Die Kälte ist der richtige Ausgleich

Erstellt von Béatrice Christen |
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Marc Reese hat vor zwei Jahren die Faszination des Winterschwimmens entdeckt. Der Höngger ist darum täglich in der Limmat anzutreffen. Nur bei besonders garstigem Wetter bliebt er zuhause.

Limmatuferweg auf der Werdinsel: Es ist kalt. Das Thermometer zeigt minus zwei Grad. Möwen kreischen, einige Spaziergänger sind unterwegs. In der Limmat schwimmt ein Mann. Seine Schwimmzüge sind ruhig und harmonisch, das kalte Wasser scheint ihm nichts auszumachen. Er begibt sich zur Treppe, welche für Badende – im Sommer – den Ausstieg markiert, steigt ans Ufer, trocknet sich mit dem dort deponierten Badetuch ab und zieht sich an. Bekleidet mit einer warmen Winterjacke entfernt sich der mutige Schwimmer mit raschen Schritten.

Marc Reese schwimmt praktisch jeden Tag in der Limmat. «Nur bei extrem garstigem Wetter bleibe ich zuhause», sagt Reese. Er erzählt, dass er Wasser liebe und bereits als Kind mit seinen Eltern die Sauna besucht und die Wechselbäder ­genossen hätte. Heute würde er kalt ­duschen und auf Wanderungen gerne in einem kalten Bergsee schwimmen.

Er schwärmt vom guten Gefühl

Die Faszination des Winterschwimmens hat Reese vor zwei Jahren entdeckt. Dazu beigetragen haben ein Buch und ein Kurs des niederländischen Extremsportlers Wim Hof – international bekannt als ­Iceman –, welcher einige Rekorde im Eiswasser und im Aushalten extremer Kälte absolviert hat.

Als Ingenieur befasst sich Reese mit der Simulation von Robotersoftware. Er erzählt: «Das tägliche Schwimmen im kalten Wasser ist ein sinnvoller Ausgleich zu meiner sitzenden Tätigkeit im Home­office. Jeden Nachmittag laufe ich vom Hönggerberg zur Limmat, um ungefähr sechs Minuten im kalten Wasser zu schwimmen.» Nach dieser sportlichen Herausforderung laufe er mit raschen Schritten zum Ausgangspunkt am Hönggerberg zurück, wo er mit seiner Familie lebt. Der Zeitaufwand von Ort zu Ort beträgt vierzig Minuten. Reese schwärmt vom guten Gefühl, welches ihn beim Winterschwimmen begleitet. Er sagt: «Das stärkt das Immunsystem. Die Kälte gibt mir Kraft. Das Schwimmen in der eiskalten Limmat verleiht mir täglich ein neues Erfolgserlebnis. Ich fühle mich danach ­erfrischt und lebendig, meine Haut prickelt.» Auf die Frage, ob er sich auch ausserhalb des Winterschwimmens sportlich betätige, sagt Reese: «Früher war ich Kunstturner, doch vor Jahren habe ich das aufgegeben. Meine Leidenschaft ausser dem Schwimmen sind Wanderungen und Spaziergänge.»