Dieser Brunnen war der Ursprung

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Das Wollishofer Ortsmuseum widmet sich fünf Brunnen. Für Ausstellungsmacher Raymond Naef ist einer davon besonders wichtig.

«Für mich – Sie werden es verstehen – ist dieser Jugendbrunnen der Höhepunkt unserer Ausstellung», sagt Raymond Naef. Er ist Grafiker und Mitglied der Ortsgeschichtlichen Kommission des Quartiervereins Wollishofen. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Ortsmuseum hat er die Sonderausstellung «Brunnengeschichten aus Wollishofen» konzipiert. Noch bis zum 23. Dezember zeigt sie fünf Brunnen und ihre Schöpfer, darunter das «Mädchen im Wind» von Otto Münch am Mythenquai gegenüber der Werft Wollishofen, oder den bereits erwähnten Jugendbrunnen des Bildhauers Max Blondat an der Kilchbergstrasse.

Mit vielen Erinnerungen verbunden
Raymond Naef, der in Wollishofen aufgewachsen ist und im Kreis 4 lebt, ist der Brunnen «Jeunesse» besonders ans Herz gewachsen. Durch ihn entstand auch die Idee zur Ausstellung im Ortsmuseum. Der ursprüngliche Standort von Blondats Brunnen war an der Albisstrasse beim Morgental gewesen. Der Gutsbesitzer Theodor Gustav Heuss hatte Zürich dieses Brunnenmodell aus Paris geschenkt. 1905 wurde er unter Anwesenheit des damaligen Stadtrats Benjamin Fritschi eingeweiht. Schon zwanzig Jahre später stand der Brunnen allerdings einem Neubau-Projekt und dem Ausbau der Strasse im Weg. Die Suche nach einem neuen Standort erwies sich als schwierig, für eine kurze Phase wurde er gar eingelagert. Im Sommer 1929 war es dann so weit, der Jugendbrunnen – im Volksmund «Fröschlibrunnen» genannt – kann man seither an der Kilchbergstrasse bewundern. «Gleich vis-à-vis der Alten Kirche steht der Brunnen mit drei dicht aneinandergeschmiegten Kindern aus Bronze, die von einem Felsen herab drei eben aus dem Nass entstiegenen Fröschen am Brunnenrand zuschauen», beschreibt Naef. Während seiner Kindheit sei die märchenhafte Szenerie, eine hinter gross gewachsenen Sträuchern und Bäumen versteckte Oase gewesen.
Für Naef ist Blondats Jugendbrunnen mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. So unter anderem an seine erste Liebe als Primarschüler. «Eines Tages versteckten wir uns beim Brunnen. Nur von den drei bronzenen Kindern beobachtet, fuhr ich ihr durch die dunkeln Locken, und wir gaben uns einen ersten Kuss», erzählt der Ausstellungsmacher. Nach der dritten Klasse seien die beiden Verliebten zwar in verschiedene Schulhäuser eingeteilt worden und ihre Wege hätten sich getrennt, «doch ich habe Marlyse und diesen Kuss nicht vergessen».

In Zürich stehen mehr als 1200 Brunnen. Über 100 davon im Kreis 2 mit Enge, Leimbach und Wollishofen. «Ich wandere gerne durch das Stadtgebiet, um Zürichs unzählige Brunnen zu entdecken.» Ab und zu führt ihn sein Weg nach Wollishofen und an seinem Lieblingsbrunnen vorbei.

Zur Sonderausstellung «Brunnengeschichten aus Wollishofen» ist eine gleichnamige Broschüre erschienen.

Ausstellung bis 23.12. Öffnungszeiten: sonntags 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung. ortsmuseum@wollishofen-zh.ch). Ortsmuseum Wollishofen, Widmerstr. 8.