Mit sechs sonntäglichen Gottesdiensten, der Vorstellung verschiedener sozialer Projekte und gemeinsamen Mittagessen gedenkt die Predigerkirche der Reformation.
Die Predigerkirche ist eng mit der Zürcher Stadtmission und dem sozialen Engagement verbunden. Das zeigt sich in ihrer Förderung und Zusammenarbeit von sozialen Einrichtungen der Stadt wie beispielsweise dem Café Yucca, einer Anlaufstelle für Menschen in Not.
Das mehrjährige Reformationsjubiläum begehen die Landeskirchen in der Schweiz auch in diesem Jahr mit verschiedenen Anlässen.
Die Predigerkirche hat sich für 2018 unter anderem eine Neuinterpretation «der zwinglianischen Armenspeisung vorgenommen». In den kommenden neun Monaten starten die Sigristin Catherine Roschi und Sozialarbeiterin Krista Godderidge zusammen mit den Pfarrpersonen und Freiwilligen eine neue Ausgabe des «Mushafens». Statt bisher drei ökumenische Gottesdienste mit anschliessendem gemeinsamem Mittagessen in der Kirche finden in den kommenden neun Monaten sechs dieser Veranstaltungen statt. Zusätzlich zu den gemeinsamen Begegnungen an der Tafel werden sich während der sonntäglichen Gottesdienste verschiedene soziale Einrichtungen vorstellen.
Bildung, Rat und Integration
So präsentiert sich im Rahmen des ersten Gottesdienstes am Sonntag, 11. März, beispielsweise die «Autonome Schule Zürich», die unter anderem Deutsch- und Theaterkurse für Asylsuchende anbietet. Weitere Projekte beschäftigen sich mit Präventions- und Gesundheitsprogrammen – insbesondere für Frauen –, Wiedereingliederung mithilfe von Tagesstrukturen und sozialer Arbeit für Arbeitssuchende und geben Menschen ohne eine offizielle Aufenthaltsbewilligung eine Anlaufstelle oder unterstützen und beraten Frauen, die im sexuellen Gewerbe arbeiten. Zum Erntedankfest am Sonntag, 7. Oktober, ist der Verein «Foodwaste» eingeladen, der sich mit dem sorgfältigen Umgang von Nahrungsmitteln auseinandersetzt.
Was ist der «Mushafen»?
Während der Umbrüche der Reformation erarbeitete der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli in Zusammenarbeit mit den Räten der Stadt Zürich 1525 die erste staatliche Armenordnung. Das war der eigentliche Beginn der staatlichen Fürsorge. Die Armenordnung sah unter anderem eine öffentliche Armenspeisung vor, bei der jeden Mittag ein Kessel Hafermehl, Gerste und Gemüse im Predigerkloster, den anderen Zürcher Hauptkirchen und in den sieben Wachten (Wachtürmen) der heutigen Altstadt gekocht wurde, um die Bedürftigen der Stadt am Morgen mit dem ersten Kirchengeläut mit Mus und Brot zu versorgen.
Ziel der Veranstaltungen
«Ich wünsche mir, dass die Leute Freude haben und sich gegenseitig näherkommen. Viele Gemeindemitglieder, Mitarbeiter und Angehörige der sozialen Projekte kennen sich ja bereits. Ich hoffe, dass ein paar Neue dazu kommen, eine bunte Mischung von Leuten. Es geht um gute Gespräche und soll ein Beitrag sein, etwas Neues kennen zu lernen», erklärt Sigristin Roschi, und Sozialarbeiterin Godderidge ergänzt: «Die Institutionen sollen die Gelegenheit bekommen, sich und ihre sozialen Projekte vorzustellen und die Anwesenden für ihre Themen zu sensibilisieren beim direkten Kontakt während eines geselligen Mittagessens.»
Gereicht werden einfache Speisen, die alle in der kircheneigenen Küche in einem grossen Topf zubereitet werden, wie Suppen, Risotto und andere vegetarische Gerichte. Die «sauberen Jungs» vom Verein «Streetchurch» werden jeweils mit dem Aufbau der langen Tafel entlang des rechten Seitenschiffes der Kirche beauftragt. (Sabrina von Elten)