Die Seegemeinden spielen wieder

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Nach über zwei Monaten Pause können Amateurfussballer ihr Training wieder richtig aufnehmen. Trotz lang ersehnter Normalität muss jeder Verein ein Schutzkonzept vorweisen.

Der Geruch von frisch gemähtem Gras und das dröhnende Geräusch einer Trillerpfeife haben die Spieler des FC Küsnacht seit über zwei Monaten nicht mehr riechen oder hören können. Die Trainings hat der Verein aufgrund der Coronapandemie vorerst abgesagt. Erst als der Bundesrat am 27. Mai grünes Licht gab für 30 Personen zählende Menschenansammlungen, wurde wieder ans Spielen gedacht.

Seit Anfang dieser Woche rollen erneut Bälle auf dem Gelände des FC Küsnacht. Der Drang, das Training wieder aufzunehmen, war insbesondere gross, als die Vereinsmitglieder mitten in der Zwangspause erfahren hatten, dass sich die erste Herrenmannschaft des FC Küsnacht als eine der 16 verbleibenden Mannschaften im regionalen Cup per Losentscheid für die 1/32-Finals des nationalen Helvetia Schweizer Cups 2020/21 qualifizierten.

Trainings von zu Hause aus

Für den FC Küsnacht war die Auszeit besonders lang. Während in den Nachbargemeinden Erlenbach und Herrliberg seit Mitte Mai wieder eingeschränkt und in kleinen Gruppen von fünf Personen trainiert wird, haben sich die Verantwortlichen des FC Küsnacht dazu entschieden, auf physische Treffen mit den Spielern zu verzichten.

Die Trainings schienen aus Sicht des Vereins nicht zwingend notwendig, da sämtliche Meisterschafts- und Cupspiele abgesagt wurden. Der Verein sah zudem die Möglichkeit, mit den Sanierungsarbeiten der Sportanlage Fallacher frühzeitig beginnen zu können. Eigentlich wären diese für den 8. Juni geplant gewesen. Dank des früh getroffenen Entscheids können die Spieler des FC Küsnacht bereits in den Sommerferien, noch vor Beginn der nächsten Saison, auf einem neuen Kunstrasen spielen. Damit die Amateurkicker in der Zwangspause nicht ganz einrosteten, organisierten der Vorstand und die Trainer des FC Küsnacht virtuelle Trainingseinheiten über die Videochat-Plattform Zoom.

In Erlenbach und Herrliberg entschied man sich anders. Den Ball nicht mit den Händen berühren, maximal fünf Personen, kein Körperkontakt und Schüsse aufs Tor ohne Torhüter, so sahen die Trainingsauflagen beim FC Erlenbach aus.

«Wir freuen uns, wieder richtig spielen zu können. Die Einschränkungen waren schon spürbar», erzählt der Vereinspräsident Dominique Böckli. Besonders nach jedem Training die Materialien zu desinfizieren, sei sehr aufwendig gewesen.

Normalität mit vielen Auflagen

Für die Fussballclubs der Seegemeinden kehrt ein Stück Normalität ein, wobei eine Vielzahl von Schutzmassnahmen eingehalten werden müssen. Wo immer möglich, sollen die zwei Meter Abstand eingehalten werden. Das Spielfeld ist die Ausnahme. Auf Umarmungen nach einem Torjubel oder auf den freundschaftlichen Handschlag nach einem Spiel müssen die Spieler trotzdem verzichten. Der Körperkontakt soll dadurch auf notwendiges Minimum reduziert werden. «Nur wenn wir garantieren, dass die Regelungen eingehalten werden, können wir reibungslos trainieren», so Thomas Frei, Vereinspräsident des FC Küsnacht.

Sowohl die Duschen als auch die Garderoben dürfen nicht benutzt werden. Die Grösse reiche nicht aus, um die Abstandsreglung einhalten zu können. Daher müssen die Spieler bereits in Sportmontur umgezogen zum Training erscheinen. Geduscht wird in den eigenen vier Wänden.

Um Infektionsketten zurückzuverfolgen, führt der FC Küsnacht Mannschaftspräsenzlisten. Für jedes Training, Spiel oder Turnier müssen die Trainer notieren, welche Spieler anwesend waren. Auf der Anlage des Vereins dürfen sich maximal 300 Personen aufhalten. Wer bei jener Mannschaftskontrolle nicht berücksichtigt wird, beispielsweise als Zuschauer, muss seinen Vor- und Nachnamen inklusive Telefonnummer hinterlegen.

Der FC Küsnacht konnte seine Zwangspause sinnvoll nutzen. Neben der frühzeitigen Sanierung seiner Sportanlage hat der Verein einen Blick auf die kommende Saison geworfen. Die Spieler trainieren bereits zum jetzigen Zeitpunkt in den Mannschaftsformationen der Saison 2020/21. «Das ist sehr wichtig. Es werden immer dieselben Spieler miteinander trainieren. Sollte eine zweite Pandemiewelle folgen, wären wir in der neuen Saison trotzdem schon eingespielte Teams», so Frei.

Ohne diesen Schritt würde dies bei einer neuen Pandemiewelle für den FC Küsnacht eine holprige Saison bedeuten. Denn unter verstärkten Schutzmassnahmen des Bundes dürfen die Mannschaftsformationen nicht mehr verändert werden. Auf diese Weise hat sich der FC Küsnacht für den Ernstfall schon vorbereitet. (Dennis Baumann)