Digitale Sing-Community tritt live auf

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Wenige Tage nach dem Lockdown hatte Barbara Böhi aus Altstetten am 23. März 2020 zusammen mit Julia Schiwowa ein virtuelles Einsingen für ­Chorsängerinnen auf Youtube eingerichtet. Zu Spitzenzeiten nahmen über 1500 Personen teil. Nun singt die Community öffentlich im Volkshaus.

Seit März 2020 singen Hunderte Menschen virtuell miteinander, haben neue Freundschaften geknüpft und fühlen sich aufgehoben. Der Youtube-Kanal «Einsingen um 9», den Barbara Böhi und Julia Schiwowa in einer Nacht-und-Nebel-­Aktion eingerichtet hatten (wir berichteten), wurde ein Erfolg. Er verzeichnet über 2,5 Millionen Aufrufe und 545 000 Stunden Wiedergabezeit.

Zur Erinnerung: Die Pandemie hatte mit ihren Sing- und Versammlungsverboten katastrophale Auswirkungen auf die Schweizer Chorszene. Von einem Tag auf den andern fehlte nicht nur die Gemeinsamkeit, es fehlte auch das Singtraining. Um die Stimme fit zu halten, braucht es regelmässige Proben. Mit der Idee der virtuellen Proben konnte das Einsingen zudem irgendwann am Tag oder abends nachgeholt werden. Bereits nach kurzer Zeit war klar, wie gross das Bedürfnis nach einem solchen Angebot war. Trotzdem hat die Erfolgsgeschichte die beiden Initiantinnen überrascht.

«Einsingen» findet weiterhin statt

Barbara Böhi aus Altstetten und Julia Schiwowa aus Thalwil haben die Idee innert zwei Tagen entwickelt und umgesetzt. «Menschen, die gerne singen, kann man nicht einfach auf stumm schalten, aber sie brauchen Unterstützung, das wollten wir in einer neuen Form anbieten.» Der Erfolg hat beide vollkommen überrascht. «Wir singen nicht einfach nur. Täglich wird mit Stimmbildung in einer Mischung von Stimm-, Atem- und Körperübungen die Stimme in Schwung gebracht. Die Stimme verbessert sich, man bekommt einen längeren Atem und kann die hohen Töne schöner singen.»

Im Gegensatz zu anderen Aktivitäten, die nach dem Lockdown wieder aufgelöst wurden, findet das «Einsingen» immer noch täglich statt. «Aus der Idee ist eine Familie geworden. Das tönt etwas verrückt, ist aber so!» Im täglichen Live-Chat wird neben dem Singen über Freuden und Schwierigkeiten im Alltag gesprochen, mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus. Gut 42% der Teilnehmenden klicken sich gemäss Pressetext aus Deutschland zu. Auch in Österreich, Frankreich, Italien, England, Finnland, Schweden und Norwegen wird digital mitgesungen. Laufend kommen neue Sängerinnen und Sänger dazu. Es braucht einzig einen Zugang zu Youtube. Am Samstag, 28. Mai, beginnt um 18 Uhr ein neues Kapitel. «Den Entschluss, die Online-Community in einem Live-Event zusammenzubringen, fassten wir im letzten Sommer und haben das Volkshaus Zürich gemietet.»

Musikalisches Feuerwerk

Mehrere hundert Menschen, die seit dem ersten Lockdown beim täglich live ge­streamten «Einsingen um 9» mitmachen, werden sich im Volkshaus begegnen. Unter dem Titel «Das grosse Singen» soll ein Feuerwerk aus Kanons, Liedern und musikalischen Überraschungen erklingen. Die fünf Einsingprofis Barbara Böhi, Julia Schiwowa, Jale Papila, Benjamin Berweger und Daniel Pérez werden die Kanons anstimmen und gemeinsam mit dem Publikum singen. Der grosse Chor der Mitsingenden wird vom Streichquartett Le Donne Virtuose und einer hochkarätig besetzten Jazz-Combo begleitet. Die Unterlagen zum Konzert sind auf der Website www.einsingen-um-9.ch verfügbar. Die Lieder und Kanons werden auch geprobt, wie immer virtuell, im Wissen, die Lieder schon bald Seite an Seite gemeinsam zu singen. Auch Zuhörerinnen und Zuhörer sind an diesem Anlass im Volkshaus willkommen. Tickets gibt es an der Abendkasse. (e.)


«Das grosse Singen», Samstag, 28. Mai, 18 Uhr, Volkshaus Zürich. Abendkasse 17 Uhr. www.einsingen-um-9.ch