Die Natur als Lehrplatz für die Kinder

Erstellt von Karin Steiner |
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Kurz vor den Frühlingsferien lud der Verein Waldchind Züri nach zwei Jahren Pause zum Frühlingsfest ein. Aktive und ehemalige Waldkinder kamen mit ihren Angehörigen und Freunden in den Käferbergwald und probten an verschiedenen Posten Spiel und Geschicklichkeit.

Petrus hatte ein Einsehen, lockerte just zu Beginn des Frühlingsfestes seine dichten schwarzen Wolken auf und liess sogar zeitweise die Sonne durchscheinen. Auf einem Hügel hinter dem «Tessin-Grotto» strömten von nah und fern Familien herbei und genossen in erster Linie nach langer Durststrecke wieder einmal das Beisammensein und den Austausch.

Der Verein Waldchind Züri hatte verschiedene Posten aufgestellt, an denen gearbeitet und gespielt werden konnte. Da gab es einen kleinen Seilgarten zum Klettern, eine Ecke, an der man ein Brotmesser schnitzen konnte, oder einen Schminktisch mit selber hergestellten Naturfarben. Natürlich lockte auch ein grosses Buffet, das von den Eltern reichhaltig bestückt worden war, und auf ­einem Hügel prasselte ein Feuer, über dem man Stockbrot oder andere mitgebrachten Lebensmittel bräteln konnte. Die Kinder rannten eifrig umher, trugen Schwertkämpfe mit Stöcken aus oder wühlten in der Erde, um zu schauen, was hier lebt und kriecht. An einem Stand gab es sogar T-Shirts zu kaufen, welche die ­Eltern gedruckt hatten.

Der Wald als zweites Zuhause

«Der Mensch lernt viel über die Natur», sagt der Waldschullehrer und Natur- und Wildnistrainer Pan Anselm Perriard, der die Waldbasisstufe 3 und 4 unterrichtet. «Die Natur war schon immer der Lehrplatz des Menschen.» Der Verein Waldchind Züri bietet vier Jahre Waldbasisstufe an – zwei Jahre Kindergarten und die ersten beiden Schuljahre. In dieser Zeit werden die Kinder ausschliesslich im Wald unterrichtet – es sei denn, das Wetter lasse es absolut nicht zu. «Für diese Fälle stehen uns zwei Räume zur Verfügung», sagt Pan Anselm Perriard. 

Konzept der Waldpädagogik

In den vier Jahren erfahren die Kinder viel über den Wald und seine Bewohner. Sie erleben die Jahreszeiten hautnah, lernen Tiere beobachten und Pflanzen kennen und erfahren, was man damit alles herstellen kann. Das Konzept der Waldchind Züri basiert auf der Waldpädagogik. «Daneben wird aber der Lehrplan eingehalten», so Pan Anselm Perriard. «Wenn die Kinder nach der zweiten Klasse in die reguläre Schule wechseln, begleiten wir den Übergang. In der Regel klappt das sehr gut. Manche Kinder aber vermissen die Naturverbundenheit. So gab es ein Kind, das jeden Morgen vor der Schule mit dem Velo noch dem Wald einen Besuch abstattete.» Für solche Kinder und auch andere, die am Leben in der Natur interessiert sind, hat der Verein das Angebot «Wildchind» geschaffen. Hier erfahren Kinder der 3. bis 6. Klasse jeweils am Sonntagnachmittag uraltes Wissen des Lebens im Einklang mit der Natur, lernen Feuer entfachen, Werkzeuge schnitzen und eine Notunterkunft bauen.

Zusammengehörigkeit fühlen

Das fröhliche Fest im Wald war von weitem zu hören. Plötzlich ertönte ein Signal, und von überall her strömten die Kinder zusammen. «Komm schnell, es gibt eine Geschichte!», rief ein Mädchen dem anderen zu. Schnell versammelten sich alle samt Eltern und ehemaligen Kindern, die auch zahlreich erschienen waren, im Kreis. Gemeinsam wurde gesungen, und man hielt sich an den Händen – was ja lange Zeit nicht mehr möglich war. Dann endlich wurde es mäuschenstill, und alle warteten gespannt auf die Geschichte.


Der Verein Waldchind Züri bietet Naturpädagogik

Der politisch und konfessionell unabhängige Verein Waldchind Züri wurde 2014 gegründet mit dem Ziel, Kinder durch ein naturpädagogisches Angebot im Wald zu fördern und zu stärken. Er finanziert sich durch Elternbeiträge, Jahresbeiträge der Mitglieder und Zuwendungen wie Gönnerbeiträge und Spenden. Derzeit besuchen 29 Kinder die Schule – 20 den Kindergarten und 9 die Basisstufe. Neben der Schule präsentiert der Verein auch andere Angebote wie die «Wildchind» oder verschiedene Ferienangebote im Wald. Infos auf www.waldchind.ch.