Die Goldküste erhält ihren ersten Unverpackt-Laden

Erstellt von Liana Soliman |
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Die Corona-Pandemie erweist sich trotz vieler Hürden als Antriebsfaktor für neue Projekte: In Küsnacht öffnet Mariska Wieland Ende dieses Monats ihren Unverpackt-Laden und setzt damit ein besonderes Zeichen.

Knapp acht Monate ist es her, da erklärte Theodora Hoff an ihrem Vortrag in der Bibliothek Küsnacht, was es bedeutet, nach dem Konzept des Zero Waste zu leben. Unter den damals etwa 60 Anwesenden war auch die Küsnachterin Mariska Wieland, eine langjährige Verkaufsleiterin im Detailhandel. Dass dies der Auslöser für eine Umorientierung in ihrem Leben würde, hätte die 54-Jährige damals nicht gedacht.

Die Zero-Waste-Bewegung ist vor etwas mehr als zehn Jahren entstanden – eine Reaktion auf unsere heutige Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Die Schweiz schneidet mit jährlich über 700 Kilogramm Siedlungsabfall pro Person im internationalen Vergleich dabei relativ schlecht ab. Das Problem: Lediglich 53 Prozent unseres Abfalls werden rezykliert. Eine Verhaltensveränderung ist gefragt. So wies Hoff damals an ihrem Vortrag auf den Ideenwettbewerb in der Gemeinde Küsnacht hin: «Vielleicht gibt es hier bald auch einen Unverpackt-Laden?»

Gesagt getan, passend zu Wieland: «Keine 24 Stunden später sassen Theodora Hoff und ich gemütlich bei einem Tee zusammen und überlegten, wie wir einen Unverpackt-Laden nach Küsnacht bringen.» Die Frauen, beide gebürtige Niederländerinnen, kannten sich davor nicht, teilten aber dasselbe Ziel: Den Zero-­Waste-Lebensstil der Bevölkerung an der Goldküste näherzubringen.

Umstellung Schritt für Schritt

Ihren eigenen Lebensstil habe sie noch nicht komplett umgestellt: «Das geschieht Schritt für Schritt und nicht von heute auf morgen», sagt Wieland, in deren Laden Hoff auch als Mitarbeitende eines fünfköpfigen Teams angestellt sein wird. Sie sei lange genug im Detailhandel tätig gewesen, um zu wissen, wie viel Abfall im kompletten Verkaufsprozess entstehe.

«Mein Ziel ist, es der Bevölkerung zu ermöglichen, mit weniger Abfall einkaufen und leben zu können», sagt Wieland, die im September ihre Stelle als Mitarbeiterin im Verkauf in der Küchenwerkstatt in Zürich gekündigt hat, um sich nun voll und ganz ihrem eigenfinanzierten Unverpackt-Laden zu widmen.

Wieland reagiert damit auf die aktuellen sozialen Veränderungen in Fragen Nachhaltigkeit und Umweltschutz und findet mit dem Unverpackt-Laden eine Marktlücke an der Goldküste: «Viele Jugendliche demonstrieren an den Klima-Bewegungen für eine bessere Zukunft, dabei sind ihre Möglichkeiten, um wirklich ökologischer leben zu können, bei den herkömmlichen Detailhandelsunternehmen ziemlich limitiert.» Statt Fertig­essen in Plastikverpackungen aus dem Supermarkt soll die Bevölkerung nun im Unverpackt-Laden mit ihrer Tupperware vorbeikommen und ihren Zmittag einkaufen können. Und dies gemäss Wieland auf persönliche, plastikfreie, naturbezogene, saisonale, regionale Art und Weise.

Wie das also bei Milch, Joghurt und Müsli funktioniert? Trockenprodukte wie Müsli, Pasta, Reis werden von den Lieferanten in einem grossen Papiersack geliefert. Dieser wird dann in Behälter ab­gefüllt und den Lieferanten zur Wiederverwendung zurückgegeben. Flüssige oder zäh fliessende Produkte wie Milch und Joghurt werden in Glasbehältern geliefert, die darauf zum Auffüllen wieder an die Lieferanten abgegeben werden.

«So entsteht ein Kreislauf mit dem Laden und den Lieferanten. Aus diesem Grund heisst der Küsnachter Unverpackt-Laden auch ‹Kreisladen›», so Wieland. Wielands Kreisladen soll jedoch nicht nur zum Einkaufen besucht werden, sondern auch einen Ort der Zusammenkunft der Bevölkerung bilden: «Wir möchten die Leute hier zusammenbringen mit Workshops und Projekten.

«Einkaufen soll durch Geselligkeit und ökologisches Bewusstsein wieder Freude bereiten», so Wieland. Wieland freue sich auf den Eröffnungstag des Kreisladens am 28. November.

Öffnungszeiten: Montag-Freitag von 9 Uhr bis 18.30 Uhr Samstag von 9 Uhr bis 17 Uhr. Kreisladen GmbH, Untere Heslibachstrasse 19, 8700 Küsnacht.