Der Stadtwald muss vielen Ansprüchen gerecht werden. Welche Massnahmen Grün Stadt Zürich trifft, um höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten und auch um eine hohe Biodiversität zu erreichen, erfuhren Interessierte im Rahmen einer Führung am Käferberg.
Die Stadt Zürich ist umgeben von 2200 Hektaren Wald. 1400 Hektaren gehören der Stadt, den Rest teilen sich der Kanton, Privatpersonen und Holzkorporationen. Dieser Wald erfüllt wichtige Funktionen – er ist Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für die Bevölkerung, er schützt vor Erosionen, und er spielt in Zeiten des Klimawandels eine wichtige Rolle als Kaltluftspender.
Regina Wollenmann, Forstingenieurin bei Grün Stadt Zürich, und Patrik Rhyner, Revierförster Zürich Nord, nahmen Interessierte mit auf einen Rundgang durch den Käferbergwald. Höhepunkt der Führung war die Fällung einer Fichte, der die Gruppe beiwohnen konnte.
Gezielte Waldpflege
Damit der Wald gesund bleibt, muss er gepflegt werden. Man unterscheidet verschiedene Flächen im Wald, die unterschiedliche Funktionen erfüllen und alle sechs Jahre bewirtschaftet werden. Zum Beispiel gibt es lichte Gebiete, in denen Pflanzen wie Orchideen gedeihen können, die viel Licht benötigen. Deshalb ist es unumgänglich, dass regelmässig Bäume gefällt werden. Doch das geschieht nicht ziellos: Alte und junge Bäume müssen sich die Waage halten. «Die Schweiz hat eines der strengsten Waldgesetze der Welt», sagte Regina Wollenmann. «Dem Wald darf bei der Waldpflege nicht mehr Holz entnommen werden, als wieder nachwächst. Das ist gesetzlich geregelt und wird vom Kanton überwacht. «
Dem Zürcher Stadtwald wird weniger Holz entnommen, als möglich wäre. «Stellenweise ist er dann zu dicht und erschwert Pflanzen oder Bäumen, die viel Licht brauchen, das Wachstum. Beispielsweise braucht die Eiche, die wir gebietsweise fördern möchten, viel Licht. Damit sie hochwachsen kann, müssen eventuell andere Bäume, die ihr in der Sonne stehen, gefällt werden. Die Eiche ist als Laubbaum hochwertiger als die Fichte und ein typischer Vertreter im schweizerischen Mittelland.», so Regina Wollenmann.
Baumfällungen können auch für die Sicherheit der Bevölkerung erfolgen wenn sie nicht mehr standfest sind und sich in der Nähe von Waldwegen oder Aufenthaltsorten befinden. «Wir bieten grösstmögliche Sicherheit. Aber garantieren können wir nichts. Wir raten der Bevölkerung jedoch dringend, den Wald bei Sturm zu meiden.»
Nächste Station war die Fällung einer rund 80-jährigen Fichte. Die Stelle wurde von Forstmitarbeitern bereits grossräumig abgesperrt. «Leider gibt es immer wieder Leute, welche die Absperrungen missachten», sagte Patrik Rhyner. «Deshalb überwachen zusätzlich Mitarbeiter das Gebiet.» Die zu fällende Fichte ist bereits vorbereitet worden. Mit dem Herausschlagen von Keilen wird die Fallrichtung gesteuert. Es wird aus Sicherheitsgründen für das Forstpersonal und zum Schutz der anderen Bäume immer darauf geachtet, dass bei der Fällung keine anderen Bäume beschädigt werden. Im Fall dieser Fichte hat der Schlag perfekt geklappt. Am Ende der Veranstaltung wurde der Revierförster gefragt, wie er den Zustand des Stadtwaldes beurteile. «Die Mehrheit der Bäume ist in sehr gutem Zustand. Aber es gibt auch solche, die Probleme haben, wie zurzeit die Esche oder die Fichte, die unter der Trockenheit der letzten Sommer leidet. Solche Krankheiten sind aber immer auch eine Chance für andere Arten.» Manche kranken Bäume werden geschlagen, andere lässt man bewusst absterben, denn sie sind wiederum Heimat für zahlreiche Lebewesen. (kst./Foto: kst.)