«Eierfresser» freut sich über Nachwuchs

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Im Zoo Zürich haben sich die bedrohten Harlekin-Baumsteiger erstmals natürlich fortgepflanzt. Die Froschart gehört zur Gattung der Oophaga, übersetzt «Eierfresser». Dieser Name hat viel mit ihrem speziellen Brutverhalten zu tun.

Mit dem Errichten einer neuen Zuchtanlage im Hintergrund ist dem Zoo Zürich zum ersten Mal eine natürliche Zucht der Harlekin-Baumsteiger gelungen. Wie es in einer Mitteilung des Zoos heisst, würden Baumsteiger nur wenige Eier legen, sich aber dafür intensiv darum kümmern. Dies im Gegensatz zu einheimischen Froscharten, welche meist viele Eier legen und einen grossen Verlust durch Raubfeinde in Kauf nehmen.

Paarung und Eiablage des Harlekin-Baumsteigers finden meistens auf einem Bromelienblatt statt. Danach bewacht das Männchen dort die Eier und befeuchtet sie. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Jungtiere.

Kaulquappen mit Eiern füttern

Nach dem Schlupf transportieren die Elterntiere die Kaulquappen einzeln auf dem Rücken in kleine Wasserstellen, häufig in Bromelientrichtern. In solchen kleinen, nährstoffarmen Wasserstellen sind die Quappen besser geschützt vor Raubfeinden. Allerdings haben sie dort weniger bis kein Futter zur Verfügung.

Hier kommt das Brutverhalten der Weibchen zum Tragen. Das Weibchen füttert die Kaulquappen mit unbefruchteten Eiern, bis die Jungen die Metamorphose abgeschlossen haben. Dieses Fressen der unbefruchteten Eier durch die Quappen hat zum lateinischen Gattungsnamen ­Oophaga geführt, den Eierfressern.

Der Zoo Zürich hält Harlekin-Baumsteiger seit dem Jahr 2000. Im Jahr 2013 erhielt der Zoo drei Weibchen aus einer Konfiskation. Später kam noch ein Männchen aus einer Privathaltung hinzu. «Lange Zeit konnten die Tierpfleger und Tierpflegerinnen die Harlekin-Baumsteiger im Zoo zwar bei der Eiablage beobachten», schreibt der Zoo Zürich weiter. Danach trugen die Frösche die Kaulquappen aber nie zur Wasserstelle. Im Austausch mit dem in der Froschzucht erfahrenen Cali-Zoo in Kolumbien einerseits und dank des Erfahrungsschatzes verschiedener Zoomitarbeitender andererseits konnte der Zoo Zürich seine Terrarien in der Zwischenzeit nun so naturnah einrichten, dass eine erfolgreiche Naturbrut gelang.

Illegaler Tierhandel ist Problem

Der Harlekin-Baumsteiger gilt als stark gefährdete Art und ist nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet in Kolumbien zu finden. Er wurde erst im Jahr 2018 als eigene Art beschrieben. Neben dem Zoo Zürich hält diese Art laut Mitteilung nur noch der Cali-Zoo in Kolumbien, ein Projektpartner des Zoos.

Hauptproblem der Frösche ist der illegale internationale Tierhandel, da die Harlekin-Baumsteiger bei privaten Haltern sehr beliebt sind. Zusätzlich holzt der Mensch immer mehr Wälder für Agrarflächen ab. Auch der intensive Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft bedroht die Art. Der bei Amphibien weitverbreitete Chytridpilz könnte ebenso eine Bedrohung für die Populationen darstellen.

Seit 2006 engagiert sich der Zoo Zürich mit dem Projekt «Amphibian Survival» dafür, die Amphibienbestände in Kolumbien zu schützen. (pd.)