Forscher der Universität Zürich haben herausgefunden, dass Primaten mit grösseren Gehirnen mehr schwierigere Handgriffe beherrschen als diejenigen mit kleinen Gehirnen. Das Erlernen dauert jedoch länger. Besonders beim Menschen.
Arten mit grossem Hirn wie Menschen und Menschenaffen lernen zwar nicht langsamer als andere Primaten, beginnen aber erst später damit, wie Forschende der Universität Zürich zeigen. «Erst im Alter von etwa fünf Monaten können Kinder erstmals gezielt greifen. Und bis sie schwierigere Handgriffe beherrschen – etwa mit Messer und Gabel zu essen oder die Schnürsenkel zu binden –dauert es nochmals rund fünf bis sechs Jahre», heisst es in der Medienmitteilung der Universität Zürich. Viele Affenarten hätten in diesem Alter bereits ihren ersten Nachwuchs. Doch weshalb brauchen Menschen im Vergleich zu ihren nächsten Verwandten so viel länger, um feinmotorische Fähigkeiten auszubilden? Diese Frage haben sich Sandra Heldstab, Karin Isler, Caroline Schuppli und Carel van Schaik vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich während mehr als sieben Jahren gewidmet. In dieser Zeit haben sie über 36 Affenarten von der Geburt bis zum Alter beobachtet und überraschendes festgestellt: «Unsere Ergebnisse zeigen, dass die neuronale Entwicklung in extrem starren Mustern verläuft – auch bei unterschiedlichsten Affenarten», so Heldstab.
Grössere Gehirne mehr Geschick
Die Forscherinnen stellten grosse Unterschiede bei den konkreten feinmotorischen Fähigkeiten, die die verschiedenen Affenarten als Erwachsene beherrschen fest: «Affenarten mit grossen Gehirnen wie Makaken, Gorillas oder Schimpansen können mit ihren Händen viel schwierigere Aufgaben lösen als solche mit kleinen Gehirnen wie Lemuren oder Krallenaffen.» Dass der Mensch also so geschickt mit Händen und Werkzeugen umgehen kann, ist kein Zufall, sondern haben wir unserem grossen Hirn zu verdanken.
Geschickte Hände hätten jedoch ihren Preis: «Bei Arten mit grossen Gehirnen, wie dem Menschen dauert es sehr lange, bis sie selbst einfachste Hand- und Fingerbewegungen erlernt haben», erklärt Heldstab. Dies liege daran, dass der Mensch erst viel später mit dem Erlernen dieser Fähigkeiten beginne. Die Forschenden vermuten, dass grosse Gehirne bei der Geburt noch weniger weit entwickelt sind.
«Unsere Studie zeigt einmal mehr, dass sich im Verlauf der Evolution nur bei Säugetierarten, die lange leben und genügend Zeit zum Lernen haben, ein grosses Hirn und komplexe Fingerfertigkeiten inklusive Werkzeuggebrauch entwickeln konnten. Dies macht deutlich, warum so wenige Arten unserem Weg folgen und warum wir Menschen zum technologisch vollkommensten Organismus auf diesem Planeten werden konnten», folgert Sandra Heldstab. (cbr. / pd.)