Die Mitte ist in Küsnacht neu erwacht

Erstellt von Dennis Baumann |
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Die Mitte ist im Küsnachter Gemeinderat seit längerem nicht mehr vertreten. Nun hat sich Die Mitte Erlenbach-Küsnacht neu aufgestellt und will lang­fristig Wählerinnen und Wähler gewinnen. Oder anders for­muliert: Eine Partei erwacht ­aus dem Dornröschenschlaf.

Für die anstehenden Wahlen stellt Die-Mitte-Partei keinen Gemeinderatskandidaten. «In Küsnacht ist unsere Partei noch im Aufbau», erklärt Parteipräsident Marc Flückiger (Die Mitte Erlenbach-Küsnacht) den Status quo. Wir wollen realistisch bleiben. Mit Karin Bischofberger und Urs Duss stellt Die-Mitte-Partei immerhin zwei Kandidierende, und zwar für die Bürgerrechts- und die Rechnungsprüfungskommission (RPK). 

Langfristig sei es das Ziel Der Mitte, «auch im Gemeinderat von Küsnacht ­vertreten zu sein». Für eine bürgerlich- vermittelnde Partei brauche dies allerdings seine Zeit, sagt Flückiger. Vorerst konzentriere man sich auf die beiden ­Behördenämter. 

Ursprünglich war Die Mitte in den Gemeinden Küsnacht und Erlenbach je als eigene Ortspartei vertreten, damals noch als Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz (CVP). Kandidaten für die Gemeindebehörden zu finden, war schon zu jenem Zeitpunkt eine Herausforderung. Aufgrund eines Mangels an Vorstandsmitgliedern kam es 2006 zum Zusammenschluss der beiden Ortsparteien. In Erlenbach ist die Partei seither gut ­vertreten. Mit Peter Keller stellt sich dort der amtierender Die-Mitte-Gemeinderat erneut zur Wahl.

Sprungbrett für den Gemeinderat

Ein anderes Bild in Küsnacht: Hier operiert die Partei schrittweise. «Es wäre vermessen, jetzt jemanden für den Gemeinderat aufzustellen», sagt Flückiger. Als Kleinpartei an der Goldküste sind wir uns dessen bewusst, dass wir nur mit top-qualifizierten Kandidierenden Erfolg ­haben können. Ein guter Leistungsausweis in einer Spezialkommission kann der erste Schritt zum Einzug in die Gemeindeexekutive sein.»

Gerade als Mitglied der Rechnungsprüfungskommission (RPK) bekomme man einen guten Einblick in das politische Geschehen der Gemeinde, so Flückiger weiter. Vom regen Austausch mit dem Gemeinderat bis zur Einsicht in die konkreten Geschäfte bilde die Arbeit in der RPK eine optimale Basis für den Eintritt in die Exekutive. «Die RPK kann man als Sprungbrett für den Gemeinderat ­sehen. Man muss jedoch bedenken, dass das Amt des Gemeinderats mit deutlich mehr Aufwand verbunden ist», so Flü­ckiger.

Wählerinnen und Wähler abholen

Vor knapp einem Jahr wurde die Partei umbenannt. Aus der CVP Erlenbach-Küsnacht wurde Die Mitte Erlenbach-Küsnacht. Dies, weil sich die Mutterpartei auf nationaler Ebene in Die Mitte umbenannt hatte. Auf die politischen Inhalte habe der Namenswechsel allerdings keinen Einfluss, sagt Flückiger: «Für uns zählten schon bisher die Grundwerte Freiheit, Solidarität und Verantwortung. Die christlichen Werte tragen wir nach wie vor mit.»

Die Namensänderung präzisiere sogar die politische Haltung der Partei. Aus der Mitte heraus findet man die besten Lösungen, ist Flückiger überzeugt. «Nicht um der Tagesaktualität willen polarisieren, sondern von Fall zu Fall sachbezogen entscheiden, wie man sich positioniert», sieht der Parteipräsident das Potenzial Der Mitte. Der Vorteil darin: Viele Personen können sich mit der vermittelnden Haltung Der Mitte identifizieren. Die Herausforderung: Jene Personen müssen zuerst erreicht werden. «Anders als andere Parteien müssen wir unsere Wählerinnen und Wähler beziehungsweise ­Mitglieder direkt abholen. Sie kommen nicht automatisch zu uns», sagt Flü­ckiger. 

Politik für Familien und Mittelstand 

Küsnacht ist für Flückiger ein attraktives Dorf, das in den letzten Jahren – trotz fortschreitender baulicher Verdichtung – seinen dörflichen Charakter bewahrt hat. «Sorge bereitet uns der zusehends knappe Wohnraum für den Mittelstand», sagt Flückiger. Die Suche nach freien Bauflächen wie auch die Förderung von Wohnbaugenossenschaften sieht er als sinnvolle Massnahmen der Gemeinde.

Damit geht auch die Familienpolitik Der Mitte einher. Küsnacht soll auch in Zukunft für Familien attraktiv sein. Bezahlbarer Wohnraum ist dafür eine essenzielle Voraussetzung. Zudem brauche es in den Schulen eine adäquate Infrastruktur. «Schülerinnen und Schüler brauchen heute vor allem mehr Räume und eine digitalisierte Infrastruktur. So kommen wir weg vom Frontal- hin zum Individualunterricht», erklärt Flückiger.

Krankenkassenprämienverbilligung und eine fairere Besteuerung von Ehepaaren sind weitere Anliegen Der Mitte, doch sind diese nur auf kantonaler bzw. auf nationaler Ebene realisierbar. «Der Spielraum auf Gemeindeebene ist gering», sagt Flückiger. Das Dorfleben hingegen kann auch auf Gemeindeebene gestärkt werden. In Erlenbach etwa organisiert Die Mitte jährlich einen Kletterplausch für Kinder und Jugendliche. Solche Anlässe würde die Partei, die in Küsnacht seit neustem wieder aktiv ist, auch hier realisieren wollen.