Die Zehntentrotte – eine geschichtsträchtige Sportstätte

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Der Seeclub Küsnacht öffnete am vergangenen Samstag die Tore der fast 600-jährigen Zehntentrotte. Dabei erhielten Besucher Einblick in die Ortsgeschichte und in den Rudersport.

Die Zehntentrotte ist ein besonderer Ort in Küsnacht. Das mächtige alte Bauwerk nahe dem Seeufer macht mit seiner Grösse und seiner augenscheinlichen Robustheit Eindruck. Von aussen erinnert es etwas an eine Festung und lässt bei geschlossenem Tor nicht erahnen, was sich dahinter verbirgt – heute sind es aber etwa 80 Ruderboote mit einem Gesamtwert von etwa einer Million Franken. Dies erfuhren Besucher am vergangenen Samstag, dem Tag der offenen Türe des Seeclubs.

Spätgotische Fresken 
1290 wurde die Zehntentrotte erstmals urkundlich erwähnt, 1440 in der heutigen Form erbaut. Sie ist damit das älteste noch erhaltene Trottengebäude im Kanton und ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. «Der Zehnt, das war die Abgabe des zehnten Teils der Ernte an den Grundherrn. Und Trotte, so nannte man einen Ort, wo man treten tut», erklärte Lokalhistoriker Alfred Egli die Namensherkunft. Der Präsident des Vereins für Ortsgeschichte sprach anlässlich des Tags der offenen Türe des Seeclubs über die Geschichte der Zehntentrotte. Wie er weiter erklärte, habe man in der Zehntentrotte im Mittelalter Trauben getreten respektive gepresst. «Denn Küsnacht war bis ins frühe 20. Jahrhundert eine grosse Rebberg-Gemeinde», so Egli. Eindrückliche Zeitzeugen sind auch die Fresken an den Aussenwänden: «Sie zeugen von unserem christlichen Glauben und sind besonders an einem nicht geistlichen Gebäude eine Seltenheit », erklärte Egli. Entstanden sind die Malereien – vermutlich auf Anordnung der Johanniter, die das Gebäude dem Kappeler Kloster abgekauft hatten – vor der Reformation. Während des «Bildersturms» wurden sie dann übertüncht. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Malereien wieder freigelegt. Dazwischen wechselte die Zehntentrotte mehrmals den Besitzer, und 1950 erwarb die Gemeinde Küsnacht die Trotte aus dem Besitz des Psychiaters Theodor Brunner (1877– 1956).

Nächste Sanierung steht an 
Heute bietet die Zehntentrotte dem Seeclub Küsnacht ein Domizil. «Wir sind sehr stolz, dass wir so privilegiert sind und diesen Ort nutzen dürfen», wandte sich Martina Sintzel, Präsidentin des Seeclubs Küsnacht, an die Besucher. Seit 1934 mietet der Seeclub die Trotte als Bootshaus, aber erst in den 70er-Jahren wurde klar, dass er auch dort bleiben darf. Wie Egli ausführte, existierte in dieser Zeit auch die Idee, in der Zehntentrotte ein Weinbau- Museum unterzubringen. «Doch die Würfel sind dann zugunsten des Seeclubs gefallen», hielt Egli fest. So baute der Verein die Trotte dann 1973 erstmals um und stattete sie unter anderem mit einem Kraftraum und neuen Garderoben aus. 1996 wurde das Gebäude leicht saniert. Nun steht der nächste Umbau an. Geplant sind Anpassungen an feuer- und baupolizeiliche Vorschriften wie ein direkter Fluchtweg aus den Garderoben durch die Ostfassade und das Ersetzen der Holztreppe durch eine Stahlkonstruktion. Ausserdem wird die Raumeinteilung im Erdgeschoss angepasst, um insbesondere die Garderobe für weibliche Clubmitglieder zu vergrössern. Für den wertvermehrenden Teil der Sanierung wird an der Gemeindeversammlung vom nächsten Montag ein Kredit von 391 000 Franken beantragt. Für die gebundenen Ausgaben hat der Gemeinderat bereits einen Kredit von 579 000 Franken bewilligt. 
Wer sich mehr für den Rudersport als für die Geschichte der Trotte interessiert, kam am Anlass auch auf seine Kosten: Eine Ausfahrt im Vierer oder ein Training bei Skiff-Weltmeisterin Pamela Weisshaupt gibt es schliesslich nicht alle Tage. (aj.)