Die Gemeinde Erlenbach soll keine Liegenschaften verkaufen

Erstellt von Pia Meier |
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Die Erlenbacher lehnten an der GV die Verkäufe der Liegenschaften Laubholzstrasse 77/79 und Bahnhofstrasse 1 sowie des ehemaligen Wasser­reservoirs Sandfelsen klar ab. Ein Grund war der Verlust von günstigem Wohnraum.

«Die Liegenschaft Laubholzstrasse 77/79 ist nicht notwendig für die Gemeinde», hielt der Gemeinderat von Erlenbach anlässlich der mit 266 Personen gut besuchten Gemeindeversammlung vom Montag fest. «Sie rentiert nicht und passt nicht in unser Portfolio.» Bei dieser Liegenschaft zahle die Gemeinde drauf. Deshalb wolle sie der Gemeinderat an den Meistbietenden verkaufen. Diese Erläuterungen von Gemeindepräsident Sascha Patak (FDP) sorgten bei den anwesenden Erlenbacherinnen und Erlenbachern für Unmut.

«Verkauf ist nicht dringend»

Es bestehe keine Dringlichkeit für den Verkauf dieser Liegenschaft, wurde betont. «Zudem verkauft man keine Infrastruktur, das heisst kein Wasserreservoir und keine Trafostation. Grund und Boden muss bei der Gemeinde bleiben.» Solche Verkäufe seien eine Einladung für Finanzinvestoren, so ein Anwesender weiter. Es gehe günstiger Wohnraum verloren. Und nicht zuletzt wurde der Gemeinde vorgeworfen, dass sie nichts investiert habe in die Liegenschaft. Der vom Gemeinderat vorgeschlagene Verkauf der Liegenschaft wurde nach einer emotionalen Debatte klar abgelehnt.

Der Verkauf des ehemaligen Wasserreservoirs Sandfelsen wurde von der Gemeindeversammlung ebenfalls nicht genehmigt. «Die Liegenschaft wirft keine Erträge ab», argumentierte der Gemeinderat vergebens. «Sie sei klein und wenig attraktiv.» Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) empfahl allerdings die Ablehnung des Verkaufs. Anwesende forderten den Gemeinderat auf, langfristig zu denken und nicht an den Meistbietenden zu verkaufen. Das Grundstück benötige kaum Unterhaltskosten und sei eine Landreserve.

Auch die Liegenschaft Bahnhofstrasse 1 (Friedau) soll die Gemeinde nicht verkaufen, entschied die Gemeindeversammlung. Der Gemeinderat argumentierte, dass das Gebäude in einem schlechten Zustand und der Investitionsbedarf zu hoch sei. Zudem wies er darauf hin, dass auch ein Käufer die Vorgaben des Denkmalschutzes einhalten müsse. Die Verwaltung der Gemeinde habe ebenfalls keinen grösseren Platzbedarf, meinte Patak auf eine entsprechende Frage. Zudem habe die Gemeinde entschieden, die Liegenschaften Bahnhofstrasse 18 (Diener) und das «Pöstli» an der Bahnhofstrasse 26 zu erhalten. Park und Gebäude an dieser Lage seien wichtig, hielten dagegen Anwesende fest. Die Liegenschaft sei strategisch wichtig.

Viel Applaus für die Gegner

Grundsätzlich war die Stimmung klar. Die Gemeinde soll ohne Not keine Liegenschaften verkaufen. Mehrfach wurde auf verschiedene Voten gegen den Verkauf applaudiert. Die präsentierte Liegenschaftenstrategie des Gemeinderats überzeugte die Anwesenden nicht, obwohl der Gemeinderat darin umfassend erläuterte, dass der Zustand einiger Liegenschaften heute zwar im mittlerenSegment, in Zukunft aber als «schlecht» eingestuft werden müsste. Man müsse mit dem Portfolio arbeiten, Neues kaufen und Altes verkaufen. Sonst würden die Unterhaltskosten immer mehr steigen.

«Das Portfoliomanagement soll der Gemeinde etwas bringen», betonte Patak. Nach der Versammlung zeigte sich der Gemeindepräsident nicht enttäuscht über die Ablehnung der Verkäufe. Es sei dem Gemeinderat wichtig gewesen, die Erlenbacherinnen und Erlenbacher darauf hinzuweisen, dass solche Liegenschaften kosten.

Bedarf an günstigem Wohnraum

Ein wichtiger Punkt bei den Liegenschaftenverkäufen war für Anwesende, dass damit günstiger Wohnraum zerstört werde. «Wo sollen Menschen ohne viel Geld in Zukunft wohnen?», fragten einige. Der Gemeinderat wies darauf hin, dass er Wert lege auf eine ausgewogene soziale Durchmischung in der Gemeinde. Es brauche deshalb bezahlbaren Wohnraum. Die Strategie der Gemeinde umfasse, dass sie selbst Wohnraum zu erschwinglichen Mietzinsen anbiete und Gemeindeland im Baurecht zu günstigen Konditionen an Wohnbaugenossenschaften zur Verfügung stelle. Anwesende warfen dem Gemeinderat vor, dass dies nur Lippenbekenntnisse seien. Nun müssten Taten folgen.

Investitionen zugestimmt

Der Projektierungskredit für die Sanierung der Liegenschaft Bahnhofstrasse 26 («Pöstli») in Höhe von 220 000 Franken wurde von der Versammlung bewilligt. Hier soll bezahlbarer Wohnraum ge­sichert werden. Anwesende forderten eine sanfte Renovation. Man werde schauen, was nötig sei, so Patak. Ebenfalls angenommen wurde der Projektierungskredit für die Neubebauung Freihofstrasse 5/9 in Höhe von 500 000 Franken. Hier soll günstiger Wohnraum entstehen. Die Bau­kredite würden den Stimmberechtigten vorgelegt, versicherte Patak. Dann könnten sich diese äussern. Zugestimmt wurde auch der Rechnung der Gemeinde Erlenbach. Diese weist einen Ertragsüberschuss von 4,3 Millionen Franken auf.