatquais für den Motorisierten Individualverkehr. Gar nicht gut kam ie Idee ein Jahr darauf an, in den Quartieren ähnlich wie dieses Jahr mit der Aktion  «Bring's uf'd Strass» gewisse Quartierstrasse für Velos und Fussgänger zu reservieren. Dazu trug wohl auch das damalige garstige Wetter bei. Dieses machte auch den Organisatoren des erstmals durchgeführten Slow-up-Zürichsee einen Strich durch die Rechnung. Die Premiere mit der für den Autoverkehr gesperrten Seestrasse zwischen Zürich und Rapperswil blieb eine Einmaligkeit. Seither findet der Slow-up-Zürichsee zwischen Meilen und Schmerikon statt.

Der Aktionstag «Zürich multimobil» hingegen gedieh durchaus, auch wenn die Krtitiker stets präsent waren. Doch dank beispielsweise einem Hunderennen beim Bellevue, vielen Spielmöglichkeiten für Kinder auf der Rudolf-Brun-Brücke, einem Fussballturnier der Frauen-Fussball-Nati vor der Uraniahauptwache und eingängigen Werbemitteln von der Agentur Wylerwerbung fand der Aktionstag eine Zeitlang durchaus regen Anklang.

Für nicht wenige Zeitgenossen war der Aktionstag aber zu lau, dies vor allem, weil die Stadt den Aktionstag jeweils auf einen Sonntag legte, also nicht am 22. September als fixes Datum festhielt. So wurde quasi der heutige «Ride for your rights» 2003 erfunden und von der Stadt Zürich mehr oder weniger mit Zähneknirschen geduldet. Seit 2011 wird am selbigen Abend das schönste Velo gekürt.  «Zürich multimobil» übrigens fand 2013 zum letzten Mal statt. Es hiess, man erreiche dadurch lediglich jene Menschen, die sowieso schon Velofahren oder zu Fuss gehen. (Bild: Wyler Werbung)