«Ein neues Manuskript ist für mich ein bisschen wie Weihnachten»

Erstellt von Elsbeth Stucky |
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Claude Portmann ist Kleinverleger mit ungewöhnlichem Werdegang. Um über die Runden zu kommen, arbeitet er nebenbei auch als Koch und Betonkosmetiker. Beides ist ihm gegeben: die Kopfarbeit und das Handwerkliche.

Der C. F.-Portmann-Verlag residiert im Keller eines Mehrfamilienhauses in Küsnacht. Volle Bücherregale, ein Schreibtisch mit Computer, enge Verhältnisse, aber gemütlich. Claude Portmann vereinigt alle Abteilungen eines Verlags in seiner Person: von der Autorenbesprechung bis zum fixfertigen Buch.

Claude Portmann ist eindeutig ein Mann mit Zuversicht. Das zeigt sich im Gespräch. Vor allem aber strahlt er etwas aus, was für einen unabhängigen Kleinverleger in unsicheren Zeiten unerlässlich ist: Enthusiasmus und Freude an dem, was er tut. «Es hat Jahre gegeben, da produzierte ich fünfzehn Bücher.» In diesem Jahr nur drei. Eines davon von der Herrliberger Autorin Ursina Gehrig mit dem Titel «Ich haue ab übers Dach und nehme die Katze mit». Doch es gebe Zeichen, dass es langsam wieder anziehe.

«Ein bisschen Hebamme spielen»

Seit Mitte 2005 tritt das Unternehmen als klassischer Verlag auf, das heisst, es ist Mitglied beim Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband. Das Handwerk hat der 51-Jährige in unterschiedlichen Verlagen gelernt. Schmunzelnd erzählt er, wie alles begann: «Ich war Barmann im ‹Splendid› in Zürich, als mir die Stelle im Vertrieb eines Verlags angeboten wurde.» Er blieb dem Verlagswesen treu und durchlief alle wichtigen Funktionen in diversen Häusern. 2004 entschied sich Portmann dann allein und unabhängig weiterzugehen. Insgesamt rund 150 Titel habe er bis jetzt herausgegeben.

Natürlich müsse er hinter einem Buch stehen, um Ja zu sagen. «Ein Buch produzieren ist ein bisschen wie Hebamme spielen», findet der Küsnachter. Aber manchmal brauche ein Autor nur seinen fachmännischen Rat.

Das Leben bringt die Geschichten

Claude Portmann setzt keinen thematischen Schwerpunkt. Er zeigt sich offen dem gegenüber, was das Leben an Geschichten hervorbringt. Sein Sortiment ist breit, Buch für Buch zieht er flink aus dem Regal, darunter sind Gedichtbände, Bildbände, historische Romane, spanische Literatur, auch Kinderbücher. Seit 2005 hat der Verleger auch einen Kinderbuchableger namens Edition Hü & Hott.

«Ein neues Manuskript ist wie Weihnachten für mich», sagt Portmann. Jedes Manuskript, das den Weg in seinen Verlag findet, liest er auch. «Autoren kommen auf mich zu, auf Empfehlung oder sind mir von früheren Engagements gefolgt.» Für einen Professor, heute im Ausland lebend, veröffentliche er immer noch seine Schriften. In der Regel finanzieren die Autoren die Erscheinung ­ihres Werks und behalten die Rechte daran.

Portmann hat gleich drei Berufe

Die Bücher werden in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich verkauft. Aber über die Runden kommt Portmann mit seiner Verlegerarbeit nicht. Darum arbeitet er auch als Koch und Betonkosmetiker. Betonkosmetiker? «Missratenen Sichtbeton bei Rohbauten ausbessern», erklärt der gelernte Maler. Claude Portmann macht schöne Bücher mit Fadenheftung, ein originelles Lesebändchen krönt sie. Ein stattliches Werk ist der Band zum 100-Jahr-Jubiläum der Pfadi Wulp Erlenbach/Küsnacht. Die Pfadi ist Teil seiner ­eigenen Kindheit, wuchs der Verleger doch in Erlenbach auf und war selber Pfadfinder.

Auf die Frage, ob es einen Longseller gebe, antwortet Portmann: «Ja», und zückt ein Taschenbuch mit dem Titel: «Blaulicht für ein Zwieback». Ein Notarzt erzählt über seine Einsätze, ernst und heiter sei es zugleich. «Dieses Buch ist seit gut zehn Jahren immer wieder gefragt.» Über welche Kanäle neue Leser kommen, das könne er nicht sagen.

«Schon als Kind war ich eine Leseratte und ich wäre gerne Buchhändler geworden», erinnert sich der Verleger. Und wie das Leben so spielen kann, schliesst sich der Kreis bei Portmann, ­indem er beiläufig erwähnt: «Eine Zeit lang habe ich als Lehrer angehende Buchhändler unterrichtet.»