Der Graureiher fühlt sich in Küsnacht wohl

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Seit einigen Jahren ist der Graureiher am Küsnachter Dorfbach und an anderen Gewässern der Region zu beobachten.

Schon seit Jahren beobachten nicht nur Vogelkundler (Ornithologen), sondern auch viele Spaziergänger am Küsnachter Dorfbach, am Schübelweiher und am Rumensee vermehrt den zweitgrössten einheimischen Vogel nach dem Storch: den Graureiher (Ardea cinerea). Der Zürcher Naturfotograf Simon Barta hat zwei Graureiherpaare sogar beim Brüten am Schübelweiher beobachtet und fotografiert. Seine besten Aufnahmen stellte er letztes Jahr im Alters- und Gesundheitszentrum Tägerhalden aus (Der «Küsnachter» berichtete am 2. November 2017). «Im vergangenen Frühjahr haben die Graureiher wieder am Schübelweiher gebrütet, erzählt Barta. Auch in anderen Regionen der Goldküste ist der majestätische Vogel häufig zu sehen. Der Graureiher, früher auch Fischreiher genannt, hat eine Grösse von 90 Zentimetern, ein Gewicht von zirka 1500 Gramm und wird bis zu 35 Jahre alt. Graureiher bauen ihre Nester in der Regel hoch in den Bäumen und legen von März bis Juni drei bis fünf hellgrüne Eier. Dank seiner erstaunlichen Anpassungsfähigkeit hat er sich in neuerer Zeit zu einem Kulturfolger entwickelt.

Unter Schutz gestellt
Bis zu Beginn des 20. Jahrhundert war der Graureiher als Fischdieb verschrien und wurde fast ausgerottet. Als eines der ersten Länder Europas hat ihn die Schweiz deshalb 1926 unter Schutz gestellt. «Heute brüten bei uns wieder rund 1700 Paare, und die Art gilt nicht mehr als gefährdet», sagt Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. Oft seien die grossen Stelzvögel auf ihrer Futtersuche ganzjährig auf Feldern, in Feuchtgebieten, an Seen, Flüssen und Bächen bis in Dörfer und Städte hinein zu beobachten, sagt Schaad. So ist der Graureiher heute öfters auch mitten im Zentrum von Küsnacht am Dorfbach zu sehen. Weil er dabei so ruhig steht und lauert, verwechseln ihn manche Beobachter sogar mit einer Skulptur. Einige Küsnachter haben ihn schon beobachtet, wie er gelegentlich auch eine Forelle erbeutet. Auch im Bachdelta am Küsnachter Horn ist manchmal der stolzierende Graureiher auf Futtersuche zu bestaunen.

Gefährdeter Fischbestand?
Weil er so lange unter Schutz stand, hat der Graureiher seine Scheu vor den Menschen abgelegt und wagt sich gerne auch in Privatgärten vor. In leicht zugänglichen, seichten Biotopen und Weihern findet er oft reichlich Nahrung. Nicht immer zur Freude der Gartenbesitzer macht er es sich hier bequem und fällt über Fische, Frösche, Molche und Grossinsekten wie Libellen her. Je nach Region und Angebot frisst ein erwachsener Graureiher pro Tag rund 100 Gramm Fisch. «Der Graureiher bevorzugt aber nicht gewisse Fischarten, sondern jagt alle, die er erreichen kann, welche in Ufernähe vorkommen», sagt Remon Bürgi, Mediensprecher der Baudirektion des Kantons Zürich. «Die einzelnen Exemplare dürfen allerdings nicht zu gross sein, weil er sie sonst nicht verschlingen kann», betont Bürgi. Doch gefährdet nun der Graureiher den Fischbestand der Küsnachter Gewässer? Nein, sagt Bürgi und ergänzt: «Der Graureiherbestand im Kanton Zürich ist nicht so gross, dass dadurch Fischbestände gefährdet würden. » Zudem ernährt sich der Graureiher auch von Kleinnagern wie Schermäusen und Maulwürfen und lauert an Ufern auf Krebstiere, Muscheln, Schlangen, Insekten und Schnecken. Diese bilden zusammen sogar zwei Drittel seiner Tagesration.

Jagen nicht gestattet
Durch den weiterhin geltenden bundesrechtlichen Schutz sei der Graureiher grundsätzlich nicht jagdbar. Selbst der Abschuss von Graureihern wegen Jagen in einer Fischzucht werde nicht gestattet. Fischzuchten seien im Kanton Zürich in der Regel durch Abdecknetze und Ähnliches bereits gut geschützt, betont der Mediensprecher. (Hans-Peter Neukom)