Die Figuren sind schon fast Stadtoriginale

Erstellt von Pascal Turin |
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Ein neues Buch des Zürcher Galeristen Peter Wallimann will den Nerv der Zeit treffen. Protagonisten sind die zwei unterhaltsamen Kunstfiguren König und Bruder Narr.

Etwas kurios sind die längeren und kürzeren Geschichten schon. Während der König gerne besonders tiefsinnigen Gedanken nachhängt, nimmt sein kleiner Bruder das Leben auffällig gelassen. In den 36 Episoden von «König & Bruder Narr: Anekdoten zur Zeitenwende» wird die Wirklichkeit auf den Kopf gestellt.

Die Geschichten spielen, wenn nicht nur in den Köpfen der Kunstfiguren, an verschiedenen Orten Zürichs. So wartet man schon mal an einer Haltestelle auf die Buslinie 46 oder jagt Gott durch die halbe Innenstadt. Geschrieben hat das skurrile und unterhaltsame Buch Peter Wallimann. Bekannt ist er als Geschäftsführer der WBB Gallery an der Trittligasse in der Altstadt. Wallimann arbeitet zudem als Künstler und eben auch Autor. Bereits erschienen sind sein Gedichtband «Kleiner Finger» sowie «Weisheit oder Wahnsinn», eine Sammlung aus 222 Aphorismen.

«Das Buch spricht eine breite Leserschaft an, von Kindern und Jugendlichen abgesehen», erzählt Wallimann. Die ­Episoden rund um die beiden Zürcher Originale König und Narr sollen sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen. «Ich habe über 100 Zuschriften von Leserinnen und Lesern aus allen sozialen Schichten erhalten. Ich denke, das hat damit zu tun, dass die beiden Figuren einfache menschliche Botschaften auf humorvolle Weise vermitteln, Botschaften, die das Herz berühren und den Geist öffnen», führt der Autor aus.

Nächstes Buch spielt an Goldküste

Ein Teil der Geschichten ist in der Galerie an der Trittligasse entstanden. Dort schreibt Wallimann sehr gern, wenn gerade keine Besucherinnen und Besucher da sind. «So seltsam das klingen mag: Doch die beiden Lockdowns haben mir mehr Zeit für meine literarische Arbeit gegeben», sagt Wallimann. Trotzdem sei es natürlich hart, eine der ältesten Galerien Zürichs monatelang schliessen zu müssen. Die frühere Galerie Trittligasse, die seit 2015 international tätig als WBB Gallery aufritt, wurde bereits 1957 eröffnet. Die WBB Gallery hofft, spätestens im April wieder öffnen zu dürfen. Der Entscheid des Bundesrats bezüglich allfälligen Lockerungen der Corona-Massnahmen fiel nach Redaktionsschluss dieser Zeitung.

Wallimann dürfte es nicht langweilig  werden. Er hat zwei weitere Bücher in Arbeit, die beide in Zürich spielen. «Das nächste Werk, eine Novelle, spielt an der Goldküste», sagt Wallimann. Darin gehe es, «wie nicht anders zu erwarten», um Geld und um Sein versus Schein, also um Wirklichkeit und um Werte.