Die Zürcher Philosophie will aus dem Elfenbeinturm raus

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Unter dem Motto «Vom Turm zur Tat» veranstalten drei geübte Denker Zürichs erstes Philosophie-Festival.

Unter dem Motto «Vom Turm zur Tat» veranstalten drei geübte Denker Zürichs erstes Philosophie-Festival.

Im Fokus der drei Abende im Kulturhaus Kosmos steht, ganz im Zeichen des Zeitgeists, das Thema «Ich, Ich, Ich». Beim Versuch, das Ego von der philosophischen Seite her anzupacken, wolle man «nervig nachfragen und Argumente ausgraben», so Festivalleiter Urs Siegfried. Der Philosoph und Unternehmer hat die Veranstaltung gemeinsam mit dem Wirtschaftshistoriker und ehemaligen Zürcher Gemeinderatspräsidenten Matthias Wiesmann sowie dem Philosophie-Lehrer Jonas Pfister auf die Beine gestellt. Und zwar mit dem Ziel, einen Raum zu schaffen, wo es um «die besten Begründungen» und nicht um «wilde Behauptungen» geht.

Für Einsteiger und Expertinnen

Trotz inhaltlichem Anspruch müsse man für das Festival aber weder Doktor noch Professorin sein, versichert Siegfried. «Wir stehen für verdauliche Philosophievermittlung.» In der Arena des Festivals liefern sich verschiedenste Gäste einen verbalen Schlagabtausch. Unter ihnen solche, die auch in der breiten Öffentlichkeit sehr bekannt sind – allerdings nicht unbedingt als Philosophie-Experten. So macht sich Schauspieler und Autor Mike Müller – befragt von NZZ-Feuilletonchef René Scheu – Gedanken zum Thema «Meine Heimat und ich». Und Radiopionier Roger Schawinski gibt seine Erkenntnisse zum Zeitgeistphänomen «Me, my selfie and I» zum Besten. Zur Seite stehen ihm die Lifestyle-Bloggerin Nives Arrigoni, Philosoph und Schriftsteller Philipp Tingler sowie Yves Bossart, Moderator «Sternstunde Philosophie» auf SRF.

Vielversprechend hört sich die Frage «Trägt das Ich Bart oder Lippenstift?» an, bei der es um kontroverse Ansichten, ob und wie das Geschlecht das Selbst bestimmt, geht. Den Antworten jagen Feminismus-Experte Dominique Kuenzle und Philosophin Catherine Newmark nach. Auf vergnüglichen Tiefgang lassen der Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider, die Philosophie-Grössen Gianfranco Soldati, Barbara Bleisch und Katja Gentinetta oder der Kunstwissenschaftler Jörg Scheller hoffen.

Slam-Poeten und Gespräche

Neben philosophischem Schlagabtausch mit Expertinnen und Experten wartet das Festival mit Bühnenkunst auf: Am Freitagabend liefern sich die Slam-Poeten und Spoken-Word-Artistinnen Amina Abdulkadir, Peter Heiniger, Renato Kaiser und Lillemor Kausch unerbittliche Wortgefechte. Auf der Leinwand im Kinosaal werden zudem Filme von Fachleuten philosophisch eingeführt. Und im «Salon» stehen während des Festivals Philosophinnen und Philosophen beim persönlichen Gespräch zu einem Thema Red und Antwort. Neben dem Wissens- kann dabei ungeniert der ganz profane Durst gestillt werden. (mai.)

Donnerstag, 18., bis Samstag, 20. Januar, Kulturhaus Kosmos, Lagerstrasse 104, 8004 Zürich. Komplettes Programm und Tickets: www.philosophiefestival.ch.